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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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hatten, wie verboten ihr Tun war. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, Wache zu halten.
    Einen Augenblick später stürmte Eijiro mit hochrotem Gesicht heraus. Schaler Geruch von Tabak und Sake strömte von ihm aus. Er blieb stehen, schnappte nach Luft und funkelte sie an. »Ich habe nur darauf gewartet, euch zu erwischen. Den Verdacht hatte ich schon lange.« Nobu, Taka und Okatsu saßen da, unfähig, sich zu bewegen. Sie waren auf frischer Tat ertappt worden, und selbst die beste Ausrede würde sie nicht retten.
    Eijiro holte mit dem Fuß aus. Das Fläschchen, in dem Nobu den Tau gesammelt hatte, flog von der Veranda und zerschellte auf dem Kies.
    Fujino kam keuchend über die Tatamimatten hinter ihm her, das rundliche Gesicht von Schweiß überströmt, dunkle Flecken auf der Vorderseite und unter den Achseln ihres Baumwollkimonos. »Eijiro, bei allen Göttern … Was denkst du dir dabei? Du bist ein erwachsener Mann.«
    »Aizu-Hund. Du hast die Grenzen überschritten«, brüllte Eijiro. »Ich habe immer gesagt, wir sollten keine Leute von der Straße hereinbringen. Wir haben unsere Schuld tausendfach an dich zurückgezahlt. Du wirst keinen Moment länger um meine Schwester herumscharwenzeln.«
    Fujino trat auf die Veranda hinaus. Als sie Taka, Nobu und Okatsu zusammen sitzen sah, weiteten sich ihre Augen, und ihre rasierten Brauen schossen in die Höhe. Wie alle erwachsenen Frauen rasierte sie ihre Brauen und schwärzte ihre Zähne mit einer Politur aus Gallnusspulver und in Essig oder Tee oxidierten Eisenspänen. Das nicht zu tun, wäre ihr unglaublich exzentrisch vorgekommen. Doch heute war es so früh, dass ihre Dienerin sie noch nicht geschminkt hatte. Dadurch hatte sie überhaupt keine Brauen, was sie noch erstaunter wirken ließ. Sie nahm ihren Fächer aus dem Obi und begann sich hastig Luft zuzufächeln.
    Taka blickte zu Boden. Trotzig schob sie das Kinn vor. »Wir haben nur unsere Tanabata-Wünsche aufgeschrieben, Mutter. Nobu hat uns gerettet, oder? Er gehört zur Familie. Du magst ihn doch auch.«
    Eijiro schnaubte. »Die Götter mögen wissen, was du dir dabei gedacht hast. Was sollen die Leute denken? Was sollen wir machen, wenn wir einen Ehemann für Taka finden müssen, wenn die Leute darüber zu reden beginnen, dass meine kostbare Schwester ihre Zeit mit einem Dienstboten verbringt, und dazu noch mit einem Aizu? Wir werden sie nie verheiraten können.«
    Nobu senkte den Kopf und versuchte sich unsichtbar zu machen. Er wusste, dass er sich eines unverzeihlichen Vergehens schuldig gemacht hatte. Dann merkte er, dass er das Papier mit seinem Wunsch immer noch in der Hand hielt. Er drückte es so klein wie möglich zusammen und wollte es heimlich in seinen Ärmel stecken. Eijiro musste die Bewegung gesehen haben. Er packte Nobus Handgelenk und riss ihm das Papier aus den Fingern. Es zerriss beinahe, doch es gelang Eijiro, es festzuhalten. Nobu bekam es mit der Angst. Er wünschte, er könnte durch die Bodenbretter sinken, von der Veranda springen, wegrennen und nie wiederkommen.
    »Der Hund kann also schreiben«, höhnte Eijiro und faltete das Papier auf. Beim Lesen verzogen sich seine Lippen. Ein seltsamer Ausdruck – Triumph, vermischt mit Schadenfreude und Verachtung – huschte über sein Gesicht. »Hör dir das an. ›Möge ich für immer in diesem Haus nahe bei Taka-sama bleiben.‹« Nobus Gesicht brannte. Wie hatte er nur so etwas Dummes schreiben können? Aus den Augenwinkeln schaute er zu Taka. Sie reagierte nicht, hielt den Blick geflissentlich zu Boden gerichtet.
    »Hier siehst du, was ich davon halte.« Eijiro riss das Papier in Stücke und warf sie hinaus in die stickige Hitze. »Du hast es gehört, Mutter. Wir müssen ihn sofort loswerden.«
    Taka wandte sich an ihre Mutter, die Stimme protestierend erhoben. »Das ist ungerecht. Wir haben nichts Böses getan. Ich habe ihm das Lesen beigebracht, mehr nicht. Ich gebe zu, ich hätte ihn nicht von der Arbeit abhalten sollen, aber ich wollte ihm helfen. Nobu ist sehr klug, er sollte kein Dienstbote sein. Mach ihm keine Vorwürfe. Es war meine Schuld, nicht seine. Du weißt, dass Eijiro es auf ihn abgesehen hat, seit Nobu hierherkam. Er hat nach einer Möglichkeit gesucht, uns zu erwischen. Er ist ein Schwindler.«
    »Unverschämtes Mädchen! Wie kannst du es wagen, so von mir zu sprechen?« Eijiro hob seine große Hand und versetzte Taka einen klatschenden Schlag auf den Kopf.
    »Kinder, Kinder. Das reicht!«, schimpfte

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