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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich, daß mich
beide mit ungläubigen Gesichtern anstarrten. Mapleton spießte vorsichtig ein
Stück Heringsfilet auf die Gabel und kaute extra lange darauf herum.
    »Ich weiß, diese Frage berührt
Ihre Privatsphäre .« Er räusperte sich bedachtsam.
»Aber ich muß sie stellen, um meines zukünftigen Erben willen: haben Sie
Geisteskrankheiten in Ihrer Familie, Slaker ?«
    »Okay«, seufzte ich, »wenn Sie
mir nicht glauben, dann sehen Sie doch selbst nach .«
    »Gewiß«, sagte er schnell.
»Sobald ich mein Frühstück beendet habe, hole ich den Schlüssel .«
    Dann betraten Wotherspoon mit
Frau das Speisezimmer. Ich trank meinen Kaffee aus und erhob mich.
    »Ich warte draußen auf Sie«,
sagte ich zu Mapleton.
    »Bin in zehn Minuten da«,
versprach er.
    Als ich das Zimmer verließ,
stieß ich fast mit Beth Allard zusammen. Sie trug ein sackartiges, grünes
Kleid, und zunächst fiel es mir schwer, mich an den wohlproportionierten und
beweglichen Körper darunter zu erinnern.
    »Guten Morgen, Larry.« Sie
blinkte mich mit ihrem Pferdegebiß an. »Ich bin heute morgen so hungrig, daß ich einen ganzen Ochsen
verspeisen könnte. Weiß gar nicht, warum.«
    »Du solltest nackt
herumlaufen«, schlug ich vor. »In Kleidern kommst du nicht zur Geltung .«
    »Und das im englischen Wetter?«
Sie kicherte. »Du mußt verrückt sein !«
    Sie fegte an mir vorbei ins
Speisezimmer, und ich schritt durch die große Halle in die frische Luft hinaus.
Es war ein herrlicher Morgen. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen blauen
Himmel, und alle Vögel sangen. Langsam ging ich zu der steilen Steintreppe, die
zum Burgverlies hinunterführte, und wartete. Zwei Minuten später tauchte Boris
mit ängstlichem Gesicht auf.
    »Mapleton kommt gleich mit dem
Schlüssel«, verkündete er. »Willst du es dir bestimmt nicht noch einmal
überlegen, Towarischtsch ?«
    »Natürlich nicht«, knirschte
ich. »Da unten liegt der Körper eines Toten. Eines Ermordeten!«
    »Wenn du ihn schon letzte Nacht
gefunden hast«, sagte er zögernd, »warum hast du es dann nicht gleich gemeldet ?«
    »Weil ich dachte, daß es bis
heute morgen Zeit hätte«, antwortete ich. »Es war sowieso zu spät, Burke noch
zu helfen .«
    »Warum wollte ihm jemand ans
Leben ?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen? Irgendwer hat ihn in seinem Zimmer eingeschlossen, damit er nicht
mit uns ins Burgverlies kommen konnte. Und hinterher, als ich ihm von dem Gespenst
erzählte...«
    »Wovon erzählte ?« wimmerte Boris.
    »Wir sahen den Geist von Lady
Christine«, fuhr ich fort. »Wenn du mir nicht glaubst, kannst du Mapleton oder
Allard fragen. Die waren beide zugegen .«
    »Ein echtes Gespenst?«
    »Kann ich nicht beurteilen«, antwortete
ich. »Für mich sah es echt genug aus. Deshalb war Burke auch so entschlossen,
selbst nachzusehen. Vielleicht wurde er getötet, weil er herausfand, daß das
Gespenst nur Bluff war. Oder er mußte sterben, als er seine Echtheit
feststellte .«
    »Da komme ich nicht mit«, sagte
Boris. »Aber bei genauerem Überlegen will ich es auch gar nicht wissen .«
    Mapleton erschien mit dem
Schlüssel in einer und einer großen Taschenlampe in der anderen Hand. Er
grunzte zur Begrüßung und stieg dann die Treppe hinunter; wir folgten ihm. Der
Schlüssel knirschte im Schloß, dann schwang die Tür mit dem mir schon bekannten
Protestknarren auf. Tageslicht sickerte in die Folterkammer und erhellte die
Schwärze zu einem dunklen Grau.
    »Also«, begann Mapleton, »der
Augenblick der Wahrheit ist gekommen .«
    Er knipste die Taschenlampe an
und richtete ihren Strahl auf die Eiserne Jungfrau. Sie war leer.
    »Ist das Ihre Auffassung von
Humor, Slaker ?« fragte Mapleton eisig.
    »Die Phantasie des
schöpferischen Schriftstellers«, blubberte Boris. »Unglücklicherweise überreizt
durch die Burg, die Sage und...«
    »Ach, halt’s Maul !« fuhr ich ihn an.
    »Ich warte immer noch auf eine
Erklärung, Slaker«, sagte Mapleton steif.
    »Ich habe die Wahrheit gesagt«,
versicherte ich. »Als ich letzte Nacht hier herunterkam, stand Burkes Leiche in
der Eisernen Jungfrau. Ein Dorn war mitten durch seine Stirn getrieben. Er war
mausetot .«
    »Danach hat er sich erholt und
ist davongegangen, nehme ich an«, meinte Mapleton trocken.
    »Und der Fußboden schwamm vor
Blut«, fügte ich hinzu.
    Langsam suchte der Lichtstrahl
den Steinboden ab. Zwar trug er reichlich Blutspuren,
aber keiner der Flecken war noch feucht. Einige von ihnen mochten wenige
Stunden,

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