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Die Tochter des Schmieds

Die Tochter des Schmieds

Titel: Die Tochter des Schmieds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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lange und aufmerksam an.
    – Möchten Sie es kaufen? fragte der Kaufmann, der ein Geschäft witterte. Seit einem halben Jahr stand dieses Bett nun schon
     herum. Nahezu alle Bewohner dieser kleinen Stadt schliefen auf dem Boden auf Matratzen oder Sitzkissen oder auf dem Diwan,
     und selbst von den Reichen schien zur Zeit niemand ein Bett kaufen zu wollen, es gab keinen Anlaß.
    |17| Als Timur nichts erwiderte, fuhr der Kaufmann fort:
    – Werden Sie heiraten? Darf man gratulieren?
    Timur brummte etwas Unverständliches, ohne seinen Blick von dem Bettgestell abzuwenden.
    – Wir können Ihnen natürlich mit dem Preis ein wenig entgegenkommen.
    Der Schmied gab keinen Laut von sich und kniff die Augen leicht zusammen, nickte kurz, dann erhob er sich und umrundete langsam
     das Gestell. Schließlich sagte er zum Kaufmann:
    – Ja, ich werde heiraten. Im Frühling. Im Frühling, wenn alles grün wird und duftet. Nein, ich werde das Bett nicht kaufen,
     aber vielen Dank und einen ertragreichen Tag noch.
    Timur ging gut gelaunt in die Werkstatt, es gab viel zu tun, er würde länger bleiben müssen, wenn er heute noch mit dem Bettgestell
     anfangen wollte. Die Bettpfosten sollten genauso werden wie bei dem Modell, das beim Kaufmann stand, kniehoch und rund und
     glänzend. Und darauf würde er die Latten setzen, genauso wie er es sich abgeguckt hatte. Doch das Kopfteil sollte keine so
     geraden Stäbe wie Gefängnisgitter haben, sondern geschwungene, wie rankende Rosen.
    Er arbeitete fast bis Mitternacht in der Schmiede, und als er schließlich auf seiner Matratze lag, schloß er zufrieden die
     Augen. Ein Stück vom Mond.
     
    Fatma und Timur schliefen in ihrer Hochzeitsnacht zum ersten Mal in einem richtigen Bett. Beide hatten, nachdem sie das Zimmer
     betreten hatten, kein einziges Wort mehr gesagt. Doch als Timur später kurz vor dem Einschlafen war, murmelte Fatma:
    – So schlafen also die Könige.
    Und Timur war nicht nur stolz, sondern auch verwundert, wie genau die Worte das trafen, was er gerade selber empfand. Er fühlte
     sich reicher, mächtiger, beschützter, er fühlte sich groß genug, um die Welt zu beherrschen.
     
    |18| Es war Frühling, sie waren frisch verheiratet, Timur hatte genug Arbeit in der Schmiede, sie hatten Geld, Fatma brachte ihm
     jeden Mittag etwas zu essen, und dann saßen sie ein wenig zusammen und redeten, redeten, bis es für Fatma Zeit wurde, zu gehen,
     und für Timur, weiterzuarbeiten. Das Essen stand meistens noch unangerührt da, aber Fatma wußte, Timur würde es bis zum Abend
     gegessen haben, und er würde wieder Hunger haben, wenn er nach Hause kam, er war ein großer Mann, der hart arbeitete. Es war
     Frühling, sie hatten ein eigenes Zimmer im Haus, das Timurs Mutter von ihrem Mann geblieben war.
    Und so fingen die Probleme an. Zeliha sah, wie sich ihr Sohn um diese junge Frau kümmerte, um dieses Mädchen, wie er ihr fast
     jeden Abend eine Kleinigkeit mitbrachte, ein Stück Stoff, damit sie sich etwas nähen konnte, einen Sesamkringel, ein neues
     Kopftuch, manchmal auch Süßigkeiten oder ein Stück Schokolade. Zeliha sah, wie ihr Sohn die Nähe ihrer Schwiegertochter suchte,
     wie verliebt er war und wie er sie umsorgte.
    Eines Abends, es war schon Sommer, zog sie ihn beiseite:
    – Deine Frau, sie ist faul, sie erfindet Ausreden, um nichtim Haus helfen zu müssen. Heute ist ihr Knöchel verstaucht, und
     morgen hat sie Magenschmerzen. Und wenn sie etwas tut, dann gibt sie sich keine Mühe. Am letzten Waschtag hat sie sich an
     den Waschtrog gesetzt und zwei Stunden lang nicht einmal das Wasser gewechselt. Sie hat unsere Wäsche mit dem schmutzigen
     Wasser gewaschen.
    – Warum hast du nichts gesagt?
    – Das habe ich. Sie hat aufgestöhnt und behauptet, sie hätte das Wasser gewechselt. Sie hat sogar aufgestöhnt. Du solltest
     ihr etwas mehr Respekt beibringen.
    – Mutter, du hattest doch gesagt, sie sei fleißig und zuverlässig.
    – Da habe ich mich wohl vertan, sie ist faul und respektlos.
    Abends im Bett erzählte Timur seiner Frau, daß seine Mutter sich beschwert hatte. Und Fatma sagte mit leiser Stimme:
    |19| – Ich mache wirklich alles, was ich kann. Ich strenge mich an, aber deine Mutter … ist manchmal ungerecht, glaube ich.
    Die Beschwerden häuften sich: Fatma schnitt den Käse falsch, sie schnitt die Spüllappen entzwei, wenn sie Messer abwusch.
     Wenn sie rausging, lief sie absichtlich wie eine Ente, damit sie noch vor dem Winter neue Schuhe bekäme,

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