Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
Nummer sicher, glaub mir.«
    Angesteckt von seinem Misstrauen, sah ich in beide Richtungen die Straße entlang, wobei ich auf alles achtete, was als unauffällig galt: jemand auf dem Beifahrersitz eines Autos, ein Jogger, der Dehnungsübungen machte, oder eine Mutter mit einem Kinderwagen. Ich überlegte, wohin wir gehen konnten. »Ich kenne da ein kleines Hotel …«
    »Gute Idee«, schnitt Adrian mir das Wort ab. »Dann geben wir uns mal Mühe, sie abzuschütteln, sollten sie hier irgendwo herumschwirren.« Für Sekunden entspannte ein Lächeln seine Gesichtszüge.
    Ich musste ihn nur ansehen, um zu wissen, dass er vorhatte, der Überwachungsmacht von
BGS&R
ein weiteres Mal ein Schnippchen zu schlagen. Mit Hilfe dessen, was sich zwei Jungen und drei Mädchen vor vielen Jahren für eines ihrer Detektivspiele von ihren Vätern hatten beibringen lassen.
    Adrian umarmte mich auf eine Weise, die jedem Beobachter vorgaukeln würde, dass er sich von mir verabschiedete. Dabei flüsterte er mir ins Ohr, er würde mich um zehn Uhr im KaDeWe erwarten, an einem Treffpunkt meiner Wahl. Ich entschied mich für einen ganz bestimmten Fischstand in der Foodabteilung. Bevor wir uns voneinander lösten, schärfte er mir ein, diese Leute keinesfalls zu unterschätzen. Gleich darauf ging er mit einem Winken Richtung Bergmannstraße davon. Ich sah ihm noch einen Moment nach und lief dann zurück ins Haus.
    Nachdem ich meine Umhängetasche aus der Wohnung geholt hatte, ging ich hinunter in den Keller. Dort gab es eine Tür, die in einen winzigen Hinterhof führte, in dem die älteren Hausbewohner im Sommer ihre Wäsche aufhängten. Vorbei an noch feuchten Bettlaken gelangte ich schließlich durch einen Durchlass in der Mauer in den Hinterhof des angrenzenden Hauses der Parallelstraße. Von dort aus schlug ich einen Bogen zur Bergmannstraße, mischte mich unter die vielen Menschen und ließ mich von ihrem Strom bis zur nächsten U-Bahn-Station treiben. Ich fuhr eine Station, stieg wieder aus und wanderte gemessenen Schrittes so lange, bis ich eine fast menschenleere Straße erreichte. Ich lief bis zur ersten Kreuzung, machte auf dem Absatz kehrt in die Richtung, aus der ich gekommen war, und achtete ganz genau auf die wenigen Passanten. Niemand schien meine Richtungswechsel mitzumachen.
    Im Laufschritt landete ich in einem Park, wo ich in ein langsames Tempo wechselte. Dabei sah ich mich immer wieder um und änderte auch hier mehrfach abrupt die Richtung. Obwohl mir der Gedanke an mögliche Verfolger ein mulmiges Gefühl verursachte, spürte ich, wie gut mir die Bewegung tat. Noch eine weitere Stunde wechselte ich zwischen Bus und U-Bahn und drängelte mich schließlich durch das Kaufhaus, bis ich ein wenig atemlos und verschwitzt an dem Fischstand ankam. Adrian wartete dort bereits auf mich und verdrückte gerade ein Heringsbrötchen.
     
    In der Pension, die in der Nähe des Ku’damms lag, hatte ich vor zwei Jahren über mehrere Wochen hinweg in jedem Zimmer eine Wand bemalt. Die Besitzerin war überglücklich gewesen, hatte keine Sekunde lang mit meinem Honorar gehadert und mir versichert, für mich würde stets ein Zimmer bereitstehen, sollte meine Wohnung einmal überschwemmt sein.
    Die Darmstädter Straße wurde auf Stadtplänen leicht übersehen, da sie nur ganz kurz war. Dabei lohnte es, sie sich genauer anzusehen. Mit ihren aufwendig restaurierten Altbauten war sie ein kleines Schmuckstück. Ich blieb vor einem dieser Häuser stehen und sah mich noch einmal nach allen Seiten um, bevor ich mit Adrian in den zweiten Stock stieg. Die Pensionswirtin erkannte mich sofort wieder und kam mir mit ausgebreiteten Armen entgegen. Falls ich gekommen sei, um nach meinen Bildern zu sehen, müsse sie mich enttäuschen. Alle Zimmer seien gerade belegt. Seitdem ich mich ihrer Wände angenommen hätte, sei ihre Pension wegen des künstlerischen Ambientes zum Geheimtipp geworden.
    Meine Enttäuschung war wohl unübersehbar, denn sie gestikulierte aufgeregt und versicherte mir, für Notfälle gebe es immer noch ein Reservezimmer. Eigentlich eine Kammer, aber gemütlich. Ob wir sie wollten? Nach einhelligem Nicken geleitete sie uns über knarrende Dielen ein Stockwerk höher ans Ende des Flurs, wo sie mir den Schlüssel in die Hand drückte. Ob wir Lust auf ein spätes Frühstück hätten? Bei ihrer Frage meldete sich mein Magen mit einem lauten Knurren. Also ja, meinte sie mit einem Lachen. Sie würde es uns aufs Zimmer bringen, wir sollten ihr

Weitere Kostenlose Bücher