Die Tochter Des Praesidenten
mit den Kidnappern zu verhandeln.
Sullivan lächelte betrübt. “Mit denen kann man nicht verhandeln.”
“Wo ist Ihre Familie?”
“Ich habe sie seit dem Überfall nicht mehr gesehen. Ich hoffe nur, dass sie noch am Leben sind.”
“Wenn sie an Bord sind, werde ich sie finden. Wie läuft es hier ab? Hat man Ihnen heute abend schon etwas zu essen gebracht?” fragte Nick.
Sullivan stand auf, hob die Kette an, ging ans Bullauge und sah hinaus. “Wo sind wir?”
“New Orleans.”
“Sieht nach einem Unwetter aus.”
“Ja. Mein Boot ist an der Ankerkette festgemacht und füllt sich mit Wasser. Ich habe nicht viel Zeit.”
“Ich auch nicht.”
Sullivan klang, als hätte er aufgegeben. Das gefiel Nick nicht.
“Wenn Sie meine Hilfe nicht wollen, kehre ich zu Ashley zurück. Was immer geschieht, ich werde auf sie aufpassen.” Er ging zur Tür.
“Warten Sie”, hielt ihr Vater sie zurück. “Sie gehören wirklich nicht zu den Terroristen?”
“Nein, Mr. President”, erwiderte Nick eindringlich.
“Man hat mir die Uhr abgenommen, aber es ist einige Stunden her, dass ich etwas zu essen bekommen habe. Wenn sie kommen, höre ich sie rechtzeitig.”
Nick sah sich suchend um und öffnete die schmale Tür zum angrenzenden Waschraum.
“Wenn sie kommen, verstecke ich mich hier. Oder Sie verraten mich. Es ist Ihre Entscheidung.”
“Sie haben Nerven, Logan, das muss ich Ihnen lassen.”
“Mr. President, ich habe geschworen, für Sie und Ihre Familie notfalls mein Leben zu einzusetzen. Daran hat sich nichts geändert. Ich weiß nicht, wer hinter dieser Sache steckt, aber ich weiß, dass ich Sie in Sicherheit bringen muss. Das wäre um einiges leichter, wenn Sie mitmachen würden.”
Sullivan setzte sich wieder auf die Koje. “Die haben meine Frau und meine Söhne, Logan.
Ohne sie gehe ich nirgendwohin, das wissen die.”
16. KAPITEL
New Orleans, Louisiana Sonntag, 3. Januar
“Können Sie mir erzählen, was passiert ist, Sir?”
Sullivan stand auf. Seine Kette klirrte. “Welcher Tag ist heute?”
“Sonntag, der 3. Januar”, antwortete Nick.
“Fünf Tage. Es ist fünf Tage her, seit ich Julian, Jamie oder Matt gesehen habe.”
“Was ist passiert?”
“Ray Clarke und ich waren im Salon, Juliana war schon zu Bett gegangen, und die Jungs wollten noch etwas spielen.”
“Das passt zu dem, was wir auf der Yacht gefunden haben. Offenbar hat es keinen Kampf gegeben, als die Terroristen zuschlugen”, berichtete Nick.
“Ich bete, dass das stimmt”, sagte der Präsident leise. “Plötzlich hörten Ray und ich ein Geräusch. Hinter uns standen mehrere Maskierte mit automatischen Waffen. Wie war das möglich? Meine Leibwächter waren an Bord!”
“Ich fürchte, es hat einen Verrat gegeben, Sir.”
“Besatzungsmitglieder?”
“Und jemand aus Ihrer Leibwache, Sir. Wer war noch mit?”, fragte Nick.
“Steve Rippy und George Fremont.”
“Haben Sie einen der beiden seitdem wiedergesehen?”
“Nein.”
“Haben Sie einen der Entführer erkannt?”
Sullivan schüttelte den Kopf. “Sie waren maskiert. Keiner hat etwas gesagt. Niemand hat auf meine Fragen geantwortet.”
“Das ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass man Sie irgendwann freilassen will.”
“Vielleicht.”
“Haben Sie Ihre Familie gehört oder gesehen, Sir?”
“Nein. Aber man hat mir gedroht, ihnen etwas anzutun, wenn ich nicht gehorche.”
“Dann sind sie vielleicht auch an Bord.”
“Ich weiß es nicht.”
“Kennen Sie die Forderungen der Terroristen?” fragte Nick.
“Nein. Man hat mir gesagt, ich soll gehorchen, wenn ich meine Familie wiedersehen will.
Gehören Rippy und Fremont zu ihnen?”
“Das wissen wir nicht. Einige Leute haben in den letzten Tagen verdächtig benommen.
Greg Chambers hat uns zu dem Flugplatz geschickt auf dem auf uns geschossen wurde.”
“Chambers? Er ist seit Jahren bei mir.”
“Dann ist da Sam Masters, der in Denver stationiert ist. Er hat mir gesagt, wo ich Sie finde.
Das konnte er nur wissen, wenn er zu den Entführern gehört.”
“Oder er hat sich eingeschlichen, um uns zu helfen.”
“Möglich”, erwiderte Nick. “Schätze, wir werden bald herausfinden, ob er mich verraten hat.”
In diesem Moment ertönten auf dem Korridor Schritte. Nick verschwand im Waschraum.
Durch den Türspalt sah er, wie ein Maskierter hereinkam. Der Mann war groß und kräftig und trug eine Skimütze, die nur Augen und Mund frei ließ. Er stellte ein Tablett auf den Tisch
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