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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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wollte, zerriss die Seite. Fluchend schob er es in seine Tasche. »A cœur vaillant rien d’impossible« , murmelte er erneut vor sich hin. Der Satz war wie ein Mantra. Er half ihm zu vergessen, wo er war.
    »Magst du denn keinen Spaß?«, maulte das Mädchen und zerrte an seiner Schärpe.
    »Du verschwendest deine Zeit. Wir haben kein Geld«, sagte Bunkichi. »Vor allem unser Nobu, der tut nichts anderes als lesen. Könnte genauso gut ein Mönch sein.«
    »Vielleicht hat er eine Besondere.« Das Mädchen neigte den Kopf und sah keck zu Nobu auf.
    »He, Nobu. Gibt’s eine, für die dein Herz schlägt?«, fragte Bunkichi mit anzüglichem Grinsen. »Brauchst dich nicht dafür zu schämen. Mein Herz schlägt für Oshini hier, nicht wahr?« Er griff nach einem knochigen Serviermädchen mit verkniffenem Gesicht und vorstehender Unterlippe, das auf dem Weg zur Küche an ihm vorbeieilte. Kichernd wehrte sie ihn mit den Fäusten ab. »Sag schon, wer ist es?«
    Nobu hielt die Lippen fest geschlossen. Bunkichi wollte ihn zum Sprechen verlocken, damit er sich über seinen Akzent lustig machen konnte, doch das würde ihm nicht gelingen.
    Zenkichi mischte sich ein. »Ich brauche nichts zu bezahlen, ich kriege, was ich will, ohne auch nur einen Sen rauszurücken. Ich kann mich kaum gegen die Weiber wehren, das sage ich euch. Neulich hab ich in einem Restaurant in der Stadt auf den Herrn gewartet. Hab einen kleinen Spaziergang gemacht, und die Mädchen haben alle ›He, Süßer!‹ hinter mir hergerufen. Eine hat sich einfach an mich rangeworfen – keine Schönheit, aber eine gute Figur. Wir sind zum Teehaus zurückgegangen, und ich hab sie direkt dort genommen.«
    »Und, wie war sie?«, fragte Bunkichi spöttisch.
    »›Saugt wie ein Oktopus …‹«
    »›… schnappt zu wie eine Falle, eng wie eine Geldbörse‹«, ergänzte Bunkichi und fuhr sich mit der Zunge über die fleischigen Lippen. Er hielt inne und kniff die Augen wollüstig zu. »Erinnert mich an dieses Teehaus-Mädchen, das ich vor ein paar Tagen kennengelernt habe. Ich hatte beim Kartenspiel gewonnen, kam mit einer Börse voller Yen nach Yoshiwara hereinstolziert, und da war sie hinter dem Käfiggitter. Hübsches kleines Ding. Hat mich gesehen und war in mich verknallt, das hab ich sofort gemerkt. Na, die konnte vielleicht saugen wie ein Oktopus! Bleibt ihr hier und haltet die Sache im Augen, während ich mal rausschlüpfe und ihr Hallo sage. Nur Hallo, mehr nicht.«
    »Nur Hallo, Bunkichi?«, meinte Zenkichi. »Wie beim letzten Mal, nur Hallo, was?«
    Nobu lachte. Er war die Prahlerei der beiden gewöhnt, hatte das alles schon öfter gehört. Wenn er es sich hätte leisten können, hätte er sein Geld vielleicht auf dieselbe Weise ausgegeben, aber er musste jeden Sen und Mon dreimal umdrehen. Außerdem hätte er das Geld lieber für etwas Besseres aufgehoben. Selbst das schelmische Mädchen war nicht nach seinem Geschmack. Er griff nach seiner Tasche mit den kostbaren Büchern und wandte sich zum Ausgang.
    »He, du kannst nicht abhauen. Wo willst du denn hin?«
    »Nach draußen«, nuschelte er. »Will mich nur umschauen.«
    »Was hast du gesagt?«, grölten die Begleiter und grinsten entzückt. »Wenn der spricht, versteht man kein Wort! Hört euch das bloß an. Du musst diesen Akzent loswerden. Zu Hause kannst du reden, wie du willst, aber hier in Yoshiwara musst du kultiviert sprechen. Du hörst dich an wie ein Bauernlümmel.«
    »Ich hab genau verstanden, was er gesagt hat«, behauptete das Mädchen, das sich an ihn geschmiegt hatte. »Außerdem, wen kümmert es, wie er redet? Er sieht viel besser aus als ihr beide.«
    Nobu hockte sich missmutig vor die Tür, die Pfeife mit dem dünnen Stiel im Mund, und schlug einen Funken.
    Rote Lampions leuchteten entlang der Hauptallee und machten die Straße so hell wie am Tag. Elegant gekleidete Männer drängelten und schubsten, alte Frauen mit verschrumpelten Gesichtern zupften Vorbeigehende am Ärmel.
    »Das Yamato-Haus, meine Herrn, prüfen Sie unsere Angebote! Erstklassige junge Frauen zu Schleuderpreisen!«, rief eine tremolierende Stimme von der einen Straßenseite.
    »Das Kano-Haus, hier entlang«, kam ein Krächzen von der anderen. »Schöne junge Frauen, feucht und zart, warten darauf, sich Ihrem Vergnügen zu widmen. Ihre Fähigkeiten kennen keine Grenzen!«
    »Sämtliche Preise reduziert«, quäkte eine weitere. »Alles frische, neue Prostituierte. Ein Krug Sake und eine Schale Suppe im Preis

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