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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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leid, daß ich gesagt habe, du
seist häßlich.«
    Die Andeutung eines Lächelns erschien auf ihren Lippen. »Und
tut es dir leid, daß du gesagt hast, David Cassidy sei zum Kotzen?«
    »Nee, ganz bestimmt nicht«, grinste er.
    Nun mußte sie doch lachen. »Na ja, das liegt wohl daran, daß
du bloß ein Junge bist.« Das Gefühl, die Oberhand zu haben, gefiel ihr.
In der Hoffnung, ihren Vorteil noch ein bißchen länger ausnutzen zu
können, lächelte Roxanne ihn an. »Gießt du mir einen Saft ein?«
    »Klar.«
    Er füllte ein Glas und reichte es ihr.
    »Du redest nicht sehr viel«, sagte sie nach einem Schluck.
    »Dafür redest du um so mehr.«
    »Ich weiß auch eine ganze Menge. Jeder sagt, ich sei
gescheit.« Vor allem war sie aber entsetzlich gelangweilt. »Sollen wir
was spielen?«
    »Für Spiele bin ich zu alt.«
    »Stimmt gar nicht. Daddy sagt, dafür ist niemand zu alt.
Deshalb lassen sich die Leute ja an Straßenecken auf das Hütchenspiel
und Kartentricks ein und verlieren ihr Geld.« Sie sah das Interesse auf
seinem Gesicht und versprach: »Wenn du was mit mir spielst, bringe ich
dir einen Kartentrick bei.«
    Luke war gewieft genug, um zu wissen, wie man verhandelte.
»Bring mir den Kartentrick bei, danach spiele ich mit dir.«
    »Nee, nee.« Mit ihrem selbstgefälligen Lächeln ähnelte sie
verblüffend einer Frau, die wußte, daß ein Mann ihr in die Falle
gegangen war. »Ich zeige dir den Kartentrick, dann spielen wir, und
danach bringe ich dir bei, wie er funktioniert.«
    Sie nahm die Karten vom Tisch und mischte sie geschickt,
während Luke sich auf den Bettrand setzte und fasziniert ihre Hände
beobachtete.
    »Also, du suchst dir irgendeine Karte aus, die du gerade
gesehen hast, und sagst laut, welche es ist.«
    »Großartiger Trick, wenn ich sie dir nenne«, murmelte er. Aber
er entschied sich für Pik-König.
    »Oh, das geht nicht«, sagte Roxanne.
    »Warum nicht, verdammt? Du hast gesagt, jede Karte, die ich
sehe.«
    »Aber den Pik-König konntest du gar nicht sehen. Er ist
überhaupt nicht da.« Lächelnd drehte sie die Karten wieder um, und Luke
blieb der Mund offenstehen. Verdammt, er hatte diesen König doch gerade
noch gesehen.
    »Du hast ihn in deiner Hand verschwinden lassen.«
    Sie grinste zufrieden. »Hab ich nicht.« Um es zu beweisen,
legte sie die Karten auf ihren Schoß und hob beide Hände. »Such dir
eine neue aus.«
    Diesmal paßte Luke scharf auf und wählte die Kreuz-Drei. Mit
einem theatralischen Seufzer schüttelte Roxanne den Kopf.
    »Du suchst dir dauernd fehlende Karten aus.« Langsam drehte
sie die Karten um, und Luke sah, daß die Drei fehlte – dafür
war aber der König wieder im Spiel. Ärgerlich wollte er nach den Karten
greifen, aber Roxanne hielt sie hoch über ihren Kopf.
    »Ich glaube nicht, daß das ein normales Spiel ist.«
    »Etwas nicht glauben zu können ist eben das Geheimnis der
Zauberei«, zitierte Roxanne mit wichtiger Miene ihren Vater. Sie
mischte die Karten rasch durch und breitete sie auf der Bettdecke aus.
Mit einer Handbewegung deutete sie auf die beiden Karten, die Luke sich
ausgesucht hatte und die jetzt wieder unter den zweiundfünfzig anderen
waren. Seufzend gab er sich geschlagen. »Okay, wie hast du das gemacht?«
    »Erst spielen wir«, grinste sie.
    Am liebsten hätte er sie zum Teufel geschickt. Aber noch viel
lieber wollte er wissen, wie der Trick funktionierte. Nach zwei Spielen
holte er etwas zu trinken und ein paar Plätzchen. Roxanne freute sich,
daß er Wort gehalten und nicht herumgenörgelt hatte.
    »Jetzt zeig ich's dir. Aber du mußt schwören, das Geheimnis
niemals zu verraten.«
    »Ich habe den Eid bereits geleistet.«
    »Wann?« fragte sie mißtrauisch. »Und wieso?«
    Er hätte sich glatt die Zunge abbeißen können. »Vorhin bei der
Probe«, erklärte er widerstrebend. »Ich springe ein, bis du nicht mehr
voller Flecken bist.«
    Sie überlegte schweigend, wobei sie langsam die Karten
mischte. Es half ihr immer beim Nachdenken, wenn sie ihre Hände
beschäftigte. »Du übernimmst meine Rolle?«
    »Max hat gesagt, ohne dich sei eine Lücke in der Nummer. Ich
springe nur ein.« Mit einer Diplomatie, die ihm selbst ganz neu war,
fügte er hinzu: »Bloß vorübergehend. Vielleicht nur heute abend.«
    »Na ja, ich glaube, dann ist es okay. Daddy hat gesagt, es tut
ihm leid, daß er gedroht hat, mich zu ersetzen, weil das gar niemand
könnte.«
    Luke beneidete sie glühend um diese Gewißheit, daß ihr Vater
sie liebte. Wie schön

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