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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hätte
seine Aufgabe sogar blind erledigen können.
    Es gab ein leises Klicken, als er nach innen griff und den
Haken löste. Dann herrschte Stille. Wie immer lauschte er einige Zeit,
bevor er eintrat.
    Es war jedesmal wieder ein ganz unbeschreibliches Hochgefühl,
ein dunkles, stilles fremdes Haus zu betreten, ein Gefühl der Macht und
Überlegenheit.
    Lautlos wie ein Schatten huschte er durch die Küche ins
Eßzimmer und weiter in den Flur.
    Sein Herz schlug rasch. Ein angenehmes Prickeln überlief ihn,
fast so wie die Vorfreude auf guten Sex.
    Er fand nach LeClercs Beschreibung mühelos die Bibliothek und
den Safe, der hinter einer falschen Tür versteckt lag.
    Max klemmte sich eine Ministablampe zwischen die Zähne,
drückte ein Stethoskop neben das Schloß und begann.
    Er genoß diese Arbeit. In der Bibliothek roch es ein wenig
nach verblühten Rosen und Pfeifentabak, und draußen wehte ein leichter
Wind, so daß die Äste eines Kastanienbaums hin und wieder über das
Fenster strichen. Wenn er Zeit dazu hätte, würde er sicher irgendwo
eine Karaffe mit Brandy finden und sich einen Schluck gönnen.
    Er hatte den Safe beinahe geöffnet, da hörte er das Wimmern.
    Langsam drehte er sich um, jederzeit zur Flucht bereit. Doch
dann entdeckte er im Licht seiner Taschenlampe einen Welpen, nicht
älter als ein paar Wochen. Mit einem neuerlichen Wimmern kauerte er
sich vor ihn und pinkelte auf den Perserteppich.
    »Ein wenig spät, um mich zu bitten, dich rauszulassen«,
flüsterte Max. »Und leider habe ich keine Zeit, es sauberzumachen. Du
wirst es wohl morgen früh ausbaden müssen.«
    Max arbeitete weiter und öffnete mit einem zufriedenen Seufzer
den Safe. Der Welpe trottete näher und schnüffelte an seinen Schuhen.
    »Glücklicherweise bin ich heute hier und nicht erst in einem
Jahr, wenn du groß genug sein wirst, mich zu beißen. Obwohl ich bereits
eine Narbe an meinem Hinterteil habe, die von einem Pudel stammt, der
nicht viel größer war als du.« Er überging die Wertpapiere und öffnete
ein Samtkästchen, in dem die Aquamarine schimmerten. Mit einer
Juwelierlupe prüfte er die Steine und nickte anerkennend.
    »Wunderschön, nicht wahr?« Er steckte sie in seinen Beutel.
Als er sich bückte, um den Welpen zum Abschied zu streicheln, hörte er
leise Schritte auf der Treppe.
    »Flöhchen?« flüsterte eine hohe, aufgeregte Frauenstimme.
»Flöhchen, bist du da unten?«
    »Flöhchen?« frage Max und streichelte den Hund mitleidig.
»Also manche sind mit ihren Namen richtig gestraft.«
    Er schloß den Safe und verschwand rasch in einer dunklen Ecke.
    Eine Frau mittleren Alters, die ein Haarnetz trug und ihr
Gesicht dick mit Nachtcreme eingerieben hatte, kam auf Zehenspitzen in
den Raum. Der Welpe jaulte und wollte schwanzwedelnd zu Max laufen.
    »Da ist ja Mamas Baby!« Kaum einen Schritt von ihm entfernt,
hob sie den Hund hoch. »Wo wolltest du denn hin? Du böser Hund!« Sie
gab ihm einen schmatzenden Kuß, während der Welpe sich zappelnd zu
befreien suchte. »Hast du Hunger? Hast du Hunger, Schatzimaus? Dann
kriegst du ein schönes Schälchen Milch, ja?«
    Max schloß die Augen und bedauerte den Hund von ganzem Herzen.
Er wehrte sich winselnd, aber die Frau hielt ihn fest an sich gedrückt
und ging in Richtung Küche davon.
    Da ihm dieser Weg nach draußen nun versperrt war, öffnete Max
leise ein Fenster. Mit etwas Glück würde sie sich so intensiv mit dem
Welpen beschäftigen, daß sie das ordentliche kleine Loch in der
gläsernen Küchentür gar nicht bemerkte.
    Andernfalls, überlegte Max, habe ich immer noch einen guten
Vorsprung.
    Er schloß das Fenster und bemühte sich, nicht auf die
Stiefmütterchen zu trampeln.
    Luke konnte nicht schlafen. Der Gedanke an
seinen ersten Auftritt am nächsten Abend erfüllte ihn mit einem
unbeschreiblichen Hochgefühl. Gleichzeitig gingen ihm alle möglichen
Schreckensvisionen durch den Kopf.
    Wenn er sich nun ungeschickt anstellte? Oder wenn er den Trick
völlig vergaß? Was war, wenn das Publikum ihn auslachte?
    Dabei wußte er, daß er gut sein konnte, wirklich gut. Aber
viele Jahre lang hatte er immer wieder zu hören bekommen, er sei dumm,
wertlos, tauge nichts. Diese Unsicherheit ließ sich nicht so leicht
abschütteln.
    Gegen Schlaflosigkeit kannte Luke nur ein Mittel, und das war
Essen. Nach wie vor hielt er es für das Sicherste, sich rasch etwas zu
gönnen, wenn niemand in der Nähe war, der es ihm verbieten konnte.
    Er streifte seine Shorts über und

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