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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ja
irre.«
    »Jawohl.« Sie spürte, daß sie kurz davor war, hysterisch zu
werden. Am liebsten hätte sie wieder und wieder auf ihn eingeschlagen,
bis er genauso entsetzt und hilflos war wie sie vor wenigen
Augenblicken. »Denk dran, du Schwein, und komm ja nicht wieder in meine
Nähe.« Während er was von Krankenhaus und Anzeige faselte, stürmte sie
aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Roxanne war bereits einen Block weiter und hielt Ausschau nach
einem Taxi, als sie plötzlich begriff. Einen Star aus dir machen? Sie
schrie vor Wut laut auf.
    Der Mistkerl mußte die ganze Sache gefilmt haben.
    Obwohl der Regen nachgelassen hatte und es
nur noch nieselte, war die Nacht kalt und unangenehm.
    Luke stand im Hof der Nouvelles und hielt einen Brief in der
Hand, der ihn aus heiterem Himmel zurück in seine Vergangenheit
katapultiert hatte. Cobb. Der Bastard hatte ihn gefunden. Zum Schutz
vor dem Regen schlug er den Kragen seiner Jacke hoch und fragte sich,
wie er jemals hatte glauben können, daß dieses Kapitel endgültig vorbei
sei.
    Nur ein paar geschriebene Worte hatten genügt, um aus
Callahan, dem erfolgreichen Zauberer und Entfesselungskünstler, wieder
Luke, den kleinen verängstigten Jungen zu machen.
    Callahan, lange nicht gesehen. Freue mich darauf über
alte Zeiten zu reden. Wenn du keine Unannehmlichkeiten haben willst,
triff mich heute abend um zehn im Bodine's in der Bourbon Street. Versuch besser keine faulen Tricks, sonst rede
ich mal ausführlich mit den Nouvelles. Al Cobb.
    Er hätte den Wisch am liebsten lachend in winzige Schnipsel
zerrissen, zum Beweis, daß er jetzt ein Mann geworden war, dem solche
lächerlichen Drohungen nichts bedeuteten. Aber seine Hände hatten
gezittert, sein Magen zog sich zusammen, und er wußte, daß er sich
nicht von seiner Vergangenheit hatte befreien können.
    Trotzdem war er kein ängstliches Kind mehr. Er knüllte das
Papier zusammen, steckte es in die Tasche und trat hinaus auf die
Straße. Er würde sich heute abend mit Cobb treffen und irgendeinen Weg
finden, um ihn endgültig aus seinem Leben verschwinden zu lassen.
    Das ungemütliche Wetter drückte noch mehr auf seine Stimmung.
Fluchend zog er die Schultern hoch und ging weiter. Als ein Taxi um die
Ecke bog, überlegte er, ob er nicht lieber fahren sollte, statt bei
dieser Nässe zu Fuß zu gehen. Vielleicht würde sich dadurch seine Laune
etwas bessern.
    Zu seiner Überraschung sah er Roxanne aus dem Wagen steigen.
    »Schon so früh zurück?« fragte er sarkastisch. »Hat dein
vieräugiger Freund dich nicht gut unterhalten?«
    »Leck mich, Callahan.« Mit gesenktem Kopf eilte sie an ihm
vorbei und hoffte, ungesehen ins Haus schlüpfen zu können. Aber Luke
packte ihren Arm und hielt sie fest.
    »Na, na, wer wird denn …« Abrupt verstummte er, als
er die zerrissene und blutbespritzte Bluse unter ihrer hellen Jacke
sah. »Was ist passiert?«
    »Nichts. Laß mich los.«
    »Was ist passiert?« wiederholte er mit erstickter Stimme.
»Mädchen, was ist passiert?«
    »Nichts.« Warum fing sie jetzt an zu zittern? Es war doch
vorbei. »Gerald hatte eine andere Vorstellung davon, wie der Abend in
seinem Apartment verlaufen sollte als ich. Und davon mußte ich ihn
ziemlich handgreiflich abbringen.«
    Sie hörte Luke tief Atem holen – doch es klang eher
wie das Fauchen eines Tieres. Als sie in sein Gesicht blickte,
beschleunigte sich ihr Herzschlag noch mehr. Seine Augen blitzten wie
gefährliche Messer.
    »Ich bringe ihn um.« Er grub seine Finger so fest in ihre
Schultern, daß sie aufschrie, ehe er sich umdrehte und davonstürmte.
Roxanne mußte laufen, um ihn einzuholen.
    »Luke! Sei vernünftig.« Obwohl ihr fast das Herz stehenblieb,
als er sich mit grimmiger Miene zu ihr umdrehte, versicherte sie: »Es
ist nichts passiert. Gar nichts. Mir geht's gut.«
    »Du bist überall voll Blut.«
    »Aber es ist nicht meins.« Sie versuchte zu lächeln und strich
sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Komm schon, ich weiß deine
Ritterlichkeit zu schätzen, aber ich habe die Sache schon selbst
geregelt. Du weißt ja nicht mal, wo der Dreckskerl wohnt.«
    Er würde ihn schon finden. Irgendwie wußte Luke, daß er den
Bastard aufspüren konnte wie ein Wolf ein Kaninchen aufspürte. Er
merkte auch daß Roxannes Hand zitterte.
    »Hat er dich verletzt?« Es kostete ihn Mühe, mit ruhiger
Stimme zu reden, aber er wollte sie nicht noch mehr verängstigen. »Sag
mir die Wahrheit, Rox. Hat er dich

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