Die Tochter des Magiers
allmählich drehten sich ihre Körper, bis sie wieder in
der Vertikalen waren. Als ihre Füße den Boden berührten, hielt er sie
weiterhin umarmt.
Jake drückte auf die Stoppuhr und räusperte sich. »Schätze,
die Zeit will wohl niemand wissen«, murmelte er und steckte die Uhr in
die Tasche. Dann schaltete er schnell ab. »Ach, übrigens, wir müssen
noch einkaufen gehen, Mouse.«
»Wieso?«
»Na, wir brauchen doch diese Ersatzteile.«
Mouse blinzelte verwirrt. »Welche Ersatzteile?«
Jake verdrehte die Augen und deutete mit einer Kopfbewegung
auf Roxanne und Luke. Sie schauten sich tief in die Augen und schienen
nichts von ihrer Umgebung wahrzunehmen.
»Oh, ich brauche auch noch etwas.« Lily seufzte gerührt und
packte Mouses Hand. »Ich brauche sogar eine ganze Menge. Gehen wir.«
»Aber die Proben …«
»Ich glaube, davon wollen sie heute nichts mehr wissen«,
grinste Jake, als er Mouse aus dem Raum zog.
Die Stille weckte Roxanne aus ihre Benommenheit.
»Es … es hat lange gedauert.«
»Schon.« Sanft ließ er seine Hände über ihren Rücken gleiten,
ehe er sie von den Gurten befreite, die für diese Levitation nötig
waren. »Aber es wird ein verdammt tolles Finale.«
»Wir müssen aber noch daran arbeiten.«
»Ich rede nicht von diesem Finale.« Er
streifte ebenfalls seine Gurte ab. »Ich rede von dir und mir.« Ohne den
Blick von ihr zu wenden, streichelte er ihre warme glatte Haut. »Und
darüber.«
Als er sie küßte, hielt sie sich instinktiv an seinen
Schultern fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Glaub nicht,
du könntest mich verführen.«
Er strich mit seinen Lippen über ihre Wange und spürte, daß
sie zitterte. Er wußte genau, wo er sie küssen mußte. »Sollen wir
wetten?«
»Ich kann jederzeit gehen.« Aber ihr Körper drängte sich ihm
entgegen, und sie erwiderte leidenschaftlich seine Zärtlichkeiten. »Ich
brauche dich nicht.«
»Ich dich auch nicht.« Er hob sie hoch und ging zur Treppe.
Wenn ich nur endlich aufhören würde zu zittern, käme ich sicher rasch
wieder zur Besinnung, dachte sie und klammerte sich an ihn. Aber neben
dieser schrecklichen Sehnsucht, die sie erfüllte, erschien alles andere
so klein und unwichtig. Mit einem Stöhnen preßte sie ihr Gesicht an
seinen Hals.
»Rasch«, war alles, was sie sagte.
Wenn er gekonnt hätte, wäre er die Treppe hinaufgeflogen.
Nachdem er die Schlafzimmertür mit einem Fußtritt hinter sich
geschlossen hatte, suchte er wieder ihre Lippen. Er war froh, daß er in
weiser Voraussicht wenigstens ein Bett gekauft hatte.
Und es war ein prachtvolles, bequemes Himmelbett, das nachgab
wie eine Wolke, als sie daraufsanken. Für einen kleinen Moment nahm er
sich Zeit, sie anzuschauen, um sich zu erinnern – und um auch
sie zu zwingen, sich daran zu erinnern, wie es vor fünf Jahren gewesen
war. Was sie füreinander empfunden und miteinander geteilt hatten.
Er sah ihr an, daß sie sich dagegen wehrte, und begann sie zu
küssen. Er war so erregt, daß er das Gefühl hatte, sofort zu
explodieren, wenn sie ihn berührte. Deshalb packte er ihre Handgelenke
und hielt ihre Arme fest.
Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Das Herz
schlug ihr bis in die Kehle, als sie seine Lippen auf ihrem Körper
spürte.
Unzählige Male hatte er davon geträumt, in unzähligen einsamen
Zimmern, an unzähligen Orten. Doch gegen die Wirklichkeit waren alle
Fantasien blaß und farblos. Ihm war, als genieße er ein Festmahl nach
langen Jahren des Fastens. Und diesen Genuß würde er sich niemals
wieder versagen.
Auch Roxanne gab sich rückhaltlos den Empfindungen hin, die
sie überfluteten. Sie hatte beinah vergessen, wie es war, vor Sehnsucht
fast zu verbrennen. Jede Berührung seiner Lippen war unendlich vertraut
und gleichzeitig doch so fremd, daß sie erschauderte.
Mit vibrierender Stimme seufzte sie seinen Namen. Jedes
Aufstöhnen steigerte seine Erregung bis ins Maßlose. Er ließ ihre Hände
los und zerrte ihr wie von Sinnen die Kleider vom Leib. Atemlos genoß
er den Anblick ihres nackten Körpers. Vor lauter Eile, ihn endlich ganz
zu spüren, zerriß sie sein Hemd. Die Hitze, die sich in ihr staute,
drohte sie zu verzehren. Sie wollte mit ihm gemeinsam den Gipfel
erreichen, sie wollte, daß er das Feuer in ihr noch weiter anheizte.
Gleich beim ersten ungestümen Stoß bäumte sie sich ihm entgegen und
schrie auf, gequält und triumphierend zugleich.
Er spürte, daß sie ihn mit ihren Beinen umschlang, und
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