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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mit dem Zweiten Weltkrieg, den Nazis und der SS zu be­ fassen. Merkwürdig, wie besessen manche Leute davon waren. Über die israelische Armee gab es gar nichts. Auf dem Weg nach draußen musterte er mit mürrischer Mie­ ne ein neues Buch über die Geschichte des Judaismus, das auf einem Ständer präsentiert wurde.
      Er selbst war zwar Christ, doch seine Großmutter vä­ terlicherseits war Jüdin gewesen und hatte außerhalb ih­ res Glaubens geheiratet, wie man das nannte. Sie war schon lange tot, aber Teddy erinnerte sich voller Liebe an sie und war stolz auf die jüdischen Wurzeln, die er ihr verdankte. Er hatte dieses Tatsache nie an die große Glocke gehängt, da ihm Religion an sich nichts bedeutete, doch die Juden waren schon ein tolles Volk. Die religiö­ sen Grundsätze, die Morallehre, die sie der Welt ge­ schenkt hatten, waren einzigartig. Der Gedanke an Men­ schen wie Judas und seine Makkabäer, die dieses Erbe mit ihren Taten beschmutzen, machte ihn richtig wütend.
      Er versuchte es in drei weiteren Läden, ehe er Glück hatte. Der Besitzer eines kleinen Ladens an der Ecke, ein sehr alter, weißhaariger Mann, wollte gerade schließen.
      »Ich will Sie nicht lange aufhalten«, sagte Teddy. »Ich suche nach einem Handbuch über israelische Armeeein­ heiten, mit Divisionszeichen, Uniformabzeichen und so was.«
      »Moment.« Der alte Mann ging zu einem Regal und kehrte mit einem kleinen Taschenbuch zurück. »Dieser Verlag bringt eine ganze Reihe davon raus, Armeen der Welt. Ist ziemlich populär. Ich habe nur noch die Bände über die russische und die israelische Armee übrig. Muß wieder nachbestellen.«
      »Wieviel?«
      »Fünfzehn fünfzig.«
      Teddy suchte das Geld heraus. »Eine Tasche brauche ich nicht, und vielen Dank für Ihre Hilfe.«
      In Hochstimmung eilte er durch den Regen zurück zu seinem Wagen, stieg ein, schaltete das Licht an und schlug das Buch auf, das hauptsächlich aus Text bestand. Ungefähr zwölf Seiten zeigten farbige Abbildungen der Uniformzeichen verschiedener israelischer Einheiten. Enttäuscht klappte er es wieder zu. Keine einzige ähnelte auch nur entfernt dem Raben.
      Frustriert zündete er sich eine Zigarette an und dachte an die Ereignisse des Tages, die in dem Mordversuch an Dillon gegipfelt waren. Daß Mark Gold in Ruhe gelassen werden mußte, sah er ein, aber Harker, ein Scheusal, das unzählige Male für Geld getötet hatte? Damit konnte er sich überhaupt nicht abfinden.
      »Wozu war denn dann Vietnam und das alles gut?« sagte er leise zu sich selbst. »Ist die Welt dadurch besser geworden? Nein, im Gegenteil, verdammt noch mal.«
      Er öffnete das Handschuhfach, suchte den Schalldämp­ fer und befestigte ihn an seinem Colt, ehe er ihn wieder in seine Tasche steckte. Was hatte Blake über Harker gesagt? Solche Burschen kann es jede Nacht auf der Straße erwi­ schen. Mit grimmigem Lächeln startete Teddy den Wa­ gen.

    Es regnete in Strömen. Nelson Harker war naß bis auf die Haut, als er in die Flower Street einbog, und außerdem mehr als nur ein wenig betrunken. Da er Geld in der Ta­ sche hatte, hatte er ordentlich einen draufgemacht und sich zudem mit zwei Prostituierten vergnügt, wie er es am liebsten mochte. Er stolperte über eine Unebenheit auf dem Bürgersteig und blieb schwankend stehen.
      »Entschuldigung.«
      Harker blinzelte und sah einen kleinen einarmigen Mann in einem Regenmantel, der ihn unverwandt an­ starrte. »Was is’, du kleiner Scheißer?«
      Teddy umfaßte den Colt in der Tasche seines Regen­ mantels und sehnte sich mit allen Fasern danach, ihn ein­ fach zu erschießen – aber er konnte es nicht. Es waren keine moralischen Hemmungen, die ihn zurückhielten; in Vietnam hatte er aus nichtigeren Gründen getötet, doch ein guter Engel bewahrte ihn davor, seiner Wut nach­ zugeben. Denn falls diese Sache aufflog und er am Ende bei der Polizei landete, würde der Skandal, der darauf folgte, den Präsidenten stürzen, den Menschen, den er mehr schätzte als jeden anderen auf der Welt. Heiliger Gott, was hatte er sich bloß gedacht?
      Er holte tief Atem. »Verzeihung. Ich wollte bloß nach dem Weg fragen.«
      »Mann, verpiß dich«, lallte Harker und torkelte weiter.
      Teddy eilte rasch zurück zu seinem Wagen. Eine Meile weiter mußte er den Fluß überqueren. Er hielt mitten auf der Brücke an, stieg aus und warf den Colt in das dunkle Wasser. Er war nicht registriert, es könnte

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