Die Tochter des Magiers
stieß
wieder und immer wieder zu, bis er ebenfalls befreit aufschrie.
Endlich war er wieder zu Hause.
Er blieb regungslos liegen, ohne sich von
ihr zu lösen. Es war alles ganz anders als damals. Früher hätte sie
zärtlich seinen Rücken gestreichelt, sich an ihn gekuschelt oder ihm
etwas ins Ohr geflüstert, um ihn zum Lachen zu bringen.
Doch heute herrschte nur bedrückendes Schweigen.
Seine Bestürzung verwandelte sich in Zorn. »Sag mir nicht, daß
es dir leid tut.« Er richtete sich auf und schaute sie an. »Dir kannst
du das vielleicht einreden, aber mir nicht.«
»Ich habe nicht gesagt, daß es mir leid tut.« Es fiel ihr
schwer, die Ruhe zu wahren, da sie das Gefühl hatte, ihr ganzes Leben
sei gerade in den Grundfesten erschüttert worden. »Ich wußte, daß es
passieren würde. Schon als ich in meine Garderobe kam und dich dort
sah, wußte ich es.« Sie schaffte es, gleichgültig mit den Schultern zu
zucken. »Ich mache oft Fehler, ohne daß es mir leid tut.«
Seine Augen blitzten, und er rollte sich zur Seite. »Du
verstehst es wahrhaftig noch immer, einen Tiefschlag zu landen.«
»Darum geht es gar nicht.« Sie zwang sich, ganz sachlich zu
bleiben – auch wenn es sie fast umbrachte. »Ich habe es
genossen, wieder mit dir zu schlafen. Wir haben im Bett immer schon gut
zusammengepaßt.«
Er packte ihren Arm, ehe sie nach ihrem Sweatshirt greifen
konnte. »Wir haben in jeder Beziehung gut zusammengepaßt.«
»Das war einmal«, entgegnete sie. »Ich will ehrlich sein,
Callahan. Seit du weg warst, habe ich mir nur selten ein Abenteuer
gegönnt.«
Er konnte es nicht ändern, aber er fühlte sich geschmeichelt.
»Ach ja?«
»Du brauchst gar nicht so selbstzufrieden dreinzuschauen«,
erwiderte sie. Es war merkwürdig, daß er sie gleichzeitig in Wut
bringen, erregen und amüsieren konnte. »Es war meine eigene freie
Entscheidung. Ich war einfach zu beschäftigt.«
»Gib es zu.« Er strich lässig mit einem Finger über ihre
Brust. »Ich habe dich für alle anderen verdorben.«
Sie stieß seine Hand zur Seite, ehe sie doch noch den Rest
ihres Stolzes über Bord warf. »Du hast mich zufälligerweise erwischt,
als ich …« Verletzlich war nicht gerade das richtige Wort.
»Eben zum rechten Zeitpunkt. Ich glaube, damals hätte jeder erfahrene
Mann diese Wirkung auf mich gehabt.«
»Ach, meinst du?«
Ehe sie reagieren konnte, hatte er sie zurück auf das Bett
gedrängt und bewies ihr mit seinen Händen, welches Feuer er entfachten
konnte.
»Es ist bloß Sex«, keuchte sie.
»Na klar.« Er küßte die feuchte Haut zwischen ihren Brüsten.
»Und ein Diamant ist bloß ein Stein.« Mit den Zähnen neckte er ihre
Brustwarzen, bis sie sich hilflos an ihn klammerte.
Sie war vollkommen erschöpft. Als es ihr
endlich gelang, die Augen zu öffnen, erfüllte ein sanftes Zwielicht den
Raum. Sie schaute sich um.
Das Zimmer war vollkommen leer bis auf das Bett, in dem sie
lagen, und einer riesigen Kommode aus dunkel schimmerndem Kirschholz.
Daneben lagen zahllose Kleidungsstücke auf dem Boden verstreut. Weitere
hingen über der Türklinke und stapelten sich in den Ecken.
Das sieht ihm ähnlich, dachte sie. Genauso typisch war es, daß
er sich zu Seite gedreht hatte, damit sie sich an ihn schmiegen konnte.
Wie oft hatten sie so nebeneinander gelegen? Früher wäre sie
zufrieden und mit einem Gefühl unendlicher Geborgenheit direkt in den
Schlaf gesunken.
Aber zu vieles hatte sich inzwischen geändert.
Doch als sie sich aufsetzen wollte, hielt er sie fest.
»Luke, was eben passiert ist, ändert überhaupt nichts.«
Er öffnete ein Auge. »Baby, ich bin gern bereit, dir nochmals
zu beweisen, daß ich recht habe. Du mußt mir nur ein paar Minuten Zeit
lassen.«
»Das einzige, was wir bewiesen haben ist, daß wir immer noch
hervorragend aufeinander eingespielt sind.« Ihr Zorn war fast völlig
verschwunden. Statt dessen empfand sie eine unendliche Traurigkeit, die
noch viel schlimmer war. »Es ist gar nicht nötig … was zur
Hölle ist das?« Sie starrte entgeistert auf seine Schulter.
»Ein Tattoo. Hast du noch nie eine verdammte Tätowierung
gesehen?«
»Doch.« Skeptisch musterte sie in dem dämmrigen Licht die
Abbildung eines zähnefletschenden Wolfs direkt über den Narben auf
seinem Rücken und wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
»Jesus, Callahan, bis du übergeschnappt oder was?« meinte sie so
unbekümmert wie möglich.
»Tattoos sind in«, entgegnete er verlegen.
»Na klar,
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