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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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Dienstboten zusammen zu sein.« Sie wussten beide, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Wieder befürchtete sie, ihn beleidigt zu haben, doch er schien es nicht zu bemerken. »Komm. Ich zeige dir meinen geheimen Ort.«
    Taka ging voran, schob Zweige und Gebüsch beiseite und stieg über umgestürzte Baumstämme. Tief im Wald gab es eine verborgene Lichtung, auf der Haru und sie gern gespielt hatten. Zum Sitzen hatten sie sich Baumstämme herangezogen und ein kleines Dach gemacht, unter das sie kriechen konnten, wenn es regnete.
    Sie setzten sich nebeneinander auf einen Baumstamm. Taka wischte Steine und Kiesel beiseite und glättete ein Stück des Bodens, während Nobu einen Stock anspitzte.
    »Schreib ›Mann‹«, sagte Taka. Am besten, man fing ganz von vorn an.
    Jetzt war er wirklich beleidigt. »Das kann doch jedes Kind«, schnaubte er und machte zwei Striche auf den Boden, für einen Strichkörper über zwei gespreizten Beinen.
    »Jetzt ›groß‹.«
    Er glättete den Boden, zeichnete dann einen weiteren Strichmann mit einem zusätzlichen horizontalen Strich wie ausgestreckte Arme.
    »›Mutter‹.« Er runzelte die Stirn. Ein Schatten glitt über sein Gesicht, als er sich vorbeugte und das Schriftzeichen machte. Sie fuhren fort, bis sie zu einem kamen, das er nicht kannte.
    »›Reinheit‹.« Taka schrieb es für ihn, und er kopierte es, schrieb es immer wieder, Strich für Strich. Insgesamt zehn neue Schriftzeichen, dann ließ sie ihn das erste wiederholen. Inzwischen war es so dunkel, dass sie kaum noch die in den Boden gekratzten Schriftzeichen erkennen konnten.
    Taka sprang auf, denn ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie beide schrecklichen Ärger bekämen, wenn man sie erwischte. Nobu noch mehr als sie.
    »Wir müssen gehen.«
    »Vielen Dank«, sagte er, »dass Sie mir geholfen haben.« Unter seinem Blick wurde sie rot. Während sie sich durch das Gebüsch drängten und zum Haus zurückliefen, merkte sie, dass sie seit Harus Weggang zum ersten Mal wieder glücklich war.
    An diesem Abend sah sie ihre Bücher durch. Es gab vereinfachte Ausgaben der Klassiker – die Gedichte von Ariwara no Narihira, Die Geschichte von Genji, Yamato-Sammlung: Hundert Gedichte von hundert Dichtern für den Unterricht, Purpurner Brokat: Der große Schatz – Hundert Gedichte von hundert Dichtern . Es gab Bücher über die acht gefeierten Landschaften Japans mit den dazugehörigen Gedichten, einschließlich Narihiras berühmtem Gedicht über den Berg Fuji. Außerdem waren da noch einige über Verhaltens- und Benimmregeln für Frauen. Taka legte die bereits Gelesenen beiseite und wählte Bücher aus, die sie für die nützlichsten hielt. Dann kramte sie überschüssige Schreibutensilien heraus – einen Reibstein, eine Tuschestange, Wassertropfer und Pinsel – und ein neues Arbeitsheft. Sie plante bereits ein vollständiges Unterrichtsprogramm für ihn.
    Nobu von den anderen Dienstboten abzusondern und außer Sichtweite ihrer Mutter oder Eijiros zu bringen, damit sie ihn unterrichten konnte, würde schwierig werden. Ihre Mutter würde dem niemals zustimmen, und Eijiro wäre außer sich, wenn er es herausfand. Einen Dienstboten von seiner Arbeit abzuhalten, Zeit allein mit einem jungen Mann zu verbringen – das war absolut skandalös. Nobu war derjenige, der darunter zu leiden hätte. Eijiro würde ihn verprügeln oder entlassen, ihn vielleicht sogar töten. Nobu war nur ein Dienstbote, ihr Eigentum, und Eijiro konnte mit ihm machen, was er wollte.
    Nachdenklich blickte sie auf die mit Landschaften, Vögeln und Tieren bemalten Stellschirme, die als Wände ihres Zimmers dienten, auf die hinter den Papierschirmen flackernden Öllampen, ihr kleines Schreibpult mit den ausgewählten Büchern, die Nische mit den wenigen wie zufällig arrangierten Blumen in der Vase und der dahinter hängenden Bildrolle, die filigranen Borde und die schweren Holztruhen, das Tabakkästchen und das Kohlebecken mit dem an einem Eisenhaken darüber hängenden Kessel, die Teekanne und die Becher am Rand, auf ihren Schatten, der sich bei den in jedem Lufthauch flackernden Lampen ruckhaft bewegte.
    Dann lächelte sie. Okatsu. Das war es. Sie würde ihre Dienerin Okatsu ins Vertrauen ziehen. Okatsu würde ihre Anstandsdame sein. Sie konnte immer behaupten, sie bräuchte Nobu, um ihr bei diesem oder jenem zu helfen. Okatsu war höchst einfallsreich, sie würde sich schon etwas ausdenken. Und das Beste war, dass Eijiro eine Schwäche für Okatsu

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