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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie, so dicht, daß sie sich in der Luft anstießen … dann fielen sie über Helena Feodorowna und die alte Klaschka her und warfen sie in die Felle.
    Der Aufschrei Klaschkas ging unter im Gebrüll der Wölfe. Helena Feodorowna trat um sich und schützte das Gesicht mit den Unterarmen. Der erste Biß drang in ihre Schulter, zerfetzte den Pelz, als sei er Papier. »Nadja!« schrie sie. »Meine arme Nadja!« Sie wälzte sich herum, weinte und drückte das Gesicht tief in die Felldecken. Ein heißer Atem flog über ihren Nacken, an ihrem Ohr zitterte wildes Hecheln.
    »Grischa!« schrie sie da. »Grischa, hilf!«
    Der Schmerz, der sie vom Nacken her durchzuckte, war unerträglich. Als die Nackenwirbel unter den spitzen Zähnen zersplitterten, war sie schon ohnmächtig … den Tod spürte sie nicht mehr.
    Als letzter fiel der alte Fjodor. Mit einem Hieb zermalmte er einem Wolf den Rücken, aber die Axt blieb in dem Körper stecken und wurde seiner Hand entrissen. Wehrlos stand er da, mit hängenden Armen, den Kopf mit dem langen weißen Bart hinauf zum Himmel gerichtet. So starb er, angefallen von vier grauen Wölfen, die sich gleichzeitig in ihm verbissen und seinen Leib in Fetzen rissen.
    Nur zwei Werst weiter war die nächste menschliche Siedlung am Fluß. Pelzjäger mit Gewehren.
    Sie fanden am nächsten Morgen die schrecklichen Überreste von Menschen und Pferden auf dem Eis.
    Nach Petersburg kam die Kunde von dem Drama auf dem Eis des Tobol erst nach vierzehn Tagen.
    »Es ist meine Schuld, o Herr«, sagte Rasputin, als er die amtliche Meldung des Polizeipräfekten in den Händen hielt. Seine Finger zitterten, er küßte das Papier und sank in die Knie. »Wie kannst du mir vergeben?« Eine Woche lang war er darauf aus Petersburg verschwunden. Man sah ihn kurz in Kronstadt, wo er barfüßig durch den Schnee ging und den mächtigen Johannes von Kronstadt, den berühmtesten Priester Rußlands, um Vermittlung zu Gott bat. Drei Tage lang lag er auf den eisigen Steinquadern der Kirche, betete und weinte. Dann fuhr er zurück nach Petersburg und betrat seine Wohnung auf dem Newski-Prospekt wie ein lebender Leichnam. Nadja lief ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. Mit einem tiefen Ächzen fiel er wieder auf die Knie, umfing das Kind mit beiden Armen, preßte es an sich und weinte.
    »Unser Mütterchen Helena ist bei Gott …«, sagte er. »Auf dem Weg zu uns starb sie. Nun bist du allein, mein Engelchen – aber solange ich lebe, wird über dir die Sonne scheinen. Du bist ein Stück von mir, mein Seelchen …«
    Zwei Tage später küßte Rasputin demütig die Hände der Zarin.
    »Wir werden für Nadja sorgen«, sagte die Zarin gütig. »Sie wird im Haus des Fürsten Alexej Petrowitsch aufwachsen, sie wird erzogen werden wie alle Kinder am Hof. Sie wird mit den Großfürstinnen spielen und ihre Lehrer haben. Wenn du für sie bittest, Vater Grigori, weiß ich, daß es ein gutes Werk ist. Ich werde Nadja aufnehmen, als gehöre sie zu uns.«
    Rasputin hob die Hand, und jetzt war es die Zarin, die ehrfürchtig den Kopf senkte.
    »Der Himmel wird es dir danken, Mama«, sagte er mit seiner tiefen, herrlichen Stimme. »Er wird es dir vergelten an deinem Sohn Aljoscha.«
    Ein paar Tage später zog Nadja Grigorijewna Woronzowa in das Palais des Fürsten Petrowitsch, aber auch in Zarskoje Selo bekam sie ein Zimmer, eine Kinderfrau und wurde den Lehrern der Zarentöchter vorgestellt: dem strengen Professor Gilliard, dem Englischlehrer Shilik und der Lehrerin Tintschewa.
    Zum erstenmal sah sie, daß die Zarenfamilie wie in einem goldenen Käfig lebte, zurückgezogen, umgeben von Lakaien und Dienern, abgeschirmt von der Welt. Sogar die Räume der Zarentöchter, der Großfürstinnen Olga, Tatjana, Maria und Anastasia, die ab jetzt zu ihren Freundinnen und Gespielinnen gehören würden, waren bewacht. Zwei riesige Neger, Apty und Jim, saßen an der Tür zum Großfürstinnentrakt des Schlosses. Kein Mann durfte diese Räume betreten, nur Rasputin.
    In dieser Nacht, in einem Zimmer mit goldenem Stuck und seidenen Tapeten, mit warmen Teppichen und einer Dienerin, der sie befehlen konnte und die alles tat, als sei Nadja selbst ein Kind des Zaren, war sie tief unglücklich und weinte bis zum Morgen.
    Sie wollte keinen Prunk, sie wollte nicht die Freundschaft der Großfürstinnen, sie wollte nicht Französisch und Englisch lernen, seidene Kleider tragen und bei einem Tanzmeister tanzen lernen … sie wollte bei Väterchen Grigori sein, ihn

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