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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mußte es sein, so viel Vertrauen haben zu können.
    »So, jetzt schau zu.« Roxanne begann ihm den Trick zu
erklären. »Zuerst mußt du die Karten schon mal richtig mischen.« Sie
teilte sie in zwei Stapel auf und zeigte es ihm mit der Geduld einer
Lehrerin, die einem Erstklässler das Schreiben beibringt.
    Zweimal machte sie ihm den Trick Schritt für Schritt vor, dann
reichte sie ihm das Kartenspiel. »Jetzt versuch du's.« Wie Max richtig
erkannt hatte, besaß Luke geschickte Hände.
    »Das ist klasse«, murmelte er.
    »Magie ist sowieso das Tollste, was es gibt.«
    Sie lächelten sich zu und waren, wenigstens für einen Moment,
einfach zwei Kinder, die ein großartiges Geheimnis miteinander teilten.

VIERTES
KAPITEL
    L ampenfieber war eine neue, aufregende
Erfahrung für Luke. Selbstbewußt und voller Vorfreude wartete er hinter
den Kulissen. In einem gebrauchten Frack, den die gutmütige Mama
Franconi hastig geändert hatte, fühlte er sich wie ein Star. Immer
wieder ging er im Kopf die Nummer durch, während Max das Publikum mit
einigen Taschenspielertricks aufwärmte.
    Es ist nichts weiter dabei, dachte er. Ein reines Kinderspiel,
das ihm, solange Roxanne außer Gefecht gesetzt war, pro Abend
zusätzlich zehn Dollar einbrachte. Wenn die Prognose des Arztes
stimmte, bedeutete das, daß er einhundert Dollar mehr in seiner
Miami-Kasse hatte.
    Er gratulierte sich zu seinem Glück und mustere die Leute in
der ersten Reihe. Da tippte Mouse ihm auf die Schulter.
    »Gleich kommt dein Stichwort.«
    »Wie?«
    »Dein Stichwort.« Mouse deutete zur Bühne, wo Lily in ihrem
glitzernden Trikot umherstolzierte und für die Männer im Publikum die
Hüften schwenkte.
    »Mein Stichwort.« Luke spürte sein Blut zu Eiswasser
erstarren, und sein Herz flatterte wie ein kleiner Vogel. Mouse brummte
zustimmend und schubste Luke auf die Bühne.
    Gelächter brandete auf, als der magere Junge in seinem viel zu
großen Frack hereinstolperte. Lukes Gesicht war weiß wie ein Laken. Er
verpaßte den Einsatz, hatte seine ersten Worte total vergessen. Kalter
Schweiß brach ihm aus. Stocksteif und wie gelähmt vor Angst starrte er
auf die vielen grinsenden Gesichter.
    »Ah.« Lässig schlenderte Max zu ihm hinüber. »Mein junger
Freund scheint etwas verloren zu haben.« Er strich Luke scheinbar
freundlich übers Haar. Die Zuschauer sahen nicht, daß er ihn dabei fest
in den Nacken kniff, um ihn durch den Schock aus seiner Erstarrung zu
reißen.
    Luke zuckte zusammen, blinzelte und schluckte. »Ich …
eh …« Scheiße, was sollte er noch mal sagen? »Hab meinen Hut
verloren«, stieß er hastig hervor, und dann wurde sein weißes Gesicht
feuerrot, als das Publikum erneut lachte. Zur Hölle mit diesen Idioten,
dachte Luke und straffte die Schultern. In diesem Moment verwandelte er
sich von einem verängstigten kleinen Jungen in einen arroganten jungen
Mann. »Ich hab eine Verabredung mit Lily. Und eine so schöne Frau kann
ich nicht ohne meinen Hut zum Tanzen ausführen.«
    »Eine Verabredung mit Lily?« Wie sie es einstudiert hatten,
schaute Max zunächst überrascht drein und dann verärgert. »Ich fürchte,
da irren Sie sich. Die entzückende Lily ist heute abend mit mir
verabredet.«
    »Da hat sie wohl ihre Meinung geändert.« Luke grinste
selbstbewußt. »Sie wartet schon auf mich. Wir gehen aus.« Mit einer
schwungvollen Bewegung zauberte er eine große rote Rose aus seinem
Revers. »In die Stadt.«
    Der Applaus für seinen ersten öffentlichen Zaubertrick hatte
auf ihn die gleiche Wirkung wie eine verführerische Frau. Luke Callahan
hatte seine Berufung gefunden.
    »Ich verstehe.« Max warf einen Seitenblick ins Publikum. »Sind
Sie nicht ein wenig zu jung für eine Frau von Lilys Format?«
    Jetzt war er in sicherem Fahrwasser. »Was mir an Jahren fehlt,
mache ich an Energie wett.« Diese Bemerkung, zu der er spöttisch
grinste, rief lautes Gelächter hervor. Luke fühlte, wie sein Herz einen
regelrechten Satz machte.
    »Natürlich kann ein Gentleman seine Dame nicht ohne Hut
ausführen.« Max rieb sich die Hände und blickte zur linken Bühnenseite.
»Leider ist das der einzige Hut, den ich heute abend gesehen habe.« Ein
Scheinwerfer schwenkte auf den übergroßen Zylinder. »Er scheint mir
allerdings ein wenig zu groß, selbst für jemanden, der so aufgeblasen
ist wie Sie.«
    Luke reckte sich auf die Fußspitzen und hakte die Daumen in
den Hosenbund. »Ich durchschaue ihre Tricks, Alter. Es ist wirklich
besser für Sie, wenn

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