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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Der Moment, wenn du etwas fast Unmögliches geschafft hast, wenn du der Sieger bist, hat etwas sehr Erhabenes, Adrian. Er hält in seiner Intensität kaum etwas anderem stand.
    Um diesen erhabenen Moment, diesen Kick, immer wieder auskosten zu können, hatten sie, wie ich Carls Zeilen verstand, neben dem klassischen Detektivgeschäft eine kleine, sehr exklusive Spezialabteilung aus der Taufe gehoben, die nichts anderes tat, als im Kundenauftrag unter der Hand Informationen zu beschaffen.
    Das Prinzip ist denkbar einfach. Kontaktiert uns jemand wegen eines zwielichtigen Auftrags, dann lehnen wir diesen Auftrag ganz entschieden ab. Die ernsthaft Interessierten geben sich damit jedoch nicht zufrieden und bohren weiter. Verpackt als Negativ-Beispiel erwähnen wir schließlich sichtlich entnervt den Namen einer Detektei, über die gemunkelt werde, sie könne jede beliebige Information beschaffen. Gleichzeitig warnen wir davor, solche Leute zu beauftragen. In der Regel wird diese Warnung in den Wind geschlagen.
    Wendet sich derjenige also an diese Detektei, wird von dort der Auftrag mündlich an eine zweite Detektei weitergeleitet, die sich auch wieder nur mündlich an unsere Spezialabteilung wendet. Es versteht sich von selbst, dass beide Detekteien von unseren Leuten geführt werden, aber nicht bis zu uns zurückverfolgt werden können. So konnten wir den Ruf von
BGS&R
über Jahrzehnte hinweg absolut sauber halten. Niemals ist auch nur der leiseste Verdacht auf uns gefallen.
    Die Informationen würden den Kunden der Spezialabteilung generell nur gegen Barzahlung ausgehändigt. An dieser Stelle nannte Carl die Ziffernfolge des Schweizer Nummernkontos, auf dem sich sein Anteil der Gelder befand.
    Um unserem Anspruch gerecht zu werden, wirklich jede Art von Information beschaffen zu können, mussten und müssen wir uns selbstverständlich immer wieder über eine Reihe von Gesetzen hinwegsetzen. Und da sich Gerüchte nun einmal in alle Richtungen verteilen, besteht immer die Gefahr, einer staatlichen Behörde oder einem dieser Enthüllungsjournalisten ins Messer zu laufen und an einem fingierten Auftrag zu scheitern. Deshalb haben wir es uns zur unumstößlichen Regel gemacht, jeden Kunden ganz genau unter die Lupe zu nehmen, bevor wir die gewünschten Informationen für ihn beschaffen. Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme. Das Ganze hat allerdings nicht nur den Sinn, vermeintliche Kunden von echten unterscheiden zu können. Es geht auch darum, Material über den Kunden in die Hand zu bekommen, sollte er irgendwann einer späten Reue erliegen und versuchen, uns auffliegen zu lassen. Wohlgemerkt: Wir sind Händler, keine Erpresser. Wir benötigen lediglich Druckmittel, um im Zweifel jemanden einnorden zu können.
    Mein Lachen klang eher wie ein Bellen. »Wenn ich das lese, kommt mir die Galle hoch. Sie sind Händler, keine Erpresser. Klingt, als würden sie sich mit ehrenwerten Kaufleuten auf eine Stufe stellen. Dabei tun sie nichts anderes, als Erpresser mit den erforderlichen Informationen zu versorgen. Und mein Vater hat alles auf deinen geschoben. Ist wirklich bequem: Wer stirbt, ist der Sündenbock, und die anderen sind fein raus.«
    »Bevor ich das da gelesen habe, habe ich Alexander tatsächlich geglaubt. Es klang so überzeugend, was er gesagt hat.« Adrian trank einen Schluck Kaffee.
    »Ja, darin ist er gut«, meinte ich bitter und suchte die Stelle in Carls Bericht, an der ich abgebrochen hatte.
    Falls du dich jetzt übrigens fragst, Adrian, ob wir in jedem Fall erfolgreich waren, unseren Auftraggebern also immer das gewünschte Material liefern konnten, lautet die Antwort nein. Es gibt tatsächlich Menschen, denen überhaupt nichts anzulasten ist. Nicht einmal das kleinste verwertbare Vergehen, das ihre Karriere ins Trudeln bringen könnte, mit dem sie erpressbar wären. Anders verhält es sich bei den Auftraggebern selbst. Wer den Auftrag erteilt, mit jedem verfügbaren Mittel nach der Schwachstelle eines Widersachers zu suchen, hat so gut wie keine Skrupel, dafür aber umso mehr kriminelle Energie. Solche Leute haben in aller Regel selbst eine Leiche im Keller. Und in der Überzeugung, jeder habe etwas zu verbergen, schließen sie von sich auf andere. Unsere Kunden wissen übrigens nichts von unserer Geschäftspraktik, uns in jedem einzelnen Fall abzusichern.
    Alles sei jahrzehntelang gutgegangen, fuhr Carl fort. Nie sei ihnen jemand auf die Spur gekommen. Lediglich ein einziges Mal seien sie unvorsichtig

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