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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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Liebe mit meinem Blut zu beweisen«, sagte sie feierlich. »Doch stattdessen gebe ich dir mein Wort. Das ist mein Schwur. Wenn es für uns eine Möglichkeit gibt, zusammen zu sein, werden wir sie finden. Ich werde nie zu einem anderen gehören.«
    »Für mich hat es nie eine andere gegeben als dich«, sagte er. »Und so wird es auch in Zukunft sein.«

14
    Während Nobu sich schweißüberströmt durch die Büsche drängte, fragte er sich, ob er vollkommen verrückt geworden war. Hier war er, mitten in Feindesland, schnürte über das verschlungene Gelände des Kitaoka-Anwesens wie ein Fuchs mit einem Bären auf den Fersen, und doch konnte er nur an Taka denken. Der Duft ihres Parfüms haftete noch an seinen Kleidern, beinahe konnte er die Berührung ihrer Lippen und ihres warmen Körpers spüren. Er fühlte sich benommen, wusste kaum, wo er war oder wohin er ging.
    Er blieb stehen, um zu Atem zu kommen, und stöhnte laut. Er hatte Pflichten und Verantwortungen, und eine Frau zu begehren, ganz zu schweigen von einer für ihn so unerreichbaren, war reine Torheit. Sie konnten nie zusammengehören, das wusste er nur allzu gut. Doch jedes Mal, wenn er sich von ihr losreißen musste, war es, als ließe er ein Stück von sich zurück.
    Blind stolperte er durch das Gehölz und erreichte schließlich die Grenze des Anwesens. Vor ihm ragte die Mauer auf. Als er ein Geräusch hinter sich hörte, kam er mit einem Ruck zu sich, froh darüber, von seinen wirren Gedanken abgelenkt zu werden. Da waren Stimmen und flackernde Lichter – eine Patrouille, nahm er an, die das Anwesen bewachte. Wenn sie ihn entdeckten, wäre er tot. Sie würden sich nicht damit aufhalten, Fragen zu stellen.
    Der Mond ging auf, warf ein wässriges Licht. Das erleichterte ihm die Sicht, aber es machte ihn auch sichtbarer. Er legte die Hände um den Mund und stieß ein langes, tiefes Heulen aus wie eine Eule.
    Jubei, Yasus ehemaliger Diener, hatte ihm auf dem Weg hinein über die Mauer geholfen und versprochen, Wache zu halten, doch nach der langen Zeit vermutete Nobu, dass Jubei wahrscheinlich aufgegeben hatte oder eingeschlafen war. Daher war er erleichtert, den antwortenden Eulenschrei zu hören.
    Nobu stand am Fuß der Mauer und schaute hinauf. Sie war so hoch wie ein Haus, aus gestampftem Lehm und Steinen und mit einem steilen Ziegeldach. Er begann hochzuklettern, tastete mit den Füßen nach einem Halt und griff nach dem überhängenden Dachvorsprung, dann brach ein Dachziegel in seinen Händen ab, und er purzelte unter einem Geprassel von Steinchen fluchend wieder zu Boden.
    Die Stimmen und die tanzenden Lichter kamen näher. Mit zusammengebissenen Zähnen hievte er sich hoch und streckte den Kopf vorsichtig über die Mauerkrone. Jubei hielt sich ein Stück entfernt im Schatten versteckt.
    Nobu wusste, dass er sich beeilen musste, zögerte aber noch. Ein weiterer Eulenschrei ertönte, Jubei wurde ungeduldig. Noch einmal drehte Nobu sich um. Trotz allem musste er einen letzten Blick zurückwerfen – auf das in Dunkelheit getauchte Gelände, die schemenhaften Bäume, die hüpfenden Laternen und die fernen Lichter in der Residenz. Er spürte die Hitze, die in Wellen von der Erde aufstieg, atmete den Geruch der Kiefern und den süßen Duft der Yugao-Blüten ein, hörte den Ruf eines Teichrohrsängers, das Rieseln des Wasserfalls und das kühle »Tock« des Bambusrohrs auf einem Stein. Das war Amida Buddhas westliches Paradies, ein verbotenes Land, in das er nie wieder einen Fuß setzen konnte. Hier gehörte Taka hin, und er war dazu verdammt, für immer draußen zu bleiben.
    Er schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit für törichte Gedanken. Er drehte sich um, und Jubei fing ihn auf, als Nobu hinuntersprang.
    » Usss «, grunzte Jubei. In der Dunkelheit war sein zahnlückiges Grinsen zu erkennen. Seine stämmigen Beine waren nackt, und seine breite Stirn unter dem geknoteten Taschentuch glänzte vor Schweiß. In der blauen Baumwolljacke mit dem Wappen auf dem Rücken sah er aus wie ein Arbeiter, ein Lastenträger oder das Raubein, das er war.
    Ihn zum Mitkommen zu überreden, war nicht schwer gewesen. Jubei war stets zu jeder Schandtat bereit, ganz gleich, wie verrückt sie auch war. Nobu hatte ihm erzählt, er wolle sich auf dem Anwesen der Kitaokas umsehen. Alle behaupteten, Kitaoka stecke hinter dem Ärger, der sich auf der südlichen Insel Kyushu zusammenbraute, und Nobu könnte etwas von einer Verschwörung erfahren, falls es eine gäbe. Er

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