Die Tochter Des Praesidenten
Nick kam herein. Die Familie atmete hörbar auf.
“Es ist ziemlich voll hier”, bemerkte Nick mit einem schiefen Lächeln.
“Ashley hat vorgeschlagen, dass Sie ein zweites Zimmer mieten. Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee. Meine Familie kann sich dieses hier teilen, wir beide nehmen das andere. Dann können wir in aller Ruhe das weitere Vorgehen besprechen.”
Nick blickte zuerst Ashley prüfend an, um herauszufinden, was sie davon hielt, aber er nickte trotzdem. “Ich werde sehen, was ich tun kann, Sir.”
Es war nach Mitternacht. An der Rezeption saß ein anderer Mann als bei der Ankunft. Nick ließ sich ein Zimmer geben, zahlte bar, nahm den Schlüssel und kehrte zu den Sullivans zurück.
Das zweite Zimmer war nur einige Türen weiter. Nick sammelte seine Sachen zusammen und zog mit Sullivan um.
Dort angekommen, ging der Präsident duschen und lieh sich von Nick den Rasierer. Nick holte Eis und ein Getränke. Sullivan saß mit nacktem Oberkörper am Tisch. Schweigend nahm Nick ein frisches Hemd aus seiner Reisetasche und reichte es ihm.
“Danke.” Der Präsident zog es über und rasierte sich zu Ende. “So, jetzt fühle ich mich schon besser.”
Nick goss ihnen zwei Gläser ein und setzte sich zu ihm.
“Erzählen Sie mir, wie sich bei Ihnen alles abgespielt hatte”, bat Sullivan.
“Es fing damit an, dass ich am Morgen des 21. Dezember angerufen wurde. Man sagte mir, ich sei ins Weiße Haus versetzt worden und solle sofort den Dienst anfangen”, berichtete Nick.
Sullivan nahm einen Schluck aus seinem Glas.
“Kaum eine Stunde später wurde ich ins Justizministerium bestellt”, fuhr Nick fort. “In das Büro von Evelyn Gramer.”
“Der Name sagt mir nichts.”
“Sie arbeitet seit fünfundzwanzig Jahren dort, allerdings sehr unauffällig. Sie ist sehr gut in ihrem Job.”
“Und der wäre?”
“Sie geht Gerüchten über mögliche Verschwörungen nach und verhindert, dass Dinge an die Öffentlichkeit gelangen, die dem Ruf der Regierung schaden könnten.”
“Ich verstehe.”
“Als ich dort eintraf, wurde ich von vier Beamten des Justizministeriums erwartet. Miss Gramer erklärte mir, dass ein Agent der Secret-Service-Abteilung des Weißen Hauses zu ihr gekommen sei. Man habe ihm eine Viertelmillion Dollar dafür geboten, dass er mit einer Gruppe zusammenarbeitete, die einen Anschlag auf den Präsidenten plante. Nach einer langen Diskussion wurde beschlossen, dass er zum Schein auf das Angebot eingehen, aber alles, was er dabei erfuhr, dem Justizministerium melden sollte.”
“Wer war der Agent?” wollte der Präsident wissen.
“Colin Crenshaw.”
“Colin!” Sullivan starrte Nick an. “Sie meinen …”
“Er war auf dem Weg zu seinem Kontaktmann im Ministerium, als er umkam.”
“Wollen Sie damit sagen, dass es kein Unfall gewesen ist?”
“Das lässt sich noch nicht beweisen, aber es spricht einiges dafür. Colin hatte offensichtlich wichtige Informationen gesammelt und sie angekündigt. Leider hat er sie nicht mehr weitergeben können.”
“Und welche Rolle spielen Sie in der Geschichte?” hakte Ashleys Vater nach,
“Einen Tag, nachdem ich Ihrer Tochter zugeteilt worden war, habe ich eine Versetzung beantragt. Der Mann, der sie ablehnte, hat mich Ihnen als Urlaubsbegleiter für Ashley empfohlen.”
“Greg Chambers.”
“Richtig, Sir.”
“Hat Colin ihn beschuldigt?”
“Nein. Laut Miss Gramer wusste Colin nicht, wer aus Ihrer Umgebung mit den Verschwörern zusammenarbeitet. Sie hat gehofft, dass er es herausgefunden hatte. Aber dann starb er.”
“Glaubt Sie, dass es jemand aus dem Weißen Haus ist?”
“Ja, Sir.”
“Dann könnte es jeder sein! Wer hätte ein Motiv?”
“Geld war schon immer ein verdammt gutes Motiv, Sir.”
“Wenn die Entführer die Regierung mit mir erpressen wollten, haben sie jetzt keine Geiseln mehr. Wir sind außer Gefahr und können nach Washington zurückkehren”, schlug der Präsident vor.
“Aber wir wissen noch nicht, wer aus dem Weißen Haus Sie verraten hat”, wandte Nick ein.
“Das ist wahr.”
“Und wir wissen, dass Jason Freeman Ihr Nachfolger geworden wäre, falls Ihnen etwas zugestoßen wäre.”
“Wollen Sie damit andeuten, dass der Vizepräsident hinter der Sache steckt?” fragte Sullivan scharf.
“Solche Fälle hat es in der Geschichte oft genug gegeben, Sir.”
“Dann müssen wir alles tun, um eine Wiederholung zu verhindern.”
“Wir könnten sie aus der Deckung
Weitere Kostenlose Bücher