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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vom Straßenstaub, einen kleinen Laden, der dem Juden Aaron Prokopiwitsch Bubka gehörte.
    Aaron Bubka musterte seine beiden neuen Käufer einen Augenblick, dann verbeugt er sich. Er rannte um die Theke herum, holte Nadja einen Stuhl und eilte dann in eine Hinterstube, wo kurz darauf Gläser klirrten und eine Flasche entkorkt wurde.
    »Es ist Rotwein!« sagte Bubka, als er mit einem Tablett zurückkam und Nadja und Nikolai zwei große Gläser reichte. »Vielleicht sind Euer Gnaden einen anderen Wein gewöhnt … aber die Zeiten sind schlecht geworden, und wer kann noch den Import der guten Burgunder und Bordeaux bezahlen? Dieser hier ist aus dem Kaukasus …«
    Durstig tranken Nadja und Nikolai ihre Gläser leer, und es war ihnen, als hätten sie noch nie einen solch herrlichen Wein getrunken. Zufrieden sah ihnen Aaron Bubka zu, die Hände auf dem Bauch gefaltet.
    Nikolai Gurjew stellte sein Glas auf das Tablett zurück und wischte sich den Mund.
    »Sie sind der erste höfliche Mensch, Aaron Prokopiwitsch, den wir heute treffen«, sagte er. »Aber ich vermute, daß auch Sie keine Ware mehr im Laden haben, kein Kleid für Nadja Grigorijewna und keinen Anzug für mich.«
    »Kann man es ihnen verübeln, den Kollegen?« Bubka lehnte sich gegen seine alte, abgestoßene Theke. »Vor den Toren der Stadt marschiert die Rote Armee auf. Sie wird Wladiwostok bis nächsten Sonntag erobert haben. Und dann? Sie wissen alle nicht, ob man sie aufhängt oder weiterarbeiten läßt. Ist es nicht verständlich, daß sie ihre Waren verstecken?«
    »Und Sie, Aaron Prokopiwitsch?«
    »Ich kann Ihnen alles verkaufen, was Sie brauchen, Euer Gnaden.«
    »Warum nennen Sie mich Euer Gnaden?«
    »Weil Sie ein Offizier sind!« Bubka lächelte mild über das Erstaunen Gurjews. »Ihre Haltung, Euer Gnaden, Ihre Sprache, Ihre Bewegungen … man kennt das doch! Nicht wahr, Sie sind Offizier?«
    »Ja«, antwortete Gurjew knapp.
    »Und was wollen Sie tun?« Bubka sah Nadja an, ihre bleiche Schönheit ergriff ihn. Vor allem ihre Augen zogen ihn an, eine magische Kraft hatten sie, und es war, als könnten sie einem ins Herz blicken. »Ich weiß, Sie haben keine Angst. Aber Mut allein ist wie das Blasen gegen den Wind, wenn die Bolschewisten kommen. Sie werden auch über Euer Gnaden informiert sein.« Bubka strich sich über seine schütteren grauen Haare. »Wollen Sie Rußland verlassen?«
    »Nicht, wenn es nicht nötig ist.«
    »Es wird nötig sein.«
    »Gibt es denn eine Möglichkeit, Rußland zu verlassen?«
    Es war Nadja, die dies fragte, und zum erstenmal stand diese Frage konkret vor ihnen. Es war ein Augenblick, der Gurjews Herz erzittern ließ. Rußland verlassen!
    »Wenn die Rote Armee in die Stadt einzieht, werde ich auf einem amerikanischen Schiff sein«, sagte Bubka sehr ruhig. »Der Kapitän ist mein Kunde.« Er sah wieder auf Nadja und bewunderte ihre dunklen Augen und ihr schmales Gesicht. »Ich könnte für Euer Gnaden einen Platz reservieren. Keine Kabine, die sind besetzt. Seit Tagen schon. Aber eine Ecke im Laderaum findet sich immer. Wenn es um das Leben geht, fühlt sich ein Bretterboden wie ein Daunenkissen an …«
    »Und was verlangen Sie dafür?« fragte Gurjew.
    »Wieviel Personen sind Sie, Euer Gnaden?« fragte Aaron Bubka.
    »Drei. Meine Frau, ich und unser Kind Helena.«
    »Tausend Dollar!«
    Gurjew sah Bubka entsetzt an. Nadja verzog ein wenig den Mund, aber sie blieb ruhig und sah an Bubka vorbei, der leicht mit den Schultern zuckte.
    »Auch Leben ist ein Geschäft, Euer Gnaden«, sagte er. »Denken Sie nicht, daß die tausend Dollar für mich sind! Oh, wäre das ein Geschäft. Ich muß den Kapitän überzeugen, den Ersten Offizier blind machen, den Lademeister bestechen, den Koch drei Portionen mehr zählen lassen … und die Preise steigen, je näher die Bolschewisten kommen! Wenn ich zehn Prozent übrigbehalte … ist das nicht gerecht?«
    »Nehmen Sie auch Brillanten?« fragte Nadja. Bubka und Gurjew fuhren herum. Nikolai hob beide Hände.
    »Es ist unser Letztes, Nadja!« rief er.
    »Sind sie echt?« fragte Bubka.
    »Von der Zarin.«
    »Lächerlich!« Bubka lachte leise. »Wollen Sie Aaron hereinlegen? Ich verstehe etwas von Steinen. Zeigen Sie sie mir.«
    »Meine Frau lügt nicht!« sagte Gurjew hart. »Ich bin Gardehauptmann des Zaren gewesen.«
    »Wenn auch! Wer Palasttüren bewacht, braucht noch keine Edelsteine der Zarin zu haben.«
    »Kennen Sie Rasputin?« fragte Nadja. Etwas wie Stolz lag in ihrer

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