Die Tochter des Magiers
es hier.« Sie
trafen sich seit einem Monat ziemlich regelmäßig, aber Roxanne war das
erste Mal in seinem Apartment.
Es war eine typische Studentenbude. Filmposter schmückten die
Wände, auf der durchgesessenen Couch lag eine verblichene Tagesdecke,
der zerkratzte hölzerne Schreibtisch in der Ecke war überladen mit
Büchern. Auf technischem Gebiet war Geralds Ausstattung allerdings auf
dem neusten Stand.
»Diese Heimkinoanlagen sind bestimmt bald der Renner.«
»Gegen Ende dieses Jahrzehnts werden Videogeräte in
amerikanischen Haushalten so alltäglich sein wie Fernsehapparate. Jeder
wird seine eigene Videokamera besitzen und als Amateurregisseur
fungieren.« Er strich über ihr Haar, das sie sich kürzlich auf
Kinnlänge abgeschnitten hatte. »Vielleicht läßt du mich eines Tages ja
einen Film über dich drehen.«
»Über mich?« lachte sie. »Kann ich mir nicht vorstellen.«
Er konnte es sich dafür um so besser vorstellen. Er nahm ihre
Hand und führte sie zur Couch. »Zuerst den Bergmann, okay?«
»Schön.« Sie schmiegte sich an ihn, während Gerald
irgendwelche Knöpfe auf der Fernbedienung drückte – um erstens
den Recorder einzuschalten und zweitens die Kamera zu starten, die er
gut versteckt zwischen zwei Bücherstapeln aufgestellt hatte.
Roxanne fand den Bergmann-Film nicht besonders interessant.
Vermutlich bin ich dafür nicht intellektuell genug. Da sind mir wilde
Verfolgungsjagden schon lieber, dachte sie und hatte Mühe, sich auf die
bedächtigen Schwarzweißbilder zu konzentrieren.
Es machte ihr nichts, daß Gerald einen Arm um sie gelegt
hatte. Er roch leicht nach Mundwasser und billigem Eau de Cologne. Sie
erhob auch keine Einwände, als er ihre Schulter zu streicheln begann
und sich schließlich zu ihr beugte, um sie zu küssen.
»Gerald.« Lachend wandte sie den Kopf ab, als er gar nicht
mehr aufhören wollte. »Du verpaßt noch den ganzen Film.«
»Den habe ich schon mal gesehen.« Seine Stimme klang heiser
und atemlos, während er hastige Küsse auf ihren Hals drückte.
»Ich aber nicht.« Sie war ein wenig verärgert über seine allzu
eindeutigen Absichten.
»Findest du ihn nicht erotisch? Allein die Metaphorik dieser
Bildersprache.«
»Eigentlich nicht.« Sie hätte gut darauf verzichten können,
genau wie auf seine plumpen Annäherungsversuche. »Aber ich bin
vielleicht einfach zu nüchtern für solche Feinheiten.« Sie wich seinen
Küssen aus, konnte aber nicht schnell genug seine Hände abwehren, die
an den Knöpfen ihrer Bluse zu fummeln begannen. »Hör auf, Gerald«,
erklärte sie ruhig, um seine Gefühle nicht zu verletzen. »Ich will das
nicht. Deshalb bin ich nicht hergekommen.«
»Seit ich dich zum erstenmal gesehen habe, bin ich verrückt
nach dir.« Es gelang ihm, ihre Beine auseinanderzuzwängen. Ungestüm
drängte er sich gegen sie. Sie spürte seine Erregung, und ihr wurde
allmählich unbehaglich zumute. »Ich werde dich nackt ausziehen und zu
einem Star machen, Baby.«
»Nein, das wirst du nicht.« Entschlossen schlug sie ihm auf
die Hand, als er nach ihrer Brust griff. Das war ein Fehler, wie sie
sofort erkannte, da ihn ihre Gegenwehr nur noch stärker erregte.
»Verdammt, laß mich.« Sie stieß ihn von sich und hörte, wie ihre Bluse
zerriß.
»Ach, du hast es gern, wenn man etwas grober zupackt, ja? Sehr
schön.« Ungeduldig griff er nach dem Reißverschluß ihrer Jeans. »Das
ist gut. Sieht noch besser aus. Wir werden es uns nachher anschauen.«
»Du Dreckskerl.« Sie wußte später nicht mehr, ob es Zufall
gewesen war oder ob sie in panischer Angst um sich geschlagen hatte,
jedenfalls landete ihr Ellbogen so fest an seiner Schläfe, daß er sie
losließ. Ohne zu zögern, versetzte sie ihm einen Hieb mit der Faust auf
die Nase.
Blut spritzte auf ihre Bluse. Er jaulte wie ein getretener
Hund und hob die Hände vor das Gesicht. Roxanne sprang auf, griff ihre
Tasche und schlug sie gegen seinen Kopf. Seine Brille flog durch das
Zimmer.
»Mensch!« Zwischen seinen Fingern tropfte das Blut hindurch.
»Du hast mir die Nase gebrochen, verdammt!«
»Probier so was noch mal, und ich brech dir auch deinen
verfluchten Pimmel.«
Er wollte aufstehen, sank aber wieder zurück, als sie wie ein
Boxer beide Fäuste hob.
»Komm nur«, fauchte sie. In ihren Augen standen Tränen der
Wut. »Willst du dich mit mir anlegen, du Schwein?«
Er schüttelte den Kopf und wischte sich mit einer Ecke der
Tagesdecke das Blut von der Nase. »Verschwinde bloß. Mann, du bist
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