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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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hatte sich von diesen romantischen jungen Kriegern hinreißen lassen, als sie in Takas Alter gewesen war. Wie konnte sie sich nur vorstellen, dass Taka einen Bankier heiraten wollte? Aber ihr war klar, wenn sie sich weigerte, Masuda-sama zu heiraten, würde sie innerhalb kürzester Zeit mit ihrer Mutter auf dem Weg nach Kyushu sein. Sie steckte wirklich in der Klemme.
    »Anfangs müssen sie in billigen Gasthäusern übernachtet oder unter einer Brücke geschlafen haben, bevor sie uns Geishas fanden. Wir haben uns wirklich in sie verliebt, bei ihnen war das nicht vorgespielt.«
    »So sehr, dass uns ihre Armut völlig egal war.« Fujinos Röcke bauschten sich, während sie unter Stoffrascheln auf ihren Stühlen wippte. Sie strich sie glatt und klimperte mit den Wimpern, als wäre sie wieder von gut aussehenden jungen Kriegern umringt.
    »Und dann begannen die Kämpfe. Um die Wahrheit zu sagen, waren es diese jungen Männer, die Chaos und Verwüstung anrichteten.« Tante Kiharu blickte zu Taka. »Du warst damals noch ein kleines Mädchen, Taka. Du wirst dich nicht erinnern.«
    »Doch«, widersprach Taka, aber ihre Mutter und Tante Kiharu hingen zu sehr ihren Erinnerungen nach, um ihr weiter Beachtung zu schenken.
    »Ich bin mit Sakefläschchen rein und raus gelaufen, wenn sie ihre geheimen Treffen abhielten. Entweder waren sie auf den Füßen und stritten sich lautstark, oder sie steckten verschwörerisch die Köpfe zusammen. ›Verehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren‹, das war ihr Schlachtruf. Weißt du, was sie wollten, Taka? Sie wollten die Ausländer vertreiben. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, nicht wahr? Und den Shogun rauswerfen, der das Land regierte, und die Clans aus dem Norden vernichten.«
    Die beiden Frauen schauten sich an, lächelten und schüttelten den Kopf.
    »Das waren Ronin«, sagte Takas Mutter. »Heutzutage wissen die jungen Leute gar nicht mehr, was das bedeutet. Sie hatten ihre Clans verlassen, damit ihre Lehnsherrn keine Verantwortung für sie übernehmen mussten. Das bedeutete, dass sie frei waren und tun konnten, was sie wollten. Natürlich hatten sie Prinzipien, aber das Problem war, dass die Prinzipien des eines Clans denen des anderen widersprachen.«
    »Und dann brach das völlige Chaos aus – Kämpfe in den Straßen, Schwertkämpfer, die in die Residenzen der Ratgeber des Shogun einbrachen und ihnen den Kopf abhackten. Ich weiß noch, wie ich über die Vierte Brücke ging und mir alle Mühe gab, nicht zu den auf Bambusstangen aufgespießten Köpfen entlang des Flussufers zu schauen.«
    Fujino warf Taka einen besorgten Blick zu. »Das reicht, Kiharu«, sagte sie scharf.
    »Ich war auch dort, Mutter«, protestierte Taka. »Ich habe die Köpfe gesehen. Als ich klein war, wurde dauernd gekämpft.«
    »Und dann klopfte die Polizei des Shogun an unsere Tür, und ich stand da, hinderte sie am Eintreten, während sie mit ihren Schwertern vor mir herumfuchtelten.« Tante Kiharu griff nach dem Sakefläschchen, füllte den Becher von Takas Mutter auf und hielt ihren Becher hin, damit Fujino ihn auffüllte. »Vollkommen gelassen schwor ich, dass niemand da sei, während sich mein Liebhaber unter dem Haus versteckte und nicht zu atmen wagte.«
    »Welcher Liebhaber war das?«
    »In jenen Tagen gab es viele, meine Liebe! Erinnerst du dich an Hiro? Der war immer für ein Späßchen zu haben. Wie ging noch das Lied, das er dauernd sang?« Tante Kiharu legte den Kopf schräg und sang mit ihrem Geisha-Trällern:
    »Betrunken ruht mein Kopf im Schoß einer Schönen;
    Erwacht und nüchtern, ergreife ich die Macht, um das
    Land zu regieren.
    Der liebe Hiro sagte immer, sie müssten ihn zurückhalten, damit er nicht jeden mit dem Schwert in Stücke hieb, der ihm unter die Augen kam. Ja, sie waren wirklich Heißsporne, diese jungen Männer. Bis Masa kam und ihnen allen Disziplin beibrachte.«
    Taka hatte mit ihrem Fleisch gespielt und merkte auf. Das war ihr Vater, über den Tante Kiharu da sprach. All das hatte etwas mit ihm zu tun. Deswegen war ihre Mutter so aufgewühlt.
    Fujino hatte den Blick gesenkt und starrte auf den Tisch, ihre runden Wangen gerötet. Um Fassung bemüht, riss sie das Teezeremonie-Papier in Fetzen.
    »Das war mal ein Mann!«, trällerte Tante Kiharu unbekümmert. Nichts konnte sie aufhalten, wenn sie erst einmal in Fahrt war. »Diese breiten Schultern und der bullige Nacken. Er überragte alle. Und diese Augen. Man hatte das Gefühl, er könnte direkt durch einen

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