Die Tochter des Tuchhandlers
die Steuereintreiber vor Ãbergriffen zu beschützen.«
»Ja, ja, aber ich möchte trotzdem, dass ihr gleich jetzt zwei Männer zum Ponte Sisto schickt!«, befahl Niccolò.
»Aber â¦Â«, hub der Beamte an, wurde jedoch vom giudice zur Räson gebracht.
»Jetzt!«
»Was soll mit der Leiche geschehen?« Fra Giovanni war zu ihnen getreten.
Beatrice machte eine ratlose Handbewegung.
»Wir bestatten Fremde manchmal auf unserem kleinen Friedhof unten am Fluss. Wenn Ihr möchtet, können wir das für Euch in die Wege leiten.« Fra Giovanni sah sie an.
Der Richter nickte. »Das scheint mir eine gute Lösung. Ich glaube Tomeo gut genug zu kennen, um zu wissen, dass er damit einverstanden wäre.«
Jede Minute, die Beatrice noch im Ospedale dei Fatebenefratelli verbringen musste, erschien ihr wie eine Ewigkeit. Sie war so nervös und voller Angst um Giulia, dass sie kaum noch hörte, was besprochen wurde. Sollten sie Federico hier begraben. Ihr war das gleich. Nur Marcina machte sie fast wahnsinnig vor Angst. Aus Rache konnte die Frau alles Mögliche tun â¦
Endlich verlieà sie zusammen mit Niccolò Boncompagni und einem sbirro die Barmherzigen Brüder. Sie hatten den Ponte Fabricio überquert und die Via Arenula gekreuzt, als einer der sbirri , die Niccolò vorhin fortgeschickt hatte, aufgeregt winkend auf sie zurannte.
»Der Siebmacher, den wir suchen, lebt im Lungotevere dei Tebaldi! Vico hat ihn gefunden und ist dort! Sollen wir ihn verhaften, giudice ?« Der junge Beamte war auÃer Atem, aber stolz auf den Fahndungserfolg.
»Meine Tochter? Lebt sie?« Beatrice war den Tränen nahe. Nach allem, was geschehen war, ging es über ihre Kräfte, sich noch länger zu beherrschen.
»Ich weià nicht, Madonna. Da waren mehrere Kinder.« Unsicher blickte der sbirro von Beatrice zu seinem Vorgesetzten.
»Wir kommen sofort mit. Vico ist dort?« Niccolò beschleunigte seine Schritte und ergriff wie selbstverständlich Beatrices Arm.
»Ja.« Der Beamte ging nun schnell voraus und machte ausgreifende Armbewegungen, wenn ihnen Leute entgegenkamen. »Platz für den giudice Boncompagni!«, rief er, und ein Wasserträger sprang fluchend auf die Seite.
Die StraÃe am Tiber unterschied sich deutlich von den weiter landeinwärts gelegenen Gebieten. Zum einen lag das am Tiberwasser, das einen fauligen Geruch verströmte. Wo Gerber und Müller ihre Betriebe hatten, sahen die Wasserfluten noch undurchdringlicher aus, und Beatrice wunderte sich, wie man in dieser Brühe überhaupt lebendige Fische fangen konnte, als sie die Boote mit den Netzen ausfahren sah. Alba schien fasziniert von dem bunten Treiben um sie herum und folgte ihnen, ohne sich über das Lauftempo, in das sie mittlerweile verfallen waren, zu beklagen.
Das Tiberufer war nicht überall befestigt, und oft lagen die flachen Kähne im Schlamm vertäut. Verschmierte Planken führten von den Anlegeplätzen hinunter ins Wasser, und an den Häusern konnte man die Hochwasserstände anhand von Rändern sehen, die das Wasser hinterlassen hatte. Wirtshäuser mit schief hängenden Schildern, Fassaden, die seit Jahrzehnten keinen Anstrich gesehen hatten, Kisten und Ballen, die zum Transport auf dem Fluss bestimmt waren, säumten die nasse, schlüpfrige StraÃe. Es hatte wieder zu regnen begonnen, und in weniger als einer Stunde würde es dunkel sein. Eines der Häuser am Flussufer stach durch eine schön gemauerte Fassade und eine Laterne über der Tür heraus.
»Da wohnt die Pantasilea«, sagte der sbirro abfällig.
»Wer?«, fragte Alba neugierig.
»Sie ist eine Kurtisane und bedient die vornehmen Herren. Oh, da vorn ist es!« Der sbirro verlangsamte das Tempo und zeigte auf ein schmales zweigeschossiges Haus, vor dem Körbe und Siebe ausgestellt waren.
Ein sbirro stand mit verschränkten Armen vor der Tür und musste sich von einem alten Weib beschimpfen lassen, das versuchte, an ihm vorbei ins Haus zu gelangen.
»Ich brauche ein Sieb für mein Mehl! Was soll das? Lass mich durch, du tumber Dickschädel!«
Niccolò ging an der keifenden Frau vorbei und betrat mit Beatrice und Alba das Haus. Beatrices Herz raste, und sie versuchte, in dem Kindergeschrei, das ihnen entgegenschlug, die Stimme ihrer Tochter zu erkennen, aber es schien kein Säugling darunter zu sein. Der Flur war so
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