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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hast nicht gefragt«, erwiderte LeClerc schlicht. »Allons. Max ist im Arbeitszimmer. Er will bestimmt hören, was du
herausgefunden hast.«
    Roxanne hatte sich auf ihr Bett geworfen
und kämpfte gegen den Drang, irgend etwas gegen die Wand zu schmeißen.
Aber diese Befriedigung würde sie ihm nicht geben. Sie brauchte ihn
nicht und scherte sich gar nicht um ihn. Wenn er meinte, er müsse sich
mit irgendwelchen billigen Flittchen einlassen, war das allein seine
Sache.
    Aber er sollte in der tiefsten Hölle dafür schmoren, daß er es
auch noch genoß.
    Es gab ein Dutzend – oder doch zumindest ein halbes
Dutzend – Männer, die überglücklich wären, sie von ihrer
Jungfräulichkeit zu befreien. Vielleicht war es an der Zeit, sich einen
geeigneten Kandidaten auszusuchen.
    Dann konnte sie ihm genausogut ihre sexuellen Erlebnisse unter
die Nase reiben, bis er vor Wut zerplatzte. Entschlossen setzte sie
sich auf. Nein, das fehlte noch, daß sie eine derartige Entscheidung
aus gekränktem Stolz heraus traf.
    Aber eins war sicher. Von heute an würde sie nicht mehr daheim
warten, während die Männer allein den ganzen Spaß hatten. Wenn sie sich
das Haus in Potomac vornahmen, würde sie mit dabeisein.
    Ganz egal wie.
    »Ich bin soweit, Daddy.« Roxanne nahm eine
ordentlich zusammengefaltete Bluse aus ihrem Koffer und legte sie in
eine Kommode. »Und ich habe meinen Teil der Abmachung gehalten.«
Sorgfältig ordnete sie die Wäsche in eine andere Schublade ein. »Ich
habe mein erstes Jahr an der Universität mit besten Noten
abgeschlossen, und wenn der Unterricht im Herbst wieder beginnt, setze
ich wie versprochen mein Studium fort.«
    »Das weiß ich alles zu schätzen, Roxanne.« Max stand am
Fenster des Zimmers im Washingtoner Ritz. Draußen
flimmerte die Luft in der Gluthitze des Sommers. »Aber diese Sache ist
seit Monaten in der Planung. Es ist besser, wenn du zuerst mal bei
einem kleineren Unternehmen mitmachst.«
    »Ich fange lieber gleich ganz oben an.« Ordentlich wie es ihre
Art war, begann sie Kleider im Schrank aufzuhängen. »Ich bin kein
dummes Kind mehr und weiß seit Jahren über alles Bescheid. Ich kann
genausogut und manchmal sogar rascher als LeClerc ein Schloß knacken.
Und Mouse hat mir sämtliche Motoren erklärt und was er sonst über
technische Anlagen weiß.« Nachdem sie die Schranktür geschlossen hatte,
blickte sie ihrem Vater fest in die Augen. »Ich kenne mich besser mit
Computern aus als irgendeiner von euch. Du hast ja selbst gesehen, wie
wichtig solche Kenntnisse sind.«
    »Ich bin dir auch sehr dankbar für deine Hilfe.
Allerdings …«
    »Komm nicht wieder mit Ausreden, Daddy. Es ist an der Zeit.«
    »Abgesehen von allem, was du erwähnt hast, mußt du auch
bedenken, daß eine solche Sache rein körperlich sehr anstrengend ist.«
    »Meinst du etwa, ich hätte nur meiner Gesundheit zuliebe
letztes Jahr jede Woche fünf Stunden trainiert?« Roxanne spürte, daß
sie jetzt nicht nachgeben durfte. Sie hatte sich für ihren Weg
entschieden, und nun war die Zeit gekommen, den ersten Schritt zu
machen. »Weigerst du dich vielleicht, weil du als Vater Skrupel hast,
mich auf die sogenannte schiefe Bahn zu bringen?«
    »Was für eine Idee«, erwiderte Max schockiert und beleidigt
zugleich. »Zufälligerweise betrachte ich unsere Profession als eine
uralte und hochgeachtete Kunst, liebes Kind. Das, was wir machen, ist
schließlich etwas völlig anderes als irgendwelche plumpen
Straßenräubereien oder primitive Banküberfälle von schießwütigen
Rowdies. Wir sind echte Künstler«, erklärte er mit leidenschaftlichem
Nachdruck.
    »Nun dann.« Sie küßte seine Wange. »Wann geht es los?«
    Er betrachtete das verschmitzte Lächeln auf ihrem Gesicht und
mußte lachen. »Du machst mir wirklich alle Ehre, Roxanne.«
    »Ich weiß, Max«, grinste sie. »Ich weiß.«

ACHTES
KAPITEL
    D as Kennedy Center bot genau den passenden
Rahmen für die großangelegte Bühnenshow. Max hatte die
anderthalbstündige Vorstellung wie ein dreiaktiges Theaterstück
konzipiert, mit einem kompletten Orchester, ausgefeilter Lichtregie und
prachtvollen Kostümen. Zahlreiche Fernsehkameras filmten das ganze
Ereignis für eine Sondersendung, die im Herbst ausgestrahlt werden
sollte.
    Zu Beginn erschien Max allein auf der dunklen Bühne, von einem
einzelnen Scheinwerfer erhellt. Er war in einen dunkelblauen, mit
schimmerndem Silber durchsetzten Samtumhang gehüllt. In einer Hand
hielt er einen silbernen Zauberstab, in der

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