Die Tochter des Tuchhandlers
beladenen afrikanischen Sklaven. Sie trug ein rostbraunes Kleid und filigranen Goldschmuck, der leise klingelte, als sie sich zu Beatrice beugte und sie auf Wangen und Stirn küsste. Als sie jedoch fürsorglich ihre Hand auf Beatrices Bauch legen wollte, hielt diese sie zurück.
»Es schmerzt noch. Wie schön, Euch zu sehen, Marchesa. Ihr habt Musikanten mitgebracht?«
Bernardina nickte. »Hervorragende Sänger, Flöten- und Lautenspieler. Sie kamen aus Siena, da konnte ich nicht widerstehen und habe sie den Sommer über behalten. Hoffentlich gefallen Euch die Kleinigkeiten, die ich mitgebracht habe.« Sie machte eine einladende Geste zu den Gegenständen, die die Mohren unter Seidentüchern auf Boden und Stühlen aufbauten. Als die kleinwüchsigen Männer, die goldene Halsfesseln trugen, die Sachen zu Bernardinas Zufriedenheit arrangiert hatten, schnippte die Marchesa mit den Fingern, und die Sklaven lüfteten gleichzeitig die Tücher.
Vor Beatrices staunendem Blick kamen Weinkrüge, Körbe mit Pfirsichen, Oliven, Schinken und ein Kuchen zum Vorschein. Auf einem Tablett standen sechs Glaspokale, und daneben lag ein Handspiegel, den Bernardina aufnahm. »Der ist von venezianischen Spiegelmachern. Ich dachte, wo Ihr doch nur liegen könnt, wäre das eine nützliche Sache.«
»Marchesa, das sind überwältigend groÃzügige Geschenke! Wie kann ich Euch je dafür danken?« Gerührt griff Beatrice nach Bernardinas Hand.
»Wie schön, Ihr freut Euch! Dann ist es gut. Lasst uns jetzt eine Kleinigkeit kosten. Ich liebe foccacini .«
»Foccacini?« , rief Beatrice begeistert. »O Marchesa, Ihr könnt Gedanken lesen!«
Ines schnitt die Brote auf und reichte der Marchesa und ihrer Herrin je ein Stück. Bevor Bernardina kostete, machte sie eine Kopfbewegung, und ihre Sklaven gingen hintereinander hinaus. Dann zog die Marchesa einen schlichten Goldring vom Mittelfinger ihrer rechten Hand und gab ihn Beatrice. »Den schenke ich Euch zur Geburt Eurer Tochter.«
Ungläubig bestaunte Beatrice den Ring, der das Siegel der Chigis trug â eine bewurzelte Eiche mit zum Andreaskreuz geneigten Zweigen und einem Sechsberg mit Sechsstern. »Marchesa, wirklich, ich kann nicht â¦Â«
Doch die Marchesa schloss sanft Beatrices Finger um das kostbare Geschenk, bei dem es um mehr als den reinen Goldwert ging. »Er trägt das Siegel meiner Familie. Wer ihn besitzt, steht unter ihrem Schutz. Wir leben in unruhigen Zeiten. Seht in mir Eure Freundin, Euren Schutzengel. Hier bin ich nur die Marchesa eines degenerierten Landadligen, aber in Siena sind die Chigis mächtig, und mein Onkel in Rom verfügt über Einfluss.«
Bewegt drückte Beatrice den Ring an ihr Herz. »Von ganzem Herzen Dank, Marchesa, teure Freundin.«
»Und nun essen wir von diesen foccacini ! Die Früchte stammen von unseren Ländereien.«
Beatrice steckte sich den Ring an den Mittelfinger ihrer linken Hand. Er passte. »Wie steht es um die Truppenbewegungen? Niemand scheint sich mehr dafür zu interessieren.«
»Nein? Vielleicht ist es zu ruhig. Franz I. verhandelt noch in Madrid um seine Freilassung. Solange wird Frankreich keinen Angriff wagen. Aber ich habe gehört, dass Frankreich Frieden mit England geschlossen hat.«
»Hat das irgendwelche Folgen für Italien?«
Bernardina Chigi überlegte kurz und winkte Ines, damit sie Wein einschenkte. »Von meiner Familie aus Rom weià ich, dass der Papst ein groÃes Bündnis anstrebt, eines, das Schottland, Ungarn, Navarra, Venedig, Savoyen, Ferrara, Lothringen und Geldern, die Schweiz und Montferrat einschlieÃt.«
»All diese Staaten verbünden sich gegen den Kaiser und gegen uns?«
»Ich vergesse immer, dass Ihr eine Ghibellinin seid. Wer ist dieser Karl, und wer ist âºunsâ¹? Politik ist eine heikle Angelegenheit, ein Spiel, bei dem gewinnt, wer den Trumpf in Händen hält. Im Moment liegt er bei Karl, weil er Franz gefangen genommen hat. Ãber kurz oder lang wird Franz frei sein, weil er alle Zugeständnisse, die sie fordern, machen wird. Aber genauso schnell wird er sie wieder brechen, und dann wendet sich das Blatt.«
»Auf welcher Seite steht Ihr?«
Die Marchesa lachte. »Auf meiner! Nur auf meiner, Beatrice! Und jetzt lasst uns über erquickliche Dinge sprechen. Dieser Maler, Pontormo, hat ein groÃartiges Porträt von
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