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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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jemand deswegen vier Menschen umbringt?«
    »Wenn darauf zum Beispiel ein Kapitalverbrechen zu sehen ist. Aber in einem solchen Fall wären sofort die Behörden eingeschaltet worden. Wir sind eine der renommiertesten Wirtschaftsdetekteien, Finja, da wird so etwas nicht mal eben unter den Teppich gekehrt. Da gibt es ganz klare Direktiven. Wenn du die nicht einhältst, kann es ziemlich schnell steil bergab gehen.«
    »Klare Direktiven nützen überhaupt nichts, wenn einer der Partner sie unterläuft, um vielleicht einen nicht ganz legalen Auftrag anzunehmen.«
    Von innerer Unruhe getrieben stand Adrian auf und machte Anstalten, sich auf die Schaukel zu setzen, traute sich jedoch nicht, über das Bild zu laufen, das aus der Vogelperspektive New Yorker Häuserschluchten zeigte.
    »Keine Sorge«, beruhigte ich ihn, »das ist Panzerglas.«
    Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und ließ sich dann auf dem Holzbrett nieder. Mit einem Blick zur Decke prüfte er, ob die Haken auch sein Gewicht halten würden. Erst als er sich dessen sicher war, verschränkte er die Füße unter dem Sitz und schaukelte vor und zurück. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er wegen irgendetwas mit sich zu ringen. »So, wie es aussieht«, sagte er, ohne mich anzusehen, »kocht Tobias tatsächlich sein eigenes Süppchen. Zumindest beschäftigt er eigene Leute. Ich habe mich heute Morgen mit unserer Buchhalterin unterhalten. Sie hat mir eine Liste aller Mitarbeiter gegeben und mich an den Aktenschrank unserer Personalfrau, die nur an zwei Vormittagen in der Woche im Büro ist, gelassen. Ich hatte etwas gut bei ihr«, sagte er und hob den Blick. »Bei den festangestellten Leuten konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Die kenne ich inzwischen auch alle, genauso wie die freien Mitarbeiter. Aber darüber hinaus gibt es ein paar Freie, denen für ihre Dienste immer mal wieder Geld überwiesen wird, über die jedoch keine Personalakten existieren. Wenn jemand ein- oder zweimal für uns tätig wird, ist das auch ganz normal, aber die Leute, um die es hier geht, scheinen über Jahre hinweg ganz regelmäßig im Einsatz zu sein. Sie …«
    »Hast du mal eine der Rechnungen gesehen, die sie an
BGS&R
stellen?«, unterbrach ich ihn. »Darin müsste doch stehen, was genau sie für die Detektei tun.«
    »Sollte man annehmen. Aber aus den Rechnungen, die sie mir gezeigt hat, kannst du so gut wie nichts entnehmen. Die sind so allgemein gehalten, dass alles Mögliche dahinterstecken könnte. Und genau das ist es, was mir Sorgen macht.« Er setzte die Füße auf, um die Schaukel zu stoppen. »Jeder Detektiv muss in seiner Rechnung seine Tätigkeit exakt beschreiben. Sobald er jedoch den rechtlichen Rahmen verlässt, wird alles sehr allgemein gehalten. Damit muss sich der Auftraggeber natürlich einverstanden erklären, vor allem hinterher, wenn es ans Bezahlen geht. Zwar gibt es kaum einen Detektiv, der ohne Vorkasse arbeitet, aber damit lässt sich ja längst nicht alles abdecken.«
    »Das heißt, die Tätigkeiten, die sich hinter eher allgemein gehaltenen Rechnungen verbergen, sind nicht legal?«
    Er nickte. »Da, wo es in den strafbaren Bereich geht, gibt es allerdings überhaupt keine Rechnungen. Da wird ausschließlich schwarzgearbeitet und bar bezahlt.«
    »Das heißt, wir sollten dankbar sein, dass überhaupt Rechnungen existieren und
BGS&R
sich allem Anschein nach nur in einer Grauzone bewegt«, meinte ich trocken.
    Adrian machte einen großen Schritt über das Bodenbild und setzte sich in den türkisfarbenen Sitzsack vor dem Fenster. »Die Buchhalterin meinte, diese Mitarbeiter tauchten nie in den Büros auf und würden ausschließlich an Tobias berichten. Und nur er würde deren Rechnungen abzeichnen. Sie habe ihn mal gefragt, was es mit diesen Leuten auf sich habe, und er habe geantwortet, die Detektei sei auf Gesichter angewiesen, die auch den anderen Mitarbeitern nicht bekannt seien. Eine reine Sicherheitsmaßnahme, sozusagen ein Trumpf im Ärmel.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte an die Bootsfahrt über den Tegernsee, die für Amelie und mich im Streit geendet hatte. Eine realitätsblinde Idealistin hatte sie mich genannt. Hatte sie von diesem Trumpf in Tobias’ Ärmel gewusst?
    Adrian drehte sein Weinglas zwischen den Händen. »Ich habe noch etwas herausgefunden«, meinte er zögernd. »Du hast doch einen Brand erwähnt. Mag sein, es ist zu weit hergeholt, aber als ich die Liste der Mitarbeiter

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