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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wünschen?
Übertölpelt zu werden, genarrt zu werden … und staunen zu
können. Sie wollen sehen, wie das Unbegreifliche direkt vor ihrer Nase
passiert.« Max öffnete die Hand und zeigte Luke einen kleinen roten
Ball, warf ihn auf den Tisch und zog die andere Hand unter dem Tisch
hervor. Als er sie öffnete, lag der rote Ball darin.
    »Ich weiß genau, wie du das gemacht hast«, grinste Luke. »Aber
ich habe es nicht gesehen.«
    »Weil ich dich angeschaut habe und du mich automatisch
ebenfalls angeschaut hast. Deshalb sieh ihnen stets in die Augen.
Unschuldig, selbstgefällig, wie immer es dir gerade paßt. Aber schau
ihnen in die Augen. Dadurch wird eine Illusion ehrlich.«
    »Ein Trick ist doch ein Betrug, nicht wahr?«
    »Nur wenn du es nicht schaffst, daß das Publikum diesen Betrug
genießt.« Er nickte zufrieden, als Luke die vier Asse vorzeigte, die
zuoberst auf dem gemischten Kartenspiel lagen. »Deine Technik ist gut,
aber das allein genügt nicht. Wo bleibt die entsprechende Präsentation,
die dem Publikum klarmacht, daß es nicht einfach nur ein gut
einstudierter Trick ist, sondern Magie?« Er schob Luke die Karten
wieder zu. »Ich sage es noch mal: Setz mich in Erstaunen.«
    Max sah, wie Luke sich konzentrierte. »Ich will noch mal den
ersten machen.«
    »Na gut, laß hören.«
    Luke errötete, aber er räusperte sich, atmete tief durch und
begann. Er hatte diese kleine Darbietung seit Wochen geübt.
    »Ich möchte Ihnen ein paar Kartentricks zeigen. Natürlich
werden Ihnen die wenigsten Zauberer vorher sagen, was sie tun wollen.
Aber ich bin noch ein Kind. Ich kann es nicht besser.« Er fächerte die
gemischten Karten auf und hielt sie seinem imaginären Publikum hin,
damit alle erkennen konnten, daß es ganz gewöhnliche Karten waren. »Ich
bitte nun diesen Herrn hier, sich eine auszusuchen, irgendeine.« Luke
breitete die Karten auf dem Tisch aus und wartete, bis Max eine
herausgriff. »Diese?« fragte er mit sichtlichem
Unbehagen. »Wollen Sie wirklich diese Karte?«
    Max spielte mit und nickte. »Jawohl, das will ich.«
    »Nicht lieber diese hier?« Luke tippte auf die Karte am Ende
des Fächers. »Nein?« Er schluckte hörbar, als Max den Kopf schüttelte.
»Okay. Denken Sie daran, ich bin bloß ein Kind. Wenn Sie nun bitte die
Karte dem Publikum zeigen würden? Passen Sie auf, daß ich sie nicht
sehe«, fügte er hinzu, während er sich gleichzeitig den Hals verrenkte,
um einen Blick darauf zu erhaschen. »Gut.« Seine Stimme klang unsicher.
»Ich glaube, Sie können sie jetzt wieder zurücklegen, irgendwohin, egal
wo. Dann müssen Sie mischen – oder soll ich es machen?« fragte
er hoffnungsvoll.
    »Nein, ich mache es selbst.«
    »Gut.« Luke stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wenn sie gemischt
sind, hebe ich ab und werde durch Zauberei genau die Karte vorzeigen,
die dieser freundliche Herr sich ausgesucht hat.« Er griff in seine
Tasche, zog ein unsichtbares Taschentuch heraus und wischte sich über
die Stirn. »Ich glaube, das genügt. Wirklich, schon gut, es ist genug
gemischt.« Luke nahm die Karten. Nachdem er sie auf den Tisch gelegt
hatte, strich er mit den Händen darüber und murmelte: »Das müßte sie
sein. Bitte sehr!« Er hielt triumphierend eine Karte in die Höhe. Als
Max den Kopf schüttelte, fragte er niedergeschlagen: »Ist sie es
wirklich nicht? Ich hab doch bestimmt alles richtig gemacht. Warten Sie
mal.« Er steckte die Karte zurück, murmelte wieder etwas vor sich hin
und wählte erneut eine falsche.
    »Mit diesem Kartenspiel muß etwas nicht stimmen. Ich glaube,
Ihre Karte ist überhaupt nicht dabei. Sie haben mich betrogen.« Er
stand erzürnt auf und stolzierte zur Rampe. »Und jemand hier im Saal
steckt mit Ihnen unter einer Decke. Sie da.« Er deutete auf Lester, der
damit beschäftigt war, Wetten anzunehmen. »Los, raus damit.«
    »Womit denn, Junge?«
    »Mit der Karte. Ich weiß, daß Sie sie haben.«
    »Nein, nein.« Lester klemmte sich den Telefonhörer unters Kinn
und hielt beide Hände hoch. »Ich hab keine Karte, Junge.«
    »Ach nein?« Luke griff an Lesters dickem Bauch vorbei in den
Hosenbund und zog eine Karo-Neun heraus. »Sie sind wohl gerade zu einem
Pokerspiel unterwegs?«
    Während Lester vor Lachen brüllte, hielt Luke die Karte hoch,
damit das Publikum sie erkennen konnte. »Danke. Vielen Dank. Sie waren
ein guter Mitspieler«, sagte er zu Lester. »Stehen Sie auf, und
verbeugen Sie sich.«
    »Klar, Junge, klar.« Amüsiert stand Lester auf. »Der

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