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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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über den Himmelsfluss zu bilden, damit die Weberprinzessin und der Rinderhirte zusammenkommen konnten. War diese Elster erschienen, um ihn zu seiner Weberprinzessin zu führen?
    Die Elster hielt vor einem Haus ohne Laterne und ohne Namensschild inne, dessen Regentüren verriegelt waren. Der Vogel legte den Kopf schräg, sah ihn aus seinem Knopfauge an und stieß ein Krächzen aus. Sofort rannte Nobu zu dem Haus. Jetzt betrachtete er es genauer. Keine Laterne: also war es kein Geisha-Haus, nicht für Gäste geöffnet. Ein Privathaus. Er schnappte nach Luft. Mit pochendem Herzen fragte er sich, ob es wirklich das richtige Haus sein konnte.
    Er wollte anklopfen, als die Elster mit den Flügeln schlug und davonflog. Die Bewegung rüttelte ihn wach, wie aus einem Traum. Er fuhr zusammen, schaute sich um, und ihm wurde plötzlich bewusst, wo er sich befand und was er tat. Entsetzen überkam ihn. Hier war er, in der Uniform der Armee Seiner Kaiserlichen Majestät, noch dazu im Geisha-Bezirk und kurz davor, an die Tür eines übel beleumdeten Hauses zu klopfen.
    Stimmen lärmten in seinem Kopf. Ihm fiel ein, wie aufgeregt und stolz er gewesen war, als er Tokyo verlassen hatte, entschlossen, ihre Erzfeinde zu unterwerfen; wie er den Zug nach Yokohama bestiegen hatte und dicht gedrängt mit Tausenden seiner Kameraden an Bord des Schiffes gegangen war, alle mit derselben Mission, angefeuert vom selben Eifer. Die Zeit der Rache war endlich gekommen. Er dachte an seinen alten Vater, der wie ein Bauer leben musste, und an seine Brüder, die in den Bergen kämpften, vielleicht verwundet oder gefallen waren. Er dachte an seine Mutter, seine Schwestern und seine Großmutter, an seine in Trümmern liegende Stadt und sein in Armut lebendes Volk. Ihnen allen war er es schuldig, den Feind zu vernichten, der seine Familie und seinen Clan ins Elend gestürzt hatte.
    Welch ungestümer Impuls ihn auch hierher gebracht haben mochte, es war wider besseres Wissen geschehen. In einem Augenblick des Wahnsinns, doch jetzt war er, den Göttern sei Dank, zur Vernunft gekommen. Eine Aufgabe wartete auf ihn. Es war Zeit, zu gehen – zurück zu seiner Einheit, um damit weiterzumachen, die letzten Rebellennester auszuheben.
    Aber er brachte es einfach nicht über sich, von hier fortzugehen. Wie angewurzelt stand er da, ballte die Hände zu Fäusten und kniff die Augen fest zu. Er wusste, was richtig war, er wusste, was er zu tun hatte, doch es zerriss ihm das Herz.
    Er atmete tief ein, nahm all seine Willenskraft zusammen und wandte sich ab. In dem Moment rüttelte der Wind an der Tür, und Nobu fing einen Hauch von Aloe und Moschus auf, von Kyara und Myrrhe. Augenblicklich war er wieder in Tokyo, kniete auf einer Veranda, las laut vor, während eine kleine Hand auf die Wörter deutete, Schriftzeichen um Schriftzeichen. Er wanderte mit einem schlanken Mädchen durch den Wald ihres Anwesens und sammelte Schachtelhalmsprossen, befand sich an einem schwülen Sommerabend in einem Garten, ein weicher, süß duftender Körper an den seinen geschmiegt, spürte, wie ihr Haar über seine Wange strich.
    Bevor er sich zurückhalten konnte, klopfte er an die Tür. Er hielt den Atem an und lauschte, halbwegs in der Hoffnung, dass niemand da wäre. Er würde einfach gehen, redete er sich ein, würde in Frieden gehen. Aber da war jemand, er vernahm ein leises Geräusch.
    Wieder klopfte er, diesmal lauter. Jetzt herrschte Stille, doch ihm war alles egal. Die Tür war alt und wackelig, klemmte in den Führungsrillen, als er ungeduldig daran ruckelte und sie schließlich einen Spalt breit öffnete. Dieser besondere Duft wehte ihm entgegen.

33
    Taka kauerte im Dunkeln auf der Treppe, hielt mit klopfendem Herzen den Atem an und starrte wie hypnotisiert auf den Lichtstreifen um die Tür, der erst schwankte und verschwand, dann wieder sichtbar wurde. Irgendwo klackerte ein Kiesel. Da war jemand. Da draußen war eindeutig jemand.
    Normalerweise wären da plaudernde Frauen gewesen, in hohen Tönen zwitschernde Geishas, Männer, die in Holzschuhen herumschlurften, lautstark redeten und lachten. Aber nun war nur noch das Krächzen der Krähen zu hören, der Wind, der in den Bäumen rauschte, das Murmeln des Meeres und weit weg, wie ferner Donner, das Rumpeln und Dröhnen der näher kommenden Armee. Hunde bellten, und ein Fuchs stieß ein unheimliches Jaulen aus.
    Taka hatte im Obergeschoss Truhen durchwühlt, schimmelige Bücher herausgezogen, parfümierten Haarschmuck,

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