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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nadja zu Hause ist. Und dann legte er auf.«
    »Er hat Nadja gesagt? Woher kennt er meinen Namen?«
    »Das fiel mir auch auf. Aber jetzt glaube ich, daß Helena es ihm gesagt hat.«
    »Dann lebt sie? Sie lebt, Boris Michailowitsch?« schrie Nadja hell. »Helena lebt …« Sie faltete die Hände und weinte, und Saparin wagte nicht, ihr zu sagen, daß dies alles nur ein Trick sein konnte, denn mit keinem Wort war Helena erwähnt worden.
    Das Telefon klingelte wieder. Saparin und Nadja zuckten zusammen. Aber es war nur Kriminalrat Boité, der anrief. »Der Kerl hat eben mit Ihnen gesprochen«, sagte er. »Wir haben alles gehört. Natürlich überwachen wir Ihr Telefon. Der Anruf, das haben wir sofort festgestellt, kam aus einer Telefonzelle am Boulevard Haussmann. Der Kerl ist längst weg. Aber er wird noch einmal anrufen, und dann haben wir ihn.«
    An diesem Vormittag, eine halbe Stunde nach dem Anruf, wurde bei der Hausmeisterin ein Brief von einem Straßenjungen abgegeben. Mit bebenden Fingern riß Nadja den Umschlag auf. Der Brief war mit der Schreibmaschine geschrieben, und es war ein billiges graues Papier. »Rufen Sie mich genau um zwölf Uhr mittags von der Auberge St. Denis an und verlangen Sie die Nummer ELY 98-340. Fragen Sie nach Jacques. Ich vertraue Ihrer Klugheit, nicht die Polizei einzuschalten.«
    »Er macht es gründlich!« sagte Saparin und sah auf seine Uhr. »Noch zehn Minuten. Ich kenne das Lokal Auberge St. Denis. Fahren wir sofort, Nadja Grigorijewna …«
    Zum erstenmal seit fünf Tagen verließ Nadja wieder das Haus, und die frische Luft, der Wind, der über die Seine wehte, warf sie fast um. Sie brauchten nur ein paar Straßen zu fahren, bis sie das geschwungene, vergoldete Schild des Lokals sahen. Es war ein gutes Restaurant mit Austernspezialitäten. Die Ober begrüßten die frühen Gäste höflich und legten sofort zwei Gedecke auf, denn wer die Auberge St. Denis um Mittag betrat, hatte nichts anderes im Sinn, als gut zu speisen.
    Saparin sah wieder auf seine Uhr. »Noch fünf Minuten«, sagte er.
    Genau um zwölf Uhr mittags wählte Nadja die Nummer ELY 98-340. Es knackte ein paarmal im Apparat, und dann meldete sich eine tiefe Stimme.
    »Ich möchte bitte Jacques sprechen …«, sagte Nadja.
    »Das bin ich«, sagte die tiefe Stimme.
    »Was wollen Sie? Wie geht es Helena? Ich habe nicht viel Geld, das wissen Sie, aber ich bin bereit, Ihnen alles zu geben, was ich habe.«
    »Alles?«
    »Ja, alles.«
    »Darüber ließe sich reden. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie kommen in den Bois de Boulogne. In der Rue des Moulins, an der Weggabelung zur Großen Kaskade, erwartet Sie ein großer schwarzer Wagen. Sie steigen ein, und man bringt Sie zu mir …«
    »Zu Helena?« schrie Nadja und umklammerte das Telefon.
    »Helena ist bei mir.«
    »Ich komme.«
    »Allein. Punkt neun Uhr abends. Der auf Sie wartende Wagen wird die Scheinwerfer kurz aufblenden, wenn Sie über die Straße kommen.«
    Ein Knacken. Das Gespräch war zu Ende.
    Saparin sah Nadja besorgt entgegen und schob seine Zwiebelsuppe zur Seite, die er notgedrungen bestellt hatte.
    »Alles klar?« fragte er heiser vor Aufregung.
    »Alles, Boris Michailowitsch. Gehen wir.«
    Am Abend fuhr Saparin hinaus in den Bois de Boulogne . Nadja hatte sich geschminkt und ein schlichtes dunkelblaues Kleid angezogen, verführerisch in seiner Einfachheit und raffinierten Enge.
    In der Handtasche hatte sie eine kleine Pistole verborgen. Saparin hatte sie ihr besorgt. »Ich folge Ihnen«, sagte er, »wenn der andere Wagen abfährt. Es ist noch keinem gelungen, mich abzuschütteln.«
    »Und wenn er es merkt?«
    »Ich fahre ohne Licht …«
    »Sie sind verrückt, Boris Michailowitsch.«
    Nadja beugte sich zu Saparin und gab ihm einen Kuß auf die Wange. Dann richtete sie sich energisch auf und ging zu Fuß das letzte Stück zur Rue des Moulins.
    Die hohen Laubbäume des Bois de Boulogne rauschten im Abendwind. Über einen Seitenweg trabten späte Reiter in roten Röcken und schwarzen Kappen. Pferde schnaubten, die Hufe wirbelten den weichen Boden des Reitwegs hoch.
    Saparin saß startbereit hinter seinem Steuer und wartete auf das Blinkzeichen des anderen Wagens. Er stand dicht im Wald und konnte die Straße überblicken, auf der eine Reihe Autos parkte.
    Aber Saparin kam nicht dazu, seine Verfolgung aufzunehmen. Ein großer Mann in einem langen Mantel stand plötzlich am Wagen und tippte Saparin durch das geöffnete Fenster auf die Schulter.
    »Nach

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