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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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Jubei vor Wut schnauben, und bevor er ihn aufhalten konnte, sprang Jubei auf und brüllte: »Wenn ihr kämpfen wollt, ihr mörderischen Schweinehunde, dann könnte ihr das haben!«
    Nobu sprang hinter ihm auf.
    Die beiden Männer stolperten mit offenem Mund zurück, die Augen so groß wie Teller, als hielten sie die Wesen, die direkt vor ihnen aus dem Boden hochgeflogen waren, für Tengu-Dämonen oder aus ihren Gräbern auferstandene Tote. Der eine war eindeutig Yamakawa. Nobu erkannte den feisten Hals und den finsteren Kampfhundblick. Sie trugen Jacketts und Hosen im westlichen Stil, und ihm fiel sofort auf, dass keiner von ihnen sein Schwert dabeihatte. Im Dunkeln wies nichts darauf hin, dass Yamakawa ihn erkannt hatte. Nobu war ein dürrer Junge gewesen und nur ein Dienstbote, als sie sich zum letzten Mal begegnet waren, und hatte für Yamakawa gar nicht existiert.
    Der zweite Mann war schmal, hatte ein spitzes Kinn und buschiges Haar wie ein Fuchs. Er zitterte. »Ich habe nichts getan. Lass mich in Ruhe«, brachte er bebend heraus.
    Yamakawa hatte sich bereits gefangen. »Das sind Bauern, du Narr, keine Geister. Das Gesindel, das ich über die Mauer habe klettern sehen.«
    »Selber Bauern!«, brüllte Jubei. »Mörderische Dreckskerle! Mach, dass du auf deinen Kartoffelacker zurückkommst, Dorftrottel!«
    »Zeig gefälligst Respekt, Hund. Aus dem verfluchten Norden, was? Zu dumm, dass wir dich nicht früher in Stücke gehauen haben. Das werde ich sofort nachholen.«
    Mit finsterem Gesicht ballte Jubei die Fäuste, trat drohend vor und ragte über dem kleineren Yamakawa auf. Er wollte ihm einen Faustschlag versetzen, doch der Mann duckte sich unter der Faust weg und wich geschickt aus. Seine Augen glänzten. Er wirkte überhaupt nicht mehr betrunken. Seine Hand flog zu seinem Gürtel.
    »Pass auf!« Die Worte erstarben auf Nobus Lippen, als Yamakawa seinen fleischigen Arm hob. Etwas blitzte im Mondlicht auf. Der Satsuma hielt einen Dolch in der Hand. Mit einem schrillen Kampfschrei schwang er die Waffe und hatte ihn, bevor Nobu sich rühren oder auch nur rufen konnte, tief in Jubeis Bauch gestoßen. Der große Mann atmete rasselnd, als hätte er einen Schlag abbekommen, torkelte zurück und hielt sich den Bauch.
    »Unverschämter Bauer! Das wird dich lehren, dich mit Höherstehenden anzulegen!«
    Als Yamakawa das Messer umdrehte und herausriss, fiel Jubei auf die Knie. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, sein Gesicht erschlaffte und wurde grau. Die Welt schien stehen zu bleiben. Nobu nahm den Mond wahr, zu drei Viertel voll, das hohe, im Windhauch wispernde Gras und die Mauer, die sich in die Ferne erstreckte. Irgendwo auf dem Anwesen heulte klagend ein Fuchs. Erstarrt vor Entsetzen, sah er Jubeis Wangen hohl werden und die Augen in die Höhlen zurücksinken, als sein Gesicht zu einer Totenmaske erstarrte. Von dem Gestank des Abschlachtens, von frischem Blut und Gedärmen, die aus der Wunde quollen, wurde Nobu schlecht. Er würgte, als wäre er, nicht Jubei, erstochen worden.
    Yamakawa stand über Jubei, ein höhnisches Grinsen in seinem breiten Gesicht. »Zu dumm«, spottete er. »Ich wünschte, ich hätte mein Schwert, um es an deiner Kehle auszuprobieren.«
    Er hob den Arm, wollte erneut zustechen, die Zähne gefletscht.
    Ein Brüllen durchbrach die Stille. Es kam von Nobu. Er sprang Yamakawa in den Weg, stellte sich mit gespreizten Beinen über Jubei, um ihn zu schützen. Nun schlug seine Ausbildung durch. Als die Klinge heruntersauste, packte er Yamakawas dickes Handgelenk, verdrehte es mit aller Kraft und benutzte den Schwung des Mannes, um den Dolch gegen dessen eigene Brust zu lenken. Yamakawa war stämmig, und Nobu war schmal, aber Zorn und Trauer verliehen ihm Kraft. Sie rangen einen Moment lang, bis Nobu spürte, dass die Klinge eindrang.
    Als Yamakawas Griff sich löste und er zu taumeln begann, riss Nobu ihm den Dolch aus der Hand, hackte grimmig auf ihn ein und spürte, wie die Klinge durch Knochen, Knorpel und Fleisch drang. Blut spritzte vom Gesicht und aus der Brust des Mannes, und es zischte, als Luft aus seiner verletzten Lunge entwich, während er taumelnd und keuchend zu Boden sackte.
    Irgendwo hinter sich hörte Nobu einen erstickten Schrei. Der zweite Mann starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Rennende Schritte kamen auf sie zu, als sich andere Rikschas näherten.
    »Jubei!«, rief Nobu. »Lass uns von hier verschwinden.«
    Jubei war ein kleines Stück weggekrochen und dann

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