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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vorher
eine Rolle – beim Flirten, bei der Jagd, der Verführung, den
kleinen romantischen Spielchen. Wenn ein Mann erst mal in einer Frau
ist, schaltet der Verstand ab, und jede Kontrolle ist dahin. Vermutlich
ist Sex aus diesem Grund gefährlicher als Krieg – und sehr
viel verlockender.« Luke konnte nur den Kopf schütteln. »Es ist gar
nicht so unmöglich, die Sache zu genießen, ohne den Verstand zu
verlieren.«
    »Offensichtlich hast du noch nicht die richtige Frau gefunden.
Aber du bist ja noch jung«, erwiderte Max. »Also, reden wir über unsere
Reise nach Washington.«
    Die Planungszeit dauerte sechs Monate.
Sämtliche Einzelheiten wurden so sorgfältig ausgefeilt wie die
Bühnenshow der Nouvelles, die sie im Kennedy Center aufführen würden.
    Im April, als die Kirschbäume in Blüte standen, reiste Luke
nach Potomac in Maryland. Er trug einen Nadelstreifenanzug, eine blonde
Perücke, einen gestutzten Bart und sprach mit Bostoner Akzent, während
er mit einem eifrigen Makler die Runden machte. Vorgestellt hatte er
sich als Charles B. Holderman und erklärte, er suche im Auftrag eines
wohlhabenden Industriellen aus New England ein passendes Haus in einem
der eleganten Vororte.
    Er genoß seinen kleinen Ausflug, und daß er für einige Tage
Roxanne nicht sah, war ihm ebenfalls nur recht. Sie hatte sich für
jenen Abend auf die hinterhältigste und wirksamste Weise
gerächt – indem sie schlicht und einfach so tat, als sei
überhaupt nichts geschehen.
    Luke hatte sich seit Monaten nicht mehr richtig entspannen
können und betrachtete die Reise als eine Art Arbeitsurlaub. Er
bewohnte eine ruhige Suite im altehrwürdigen Madison, spielte vor den
Touristen, bummelte durchs Smithsonian, wo ihn besonders die dort
ausgestellten Edelsteine interessierten – und freute sich
einfach, einmal ganz allein zu sein.
    Er besichtigte etliche Häuser und stellte zahlreiche Fragen,
wie sie jeder Interessent gestellt hätte, die aber auch für einen
potentiellen Einbrecher wichtig waren.
    Wer lebte in der Nachbarschaft, und welche Berufe hatten diese
Nachbarn? Gab es irgendwo kläffende Hunde? Regelmäßige Polizeistreifen?
Welche Firma konnte man mit der Installierung einer Alarmanlage
beauftragen und so weiter. Schließlich ging Luke direkt zu Miranda
Leesburg. Er schlenderte den gepflasterten, von Blumen umsäumten Weg
hinauf und klopfte an die Haustür aus massiver Eiche.
    Da er die Bilder der flotten Blondine kannte, wußte er
bereits, was ihn erwartete. Sie war in den Dreißigern, hatte einen
umwerfenden Körper und kalte blaue Augen. Resigniert hörte er das
schrille Hundegebell. Er hatte gewußt, daß sie zwei Spitze hatte.
Schade, daß es Kläffer waren.
    Als sie die Tür öffnete, bemerkte er überrascht, daß sie ihr
blondes Haar straff zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte und ihr
Gesicht mit den scharfgeschnittenen Zügen schweißnaß war. Um den Hals
hatte sie ein Handtuch geschlungen, und ihr üppiger Körper steckte in
einem grellroten, hautengen Trikot.
    Sie hob die Hunde hoch und drückte sie beruhigend an ihre
Brüste, die sich wie schneeweiße Monde über dem dünnen Stoff wölbten.
    Luke hätte sich beinah genüßlich die Lippen geleckt. Er begann
zu verstehen, warum der gute Senator dieses Prachtstück versteckt hielt.
    Auf Fotos wirkte sie auf eine eher kühle, reservierte Art
hübsch. In natura strahlte sie dagegen genügend Sexappeal aus, um jeden
Mann im Umkreis von ein paar Metern den Atem zu rauben. Und Luke war
ihr sehr viel näher.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er mit seinem deutlichen
Yankee-Akzent. »Hoffentlich störe ich nicht.« Die Hunde kläfften immer
noch, und er mußte lauter sprechen, um den Lärm zu übertönen. »Mein
Name ist Holderman, Charles Holderman.«
    »Ja?« Sie musterte ihn ausführlich von Kopf bis Fuß. »Ich habe
Sie schon in der Nachbarschaft gesehen.«
    »Mein Arbeitgeber interessiert sich für ein Anwesen in dieser
Gegend«, lächelte Luke. Ihm wurde langsam unangenehm heiß.
    »Tut mir leid, mein Haus steht nicht zum Verkauf.«
    »Sicher, das ist mir klar. Ich frage mich trotzdem, ob Sie mir
einen kleinen Moment Ihrer Zeit opfern würden? Wir können gern hier
draußen miteinander reden, wenn Ihnen das angenehmer ist.«
    »Warum sollte mir das angenehmer sein?« Erneut musterte sie
ihn kritisch. Jung, gutgebaut, verklemmt. Sie bückte sich, um die Hunde
auf den polierten Hartholzboden zu setzen, und scheuchte die Tiere mit
einem kleinen Klaps

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