Die Tochter Des Praesidenten
anderes übrig, als ihm in seiner Spur den flachen Hügel hinauf zu folgen. Er war unhöflich, er kommandierte sie herum, aber sie musste zugeben, dass er wüsste, was er tat. Sie bewunderte ihn sogar ein wenig. Natürlich würde sie ihm das nie eingestehen. Er war auch so schon selbstbewusst genug.
Kurz darauf brachte der Tagesanbruch keinen Sonnenschein, sondern dicke Schneeflocken.
Ashley wüsste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren, als Nick endlich eine Pause einlegte.
“Ist diese Eile wirklich nötig, oder macht dir dieses Versteckspiel nur Spaß?” fragte sie atemlos.
“Auf uns wurde geschossen, das ist kein Spiel”, sagte er scharf.
Das brachte sie zum Schweigen. Eine Weile. Es schneite immer heftiger, und ein Sturm kam auf, bis sie kaum noch etwas erkennen konnte.
Als Nick das nächste Mal hielt, war Ashley mehrere Skilängen hinter ihm. Ihre Arme und Beine bewegten sich wie von selbst. Die wirbelnden Flocken hüllten sie ein, als gäbe es keine Außenwelt mehr. Nur noch sie und der roboterhafte Mann vor ihr, für den es weder Wind noch Schnee zu geben schien, sondern nur sein geheimnisvolles Ziel inmitten der Wildnis.
“Ashley, wir sind da. Siehst du es? Auf der Lichtung da drüben.”
Sie blinzelte und fühlte sich, als würde sie aus einer Trance erwachen. Sie kniff die Augen zusammen.
Dort drüben war etwas, das durchaus ein Gebäude sein konnte, aber sie konnte es nicht genau erkennen. Sie lief schneller, obwohl sie völlig außer Atem war.
Als sie Nick erreichte, hatte er seine Skier bereits an die Wand des Blockhauses gelehnt und ging in die Knie, um ihr zu helfen.
Erschöpft starrte sie auf die dicken Baumstämme, die ihnen Schutz vor dem beißenden Wind boten.
Es war ein solides Blockhaus mit einer breiten, auf einer Seite verglasten Veranda.
Auf den sechs Stufen, die zur Tür führten, türmte sich der Schnee, und die Veranda war halb zugeschneit.
Ashley stieg aus den Bindungen und wollte hinaufgehen.
“Warte”, rief Nick. “Ich will mich erst umsehen.”
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. “Falls dort drin jemand auf mich wartet, kann er mich gern haben. Hauptsache, ich bin aus der Kälte.”
Ashley kämpfte sich durch die Schneewehe vor der Tür und rüttelte am Griff. “Sie ist verschlossen.”
“Das will ich stark hoffen”, erwiderte Nick, klopfte einen der Baumstämme ab, fand die gesuchte Stelle und schob die Finger zwischen die Rundungen. Als er sie wieder hervorzog, kam ein Schlüssel zum Vorschein.
Er öffnete die Tür und ließ Ashley lächelnd den Vortritt.
Sie ging hinein und starrte auf eine zweite Tür, die ebenfalls verschlossen war. “Offenbar leidet deine ganze Familie unter Verfolgungswahn.”
Nick schloss beide Türen hinter ihnen, ging an Ashley vorbei und verschwand in einem Flur.
“Wohin gehst du?” fragte sie ängstlich.
Er drehte sich um. “Ich muss den Strom einschalten, damit wir Licht und warmes Wasser haben. Der Sicherungskasten ist im Keller. Die Pumpe ebenfalls.”
“Ach so.” Vorsichtig tastete sie sich im Halbdunkel weiter und schaute neugierig in einen großen Raum. Neben einem Kamin aus Naturstein war Holz gestapelt. Eine Treppe führte zu einer langen Galerie hinauf, von der mehrere Türen abgingen.
Sie erblickte eine Küche und betrat sie. Als plötzlich ein Licht aufflackerte, zuckte sie zusammen und wirbelte herum. Es war ein Kühlschrank, dessen Tür offen stand. Erst jetzt hörte sie das Summen und begriff, dass Nick den Strom eingeschaltet hatte.
Sie betätigte einen Schalter an der Wand und atmete erleichtert auf, als eine Deckenleuchte den Raum in helles Licht tauchte.
Dann schloss sie den Kühlschrank und öffnete eine Tür an der gegenüberliegenden Wand.
Es war eine Speisekammer. In den Regalen standen Konserven und luftdicht verschließbare Behälter.
Nick kam in die Küche. “Es scheint alles okay zu sein”, verkündete er. “Ich mache ein Feuer im Wohnzimmer.”
Ashley folgte ihm und ließ sich auf die Couch vor dem Kamin sinken. Mit zitternden Fingern zog sie die Handschuhe aus und streifte die Skistiefel ab. Seufzend massierte sie die Zehen.
“Du hast dich wacker gehalten. Ich bin beeindruckt.”
“Sicher.” Sie kauerte sich zusammen und legte den Kopf auf die Knie.
“Hör zu, Ashley”, sagte er.
Als sie den Kopf hob, stand er vor ihr, die Hände in die Seiten gestemmt. “Ich weiß, du magst mich nicht, aber wir werden einander eine ganze Weile ertragen müssen. Wenn
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