Die Tochter des Tuchhandlers
ein Tablett herein mit einer Mokkatasse und Kuchen, der den Duft von Zimt verströmte. »Frisch gebacken. Die Köchin weiÃ, was sie tut. Wenn Ihr mir ab und an einen Scudo für sie gebt, bäckt sie Euch das Nürnberger Schmalzgebäck, das Ihr so gern mögt. Ãbrigens, ich habe gerade von Nina etwas erfahren, das Euch interessieren wird â¦Â« Mit der Mokkatasse in der Hand machte Ines eine bedeutungsvolle Pause.
»Sag schon!«
»Na ja, es ging um Euren Mann â¦Â«
»Ines, sag es mir sofort!«
»Tja, Nina trifft sich mit einem der Botenjungen, und der überbringt öfter Briefe an eine Signora Marcina Porretta. Die Briefe sind immer von Ser Federico. Manchmal sind wohl auch Geschenke dabei, denn dann muss er kleine verschnürte Päckchen mitnehmen, und Signor Federico ist immer sehr darum bemüht, dass niemand etwas davon mitbekommt, vor allem nicht Signor Buornardi oder die Signora«, schloss sie ernst und gab Beatrice die Tasse.
»Er hat eine Geliebte«, brachte sie leise hervor. Was hatte sie erwartet? Einen liebenden Ehemann? »Ich war wirklich naiv, Ines, naiv und unglaublich dumm. Er beleidigt mich, und dabei bin ich ihm völlig gleichgültig. Ist sie eine Kurtisane?«
»Nein, danach habe ich Nina auch gleich gefragt. Sie ist eine anständige Frau und wohnt in der Via Guinigi.«
In der Nähe lag das Hospital Santa Caterina, in dem Beatrice oft in Begleitung ihrer Mutter gewesen war. »Ich war schon lange nicht mehr in Santa Caterina und sollte wieder einmal dorthin gehen â¦Â«
»Ihr könnt da nicht hin. Der Pöbel ist in Aufruhr wegen der verdammten Rebellen. Euer Mann ist ein guter Fechter! Zumindest darauf könnt Ihr stolz sein.«
»Stolz? Darauf, dass er eine vendetta mit den Poggios angezettelt hat? Nein, ganz sicher nicht.« Beatrice probierte den Kuchen, der leicht und nicht zu süà war. »Köstlich! Wie heiÃt die Köchin? Sie ist jeden Scudo wert, wenn alles so gut ist wie dieser Kuchen.«
»Plantilla, aber Ihr lenkt ab. Ich sehe Euch doch an, dass Ihr etwas plant. Madonna, da drauÃen stechen sie sich gegenseitig ab!« Klirrend lieà Ines das Kuchenmesser auf den Tisch fallen.
»Ãbertreib nicht. Der Pöbel freut sich über jede Gelegenheit, seine Mordlust ausleben zu können. Du weiÃt doch selbst, wie begierig sie in Scharen kommen, um den Hinrichtungen beizuwohnen. Ekelhaft ist das! Aber wahrscheinlich geht es uns in Lucca zu gut. Da wird eben aus ein paar wenigen Rebellen gleich ein kriegerischer Angriff auf die Republik.«
»Immerhin haben sie die Zitadelle besetzt!«
»Wie lange können sie die halten? Also schön, wenn die Rebellen gefasst sind, gehen wir dem Hospital Santa Caterina einen Besuch abstatten.«
Ines verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen. »Ihr könnt doch nicht einfach bei dieser Frau an die Tür klopfen und sie fragen, ob sie auch etwas für die armen Kranken geben will!«
»Das ist gar keine dumme Idee, Ines. Und jetzt sprechen wir nicht mehr darüber.« Die Holzscheite knisterten und fielen zusammen. Beatrice rückte dichter ans Feuer. »Ich wünschte, der Frühling käme endlich. Ich hasse diese Kälte!«
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Der Winter verschwand im Februar, gleichzeitig mit der Bedrohung durch die Rebellen. Nach einer Woche stürmten Stadtknechte und bewaffnete Luccheser die Zitadelle, ohne dass es zur befürchteten Explosion des Munitionsdepots kam. Acht der Aufrührer wurden nach Folterung auf der Piazza vor der Zitadelle gehängt. Drei Rebellen, unter ihnen ein junger Poggio, hatten entkommen können und waren über die pistoiesische Grenze geflüchtet. Doch nach dieser Niederlage war vonseiten der Poggios wohl kein erneuter Aufruhr zu befürchten. Aus Norditalien drangen vereinzelte Meldungen über Kampfhandlungen zu ihnen, die kaiserlichen Truppen kämpften verbissen um Pavia.
Beatrice lebte sich langsam im Haushalt der Buornardis ein. Sie hatte sich angewöhnt, Ser Buornardi morgens im Kontor zu besuchen. Der alte Mann diktierte ihr Briefe und fragte sie nach ihrer Meinung, wenn es um die Qualität von Stoffen oder die Auswahl neuer Muster ging. Agostino schien sich daran nicht zu stören, sondern gab ihr sogar selbst Listen zur Durchsicht. Ginevra und ihre Familie waren bereits wenige Tage nach den Hochzeitsfeierlichkeiten wieder abgefahren, und Federico sah sie
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