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Die Tochter des Schmieds

Die Tochter des Schmieds

Titel: Die Tochter des Schmieds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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in Fuats Manteltasche zu stecken.
    Fuat darf nicht in Gegenwart seines Vaters rauchen, weil es eine Respektlosigkeit ist, sich im Beisein der Älteren einem Genuß
     hinzugeben. Man darf sich auch nicht auf dem Diwan lümmeln oder auch nur auf dem Stuhl die Beine übereinanderschlagen.
    Also versteckt Fuat die Zigaretten im Mantel, und häufig ist da auch eine kleine Flasche Rakı, die Fuats Hose ausbeulen würde,
     während Gül sie auf dem Weg nach oben unter ihrem weiten Kleid verbergen kann. Fuat liegt meistens rücklings auf der Matratze,
     und wenn im Zimmer noch Zigaretten waren, raucht er. Ansonsten hat er oft die Hände unter dem Kopf verschränkt und die Augen
     geschlossen. Wenn Gül die Tür aufmacht, richtet er sich träge auf.
    Gül reicht ihm die Zigaretten. Wenn es Rakı gibt, gießt sie ihm zwei Gläser ein. Eins nur mit Wasser, aus ihrer schönen gläsernen
     Karaffe, eins halb und halb, halb Wasser, halb Rakı. Manche Männer nehmen gern einen Schluck Wasser, nachdem sie von dem Anisschnaps
     getrunken haben. Einen Schluck, der dann so süß schmeckt wie Kaffee mit viel Zucker.
    – Heiß muß Kaffee sein, sagt Fuat oft, heiß wie ihre Blicke und süß wie ihre Küsse am ersten Tag und schwarz wie ihre Mutter,
     als sie erfuhr, was geschah.
    Doch er ist kein Kaffeetrinker, und er könnte auch auf die Zigaretten verzichten, bildet er sich ein, aber der Schnaps, den
     genießt er sehr, der muß einfach sein.
    – Stell die Karaffe auf das Fensterbrett, schlägt Fuat vor, dann ist das Wasser kälter.
    Dafür ist Gül die Karaffe aus ihrer Aussteuer zu schön und zu wertvoll. Also stellt sie vor dem Abendessen eine Kupferschüssel
     voll Wasser auf das Fensterbrett, und oft muß sie später die Eisschicht aufklopfen, um das Wasser in die Karaffe gießen zu
     können. Sie hätte nie gedacht, daß sie so etwas mal gern tun würde.
    |217| – Rauch doch eine mit, sagt Fuat fast jeden Abend, aber Gül lehnt immer ab. Ihr Vater raucht nicht mehr, ihre Mutter hat nie
     geraucht, es soll eine schlechte Angewohnheit sein, sagen sie, warum sollte sie dann damit anfangen. Fuat trinkt nahezu fünfmal
     die Woche und bietet Gül jedesmal auch etwas an, und sie würde trinken, um ihm Gesellschaft zu leisten, aber sie hat schon
     oft Betrunkene gesehen und fürchtet sich vor diesem Zustand, bei dem man offensichtlich die Kontrolle verliert.
    Und doch wird sie oft trunken an diesen Abenden. Jetzt fällt es ihr nicht mehr so schwer, zu reden, wie in den Zeiten, als
     sie die Hauptstraße entlangspazierten. Sie erzählt von ihren Schwestern, sie erzählt die Geschichte mit dem Siebmacher, sie
     erzählt, wie die Kinder sie früher gehänselt haben, weil sie einen Dorfdialekt hatte, sie erzählt, welche Farbe die Ringe
     unter den Augen ihrer Mutter hatten, bevor sie starb. Und Fuat sitzt auf einem Kissen, ein weiteres Kissen im Rücken, ein
     zarter Rauchschleier vor seinem Gesicht, und er hört zu. Er hört zu und nickt und sagt
aha
und
oh
oder
das hätte mir nicht gefallen
, oder er schüttelt den Kopf und sagt: Man solls nicht glauben.
    Gül ist oft trunken von den Worten, trunken von dem seltsamen Summen, das sie in ihrem Kopf hinterlassen, vom Klang, von Rhythmus,
     trunken davon, wie weit ihre Worte tragen, auch wenn ihre Stimme nie laut wird. Nur ihren Schwestern hat sie bisher so viel
     erzählt.
    Die Worte zögern auch den Zeitpunkt hinaus, an dem das Licht gelöscht wird. An manchen Abenden redet Gül sehr lange, doch
     Fuat ist nie zu müde, um im Dunkeln noch zu ihr zu kommen.
     
    Nach wenigen Tagen hat Timur sich angewöhnt, seine Tochter morgens vor der Arbeit zu besuchen. Es ist nur ein kleiner Umweg
     für ihn, manchmal bleibt er auf einen Tee, manchmal fragt er nur kurz, wie es geht, sagt allen Hallo und verschwindet wieder.
     Er erzählt, daß Emin einen Milchzahn |218| verloren hat oder Melike die Schule geschwänzt, Gül erzählt, daß sie sich mit ihrer Schwiegermutter gut versteht und sich
     langsam einlebt. Sie erzählt nicht von ihrer Trunkenheit, weil sie keine Worte dafür hat, was die Worte manchmal mit ihr machen.
     Jeden Morgen verbringen Vater und Tochter wenigstens ein paar Minuten miteinander, an manchen Tagen ist es eine halbe Stunde.
    An ihrem siebten Tag als Ehefrau trifft Gül auf der Straße auf die Frau mit dem runden Gesicht und den vollen Wangen, die
     auf der Hochzeit geweint hat. Sie mag vielleicht zehn Jahre älter sein als Gül.
    – Na, mein Mädchen, wie gehts? spricht die

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