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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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nicht zerfleischt, aber kalt, schwer und steif, hatten sie mit nach Hause genommen und am nächsten Tag einen Priester geholt, um die Rituale durchzuführen. Zu Nobus Erleichterung war es seinen Brüdern nicht seltsam oder ungewöhnlich vorgekommen, dass Jubei und er sich mit Satsuma-Männern angelegt hatten; bei diesen beiden Hitzköpfen war es kaum erstaunlich, dass sie in Schwierigkeiten gerieten. Seine Brüder hatte nur wenige Fragen gestellt, und er hatte kaum lügen müssen.
    Als älterer Bruder und Jubeis Freund und Herr hatte Yasu ihm nachdrücklich erklärt, Nobu müsse einen Teil von Jubeis Asche zu dessen Eltern bringen, sobald sich die Gelegenheit böte. Das gehörte sich so. Yasu würde ihn begleiten. Sich allein auf den Weg zu machen, käme nicht infrage, da auch er ihren Vater besuchen und am Familiengrab seinen Respekt bezeigen wollte.
    Die Asche in der kleinen Urne in Nobus Bündel drückte schwer auf seine Schultern und erinnerte ihn bei jedem Schritt an das, was er getan hatte.
    Die Brüder waren jetzt seit sieben Tagen unterwegs. Beim Verlassen von Tokyo war die Nikkokaido, die Große Nordstraße, eine prächtige Allee gewesen, gesäumt von Sicheltannen und mit sauber gefegten Steinplatten gepflastert, breit und eben genug für die vorbeiratternden Rikschas. Als sie die Berge erreichten, war sie zu einem schlammigen Pfad geschrumpft, der sich durch Wälder über steil abfallende Schluchten wand, an deren Hängen Kiefern in den seltsamsten Verkrümmungen wuchsen. Wohlhabende Reisende trotteten auf widerspenstigen Gäulen dahin, die von schwitzenden Pferdeknechten unter Schlägen vorangezerrt wurden, aber allen, ob zu Fuß oder zu Pferd, blieb nichts anderes übrig, als sich im gleichen langsamen Tempo zu bewegen.
    Hier waren sie unter Freunden, die zur Sache des Nordens hielten, und nachts kamen sie in Gasthäusern am Straßenrand oder bei freundlichen Bauern unter. Heute waren sie im Morgengrauen aufgebrochen und einen schmalen Bergpfad hinaufgestiegen, der sich endlos durch Nebelschwaden wand. Wie Dampf hatte ihr Atem in der kalten Luft gestanden. Sie waren durch Mulch und Laub gestapft, waren Felsbrocken und Pfützen ausgewichen und hatten die Augen nach Packpferdkolonnen offen gehalten. Gelbe Blätter wehten vom Gewirr der Äste über ihnen herab.
    Manchmal schlossen sie zu einer Gruppe Reisender auf oder überholten gebeugte alte Damen, die nebeneinander herhumpelten, ihre Stimmen schrill in der Bergluft, und hin und wieder hastete ein krummbeiniger Bote vorbei, nackt bis auf das Lendentuch, mit einem Kasten voll Briefe auf der ledrigen Schulter, sprang von Stein zu Stein und brüllte: »Aus dem Weg, aus dem Weg!« Affen hockten kreischend auf den Ästen über ihren Köpfen, scheues Rotwild verschwand mit großen Sprüngen tiefer im Wald. Die Brüder trugen Glöckchen um die Fußknöchel und schlugen, wenn sie allein waren, mit ihren Stöcken an die Felsen, um Bären und Keiler zu vertreiben.
    Selbst Nobus Militärausbildung hatte ihn nicht darauf vorbereitet, tagelang von früh bis spät zu marschieren. Er hatte seine schweren Militärstiefel aufgegeben und sie durch Strohsandalen ersetzt, aber seine Füße waren trotzdem mit Schwielen bedeckt, und an seinem kleinen Zeh schmerzte eine frische Blase. Dennoch war er froh, die überfüllten Straßen von Tokyo hinter sich gelassen zu haben und draußen in der frischen Luft und auf dem Land zu sein.
    Seine Beine schmerzten so sehr, dass er sich ernsthaft fragte, ob er es je bis zur Bergkuppe schaffen würde, doch plötzlich wurden die Bäume spärlicher, und er trat unter dem Blätterdach hervor ins helle Sonnenlicht. Yasu hatte sein Bündel abgeworfen, saß auf einem Felsblock und rang nach Atem. Mit dem Kinn deutete er auf die Aussicht. »Diese Berge«, brachte er schwer schnaufend heraus und schüttelte den Kopf. »Du erkennst sie nicht mal. Das ist Aizu, die Berge von Aizu, der Bandai, an dem die Bambusblätter wie Goldstaub glitzern.«
    Nobu beschattete seine Augen. Tief unter ihnen breitete sich eine trockene, braune Ebene aus, über die Wolkenschatten zogen, unterbrochen von kleinen Erhebungen, riesigen Maulwurfshügeln gleich, gefleckt in herbstlichem Gelb, Rot und Orange. In der Ferne, glitzernd vor dem Himmel, erstreckte sich eine Bergkette nach der anderen, wie die Helmreihen einer heranrückenden Armee. Nobu war zehn gewesen, als sie ihre Heimatprovinz verlassen hatten. Er wusste noch, wie er in einer langen Flüchtlingskolonne durch

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