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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Zeitpunkt, als das mit Gesa geschah, standen alle noch in engem Kontakt miteinander. Er wird also zweifellos mitbekommen haben, dass ich meiner Mutter weggenommen und an meine Tante weitergegeben wurde. Nur wer unsere Familienverhältnisse sehr gut kennt, konnte wissen, dass ich Amelies Halbschwester bin. Und Thomas Niemeyer kannte unsere Familienverhältnisse.« Als hätte ich alle Zeit der Welt, wandte ich den Kopf zu den beiden Männern, die uns gegenübersaßen. »Ist das alles so weit korrekt?«
    »Wer versorgt dich mit derartigen Informationen?«, fragte mein Vater.
    »Vielleicht habe ich ja das angeblich so kranke Hirn meiner leiblichen Mutter geerbt und im Wahn die Wahrheit erkannt.« Ich ballte die Hände zu Fäusten, so dass sich meine Nägel in die Handinnenflächen gruben. »Wie konntest du ihr das nur antun? Und mir … du hast mir meine Mutter genommen, einfach so, als hättest du nur mal eben mit den Fingern geschnippt, um ein lästiges Insekt zu vertreiben.«
    Mein Vater lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück und betrachtete mich ausdruckslos. Er ließ sich nicht provozieren.
    »Du hast so viel verloren: Amelie und deine Frau, die in einer Klinik dahinvegetiert, zwei deiner Partner«, zählte ich ihm auf. »Deine gewissenlose Form der Informationsbeschaffung hat unglaublich viel Leid verursacht. Im Gegenzug hast du Geld und Macht angehäuft. Wie lautet der Untertitel eurer Drecksabteilung? Wo Geheimnisse Höchstpreise erzielen, ist ein Tabu nichts mehr wert?« Mein Magen krampfte sich zusammen, ich presste die Unterarme dagegen. »Es heißt, Wissen ohne Macht sei nichts wert. Was nichts anderes bedeutet, als dass erst durch Macht aus dem Wissen auch ein Druckmittel entsteht. Ich glaube, man vergisst bei solchen Gleichungen diejenigen, die nichts zu verlieren haben.«
    »Worauf willst du hinaus, Finja?«, fragte Tobias in gefährlich leisem Ton.
    »Die Leute, die ihr mit Material für ihre Erpressungen versorgt habt, hatten genau wie ihre Opfer viel zu verlieren. Deshalb ist niemand ausgeschert. Und deshalb ist es bis jetzt gutgegangen. Im Gegensatz zu denen habe ich nichts zu verlieren. Nicht mehr. Meine Schwester und meine leibliche Mutter sind tot, meine Tante hat sich noch nie wirklich für mich interessiert, und den Vater, den ich glaubte zu kennen, habe ich durch einen sehr schmerzhaften Erkenntnisprozess verloren.«
    Sein Blick kam einem Scanner gleich. »Du könntest noch mehr verlieren. Vergiss nicht den Namen, den du dir als Künstlerin gemacht hast. Ist er dir gar nichts wert, oder vertraust du darauf, dass ein Skandal deine Popularität noch steigern würde? Solltest du das tatsächlich glauben, verkennst du die Folgen völlig. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dich noch irgendjemand in seine Wohnung lassen würde, sollte dein Vater in die Schlagzeilen geraten.«
    »Glaubst du, meine Karriere ist mir so viel wert, dass ich dafür meine Überzeugungen verraten würde?« Ich schüttelte den Kopf. »Es ist schon schlimm genug, dass ich im Zuge all dessen selbst zu einer Schnüfflerin mutiert bin. Inzwischen frage ich mich allerdings, ob es nicht besser gewesen wäre, ich hätte mich mit euren Lügen zufriedengegeben. Aber diese Frage führt letztlich zu nichts.« Meine Kehle war so trocken, dass ich husten musste. Ich trank einen Schluck Wasser. »Ich bin nicht so naiv zu glauben, der Untergang von
BGS&R
könne Machenschaften wie eure in Zukunft verhindern. Es wird wieder jemanden geben, der den Hals nicht voll bekommt und seine kriminelle Energie einsetzt, um für sich selbst das größtmögliche Stück des Kuchens zu ergattern. Aber eine Parallelwelt wäre zumindest zerstört, nämlich eure.« Ich sah von einem zum anderen. »Was ist das für eine Bilanz? War es das alles wert, wenn ihr dafür euren Lebensabend hinter Gittern verbringen müsst?«
    Während zwei Kellner unser Essen brachten, wurde kein Wort am Tisch gesprochen. Erst als die beiden außer Hörweite waren, räusperte sich mein Vater.
    »Finja, willst du dich selbst zum Narren machen? Was glaubst du, lässt sich mit ein paar DVD s anfangen?« Er hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Nichts. Keine einzige lässt sich mit uns in Verbindung bringen.«
    »Ich habe Vaters Bericht im Kopf«, meldete Adrian sich mit kaum unterdrückter Wut zu Wort. »Vielleicht nicht jeden einzelnen Satz, aber es würde ausreichen, um euch in erhebliche Erklärungsnot zu bringen.«
    Tobias’ mitleidige Miene war nur

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