Die Tochter des Münzmeisters
von Clemens, und mit unverhohlener Neugierde fragte er: »Wieso erkundigt Ihr Euch nach meiner Tochter?«
Randolf mochte den Münzmeister und wollte ihn gern besser auf die Nachricht vorbereiten. »Nun, der König hat von ihrem Liebreiz gehört und möchte sie bei seinem Besuch gerne kennenlernen«, erwiderte er ausweichend.
Clemens riss alarmiert die Augen auf. »Wieso? Ich verstehe das nicht. Wer sollte ihm etwas über Henrika erzählt haben? Zugegeben, sie ist ganz entzückend, wenn auch nicht unbedingt im landläufigen Verständnis, aber es gibt mit Sicherheit viele hübsche junge Damen, die zudem von edler Herkunft sind.«
Bei den letzten Worten versteifte Randolf sich. » Auch Eure Tochter ist von edler Herkunft, schließlich war ihr Großvater der Vogt der Pfalz und wurde vom Vater unseres Königs überaus geschätzt.«
Beschwichtigend hob Clemens die Hände. »Selbstverständlich, mein lieber Herr Randolf! Ich bin gewiss der letzte Mensch auf Erden, der das nicht wüsste. Aber ich muss sicher nicht erwähnen, dass die üblen Verleumdungen noch nicht aus der Welt geschafft sind. Wenn Ihr nur endlich diesen Zeugen ausfindig machen könntet, von dem Ihr mir erzählt habt.«
»Ihr ahnt nicht, wie sehr ich das in den letzten Jahren herbeigesehnt habe. Ich habe alles Erdenkliche versucht, sogar die Kaiserin habe ich darüber befragt, aber sie wusste von nichts. Wenn Herr Gottwald damals vor unserem Aufbruch in Palitha nicht mit mir über die Gerüchte gesprochen und dabei erwähnt hätte, dass der Kaiser höchstpersönlich jemanden mit der Klärung beauftragt hat, würde ich selbst kaum noch daran glauben«, seufzte Randolf. Dabei rief er sich in Erinnerung, wie schockiert Gottwald damals über die Beschuldigung gewesen war, dass er angeblich Silber aus den kaiserlichen Gruben veruntreut hatte, für deren Verwaltung er zuständig war.
Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte den richtigen Anfang zu finden, bis er merkte, dass es diesen nicht gab. »Weiß Henrika eigentlich von dem Überfall damals? Habt Ihr oder die edle Frau Edgitha mit Eurer Tochter über Burchard von Hanenstein gesprochen?«, stieß er abrupt hervor.
»Nein, selbstverständlich nicht! Henrika hat nie etwas von uns darüber erfahren, auch nicht von ihren beiden Oheimen. Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass jemand aus dem Ort …« Verwirrt schwieg er einen Augenblick. »Aber das kann ich mir auch nicht vorstellen, sonst hätte sie bestimmt mit mir oder ihrer Großmutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis hat, darüber gesprochen. Auch Waltraut hat nichts dergleichen vernommen. Selbstdamals nach dem schrecklichen Erlebnis in der Stiftskirche kam nicht eine einzige Frage von ihr. Sie hat mehrere Wochen danach nicht geredet, aber das wisst Ihr ja. Erst als es Goswin besserging, kam ihre Sprache zurück. Ein weiterer harter Schlag für sie war, dass Mathilda uns ebenfalls kurz darauf verlassen hat, denn Henrika hing sehr an ihrer Amme, die im Grunde eine Ersatzmutter für sie war. Aber nach und nach kam ihre Lebensfreude zurück, wenn ich auch zugeben muss, dass eine gewisse Schwermut sie seitdem zu meinem Leidwesen nicht mehr verlassen hat. Doch sprecht, wieso fragt Ihr mich das?«
»Weil der König entschieden hat, dass Henrika die Frau Dietberts von Hanenstein werden soll.« Fast tonlos kamen die Worte über Randolfs Lippen.
Clemens wurde blass und starrte den Boten des Königs fassungslos an, dann erhob er sich und ging ans Fenster. Eine ganze Weile stand er einfach nur da und starrte mit leerem Blick hinaus, bis er sich mit einem Mal umdrehte und mit fester Stimme sagte: »Das ist völlig ausgeschlossen!«
Ruckartig erhob sich Randolf ebenfalls von seinem Stuhl und ging im Raum auf und ab. »Ich werde dafür sorgen, dass die Ehe nicht zustande kommt. Damals, als mein Lehrmeister starb, habe ich mir geschworen, seinen Tod zu rächen. Leider habe ich in all den Jahren, seit ich ein Schwert zu führen verstehe, Azzo nicht ausfindig machen können. Laut Dietbert ist der Scherge Burchards seit der Bluttat zu Pfingsten verschwunden. Was nicht heißt, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt. Solange dieser Mann lebt, ist meine Suche nicht beendet! Doch nun zu der geplanten unsäglichen Verbindung. Wenn es uns gelingt, den König von der damaligen Schändung zu überzeugen, würde er sicher von einer Eheschließung Abstand nehmen.«
Clemens ließ sich wieder auf einen der beiden Stühle fallen und sah ratlos zu
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