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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Montmartre. Pigalle«, sagte der Mann. Er setzte sich auf den Hintersitz, bevor Saparin etwas sagen konnte.
    »Besetzt!« Saparin zeigte auf sein heruntergeklapptes Freischild. »Ich bin bestellt.«
    »Machen Sie keine Sprüche, Chauffeur … zum Pigalle.«
    »Ich sage Ihnen, Monsieur, ich bin besetzt.« Saparin hob die Schultern. Auf der Rue des Moulins blinkte ein Scheinwerfer auf. »Steigen Sie sofort aus!« schrie er.
    Das war das letzte, was Saparin sagte. Ein dumpfer Schlag auf seinen Hinterkopf warf ihn gegen das Steuer und nahm ihm die Besinnung.
    Als er wieder aufwachte, parkte er mit seinem Wagen am Seineufer in der Nähe von Notre-Dame. Es fehlte kein Geld, er war nicht beraubt worden, im Gegenteil – zwanzig Francs lagen neben ihm auf dem freien Sitz.
    Nadja hatte man die Augen verbunden, als sie in den wartenden Wagen stieg. Was sie noch sah, bevor es dunkel um sie wurde, waren zwei Männer mit alltäglichen Gesichtern.
    Nach einer Fahrt, die Nadja unendlich lang vorkam, hielt der Wagen endlich. Jemand ergriff ihre Hände, zog sie vom Sitz und führte sie über eine Treppe in ein Haus. Dort nahm man ihr die Binde ab. Sie stand in einem dunklen Zimmer, nur eine Stehlampe brannte in einer Ecke und verbreitete kaum Licht durch den dicken Schirm aus bemaltem Pergament. Das Zimmer war kostbar eingerichtet mit Barockmöbeln und Damastbezügen, ein großer kristallener Kronleuchter hing von der geschnitzten Decke. Das war das erste, was ihr auffiel. Wohnte so ein Verbrecher? Konnte so ein Mensch leben, der aus der Erpressung anderer verdiente?
    Eine Tür klappte. Nadja fuhr herum und drückte die Handtasche mit der kleinen Pistole an ihre Brust.
    Ein Mann hatte den Raum betreten. Sein Kopf, sein Körper verschwammen im Schatten. Verblüfft erkannte Nadja, daß er einen Abendanzug trug.
    »Wieviel Geld wollen Sie?« fragte Nadja, als der Mann stumm in der Dunkelheit stehenblieb. »Ich habe nicht viel. Aber ich kann Ihnen eine Perlenkette und zwei Rubine der Zarin geben … Es ist das letzte, was ich noch aus Rußland habe … und Helena.«
    »Ich brauche nicht Ihren Schmuck.« Die tiefe verstellte Stimme ließ sie erschauern. »Sie sehen – ich habe Vermögen genug. Aber alle meine Millionen reichen nicht aus, den Stolz von La Russe zu brechen und sie davon zu überzeugen, daß ich sie liebe und begehre wie nie eine Frau zuvor.«
    Nadja Gurjewa wich zurück. Eine wahnsinnige Angst schnürte ihr den Atem ab.
    »Wer sind Sie?« fragte sie tonlos. Der Mann lachte leise.
    »Ihr glühendster Bewunderer. Seit Wochen laufe ich Ihnen nach wie ein Hund. Jede Nacht sitze ich im Moulin Rouge, und mein Herz schmerzt vor Verlangen nach Ihnen. Ich habe Ihnen Blumen und Schatullen mit Schmuck geschickt … man gab sie mir zurück. Sie haben gar nicht Ihre Garderobe erreicht, so stolz sind Sie! Sie haben mich und meine Liebe jede Nacht gedemütigt, indem Sie mich wegstießen wie eine streunende Katze. Wissen Sie, was es bedeutet, eine Frau zu lieben bis zur Selbstaufgabe und dafür immer nur geohrfeigt und ausgelacht zu werden?«
    »Und deshalb haben Sie Helena genommen …« Nadja hatte ihre Handtasche geöffnet. Ihre Finger umkrallten den Griff der kleinen Pistole. Und dann riß sie die Waffe plötzlich heraus und richtete sie auf den Mann, dessen Umrisse sich gegen die hellere Tür abzeichneten.
    »Geben Sie Helena her!« schrie sie wild.
    Der Mann lachte wieder. Er rührte sich nicht und machte keine Anstalten, sich zu wehren.
    »Nadja, warum tun Sie so etwas?« fragte er nur. »Ihr väterlicher Freund, der Graf Saparin, hat Sie falsch beraten. Das mag in Rußland üblich sein … bei mir ist es lächerlich. Wenn Sie schießen, töten Sie mich und sehen Helena nie wieder. Was hätten Sie gewonnen? Ich weiß Ihren Namen übrigens von Helena. Nadja Gurjewa … ein herrlicher, ein wilder Name. Wild wie seine Trägerin. Wer den Namen ausspricht, schmeckt die Taiga auf der Zunge.«
    Nadja ließ seufzend die kleine Pistole sinken. »Wie geht es Helena?« fragte sie leise.
    »Den Verhältnissen entsprechend gut. Der Blinddarm ist entfernt, seit gestern ist sie fieberfrei und hat einen guten Appetit.«
    »Sie … sie ist operiert worden …«, stammelte Nadja. Die Tasche und die Pistole fielen ihr aus den Händen. »O Helenuschka … mein armes Engelchen …«
    »Wir haben sie hier im Haus operiert. Es verlief alles glatt und unter Beachtung aller antiseptischen Maßnahmen. Übrigens war es höchste Zeit. Bis sieben Uhr morgens

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