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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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liebsten ein Glas Wein.« Er folgte mir in die Küche.
    »Hast du Hunger?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich holte eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank, entkorkte sie und lotste ihn in mein Wohnzimmer. Adrian und Amelie hatten so oft davon gesprochen, mich hier zu besuchen, aber es hatte nie geklappt. Jetzt versuchte ich, das Zimmer mit seinen Augen zu sehen. Mein Schwager war konventionell und liebte eine gewisse Ordnung. Deshalb heftete sich sein Blick sofort an die Kommode, die trotz ihrer vier Füße einen Meter über dem Boden an die Wand gedübelt war. In die oberste Schublade konnte ich nur schauen, wenn ich auf einen Tritt stieg. Sein Blick wanderte weiter zu einem Hocker, der auf der Sitzfläche stand und dessen Beine eine Glasplatte hielten. Von der Decke hing eine Schaukel. Darunter lag ein quadratisches Ölgemälde. In einem alten, offen stehenden Kühlschrank hatten meine Lieblingsbücher ihren Platz gefunden.
    Adrian sah mich an wie jemand, der Mozart liebte und plötzlich mit Zwölftonmusik konfrontiert wurde.
    »Das hält meinen Kopf flexibel«, erklärte ich ihm.
    »Hast du Sorge, frühzeitig zu verkalken?«
    Es war weniger seine Frage als sein Gesichtsausdruck, der mich zum Lächeln brachte. »Ich möchte verhindern, dass sich meine Kreativität irgendwann nur noch in ausgetretenen Pfaden bewegt.«
    »Und das lässt sich verhindern, indem du eine Kommode an die Wand hängst?«, fragte er erstaunt.
    »Das macht dich nervös, oder?«
    Er drehte sich einmal um die eigene Achse, nur um schließlich zu nicken. »Ja«, sagte er, »ich glaube schon. In diesem Raum hätte ich ständig das Gefühl, etwas gerade rücken zu müssen. Fühlst du dich tatsächlich wohl hier?«
    »Sehr.« Ich zeigte auf die Sitzkissen, die um meinen Hockertisch herum drapiert waren. »Wenn du es aushältst, bleiben wir drinnen. Auf dem Balkon komme ich mir im Augenblick wie eine Zielscheibe vor.«
    Er setzte sich in den Schneidersitz und sah zu, wie ich ihm ein Glas Wein einschenkte.
    »Warum hast du nicht angerufen?«, fragte ich, schob die neueste CD von Anna Ternheim in den Player und drehte die Lautstärke so weit herunter, dass die Musik im Hintergrund blieb.
    »Unser Gespräch gestern ist mir nachgegangen«, begann er, nachdem er einen großen Schluck genommen hatte. »Erst wollte ich warten, bis mein Vater wieder nüchtern ist. Aber abgesehen davon, dass er diesen Zustand derzeit nicht sehr oft erreicht, habe ich mir den Alkohol zum Verbündeten gemacht. Ich habe ihn auf Amelies Todesanzeige angesprochen, habe versucht herauszufinden, ob jemand die Partner erpresst. Aber er hat nur vor sich hin gestarrt, den Kopf hin- und herbewegt und immer wieder gesagt: ›Dieses Schwein ist an allem schuld. Er hat sie alle auf dem Gewissen.‹ Wen er damit meinte, habe ich nicht aus ihm herausbekommen. Dann wollte ich wissen, ob Tobias noch ein Geschäft nebenher betreibt. Bei dieser Frage hat er einen hochroten Kopf bekommen. Seine Augen sind fast aus den Höhlen getreten. ›Es war Tobias’ Auftrag‹, hat er gebrüllt. ›Anstatt die DVD s sofort zurückzugeben, behält dieser Idiot sie.‹ Welcher Auftrag, welche DVD s, wollte ich wissen.«
    Adrian war der Schneidersitz offensichtlich unbequem. Es dauerte einen Moment, bis er in eine bequemere Sitzhaltung gefunden hatte. »Es war, als hätte ihn diese Frage von einer Sekunde auf die andere nüchtern werden lassen«, fuhr er fort. »Dabei verzerrte er das Gesicht wie jemand, der gerade feststellt, dass er einen Fehler begangen hat. Und er sagte nur noch, er sei betrunken, ich solle ihn in Ruhe lassen.«
    Ich reckte mich zu der alten Reisetruhe, in der ich meine Süßigkeiten aufbewahrte, holte eine von Eva-Marias Schokoladen hervor und öffnete sie. Während ich mir ein Stück abbrach, erinnerte ich mich an etwas. »Weißt du zufällig, ob
BGS&R
für einen dieser Discounter arbeitet?«
    »Keine Ahnung, das ist nicht mein Gebiet, aber ich kann mich erkundigen. Wieso ausgerechnet ein Discounter?«
    »An dem Tag, als deine Mutter und dein Bruder beerdigt wurden, kam ein Bericht im Radio. Mein Vater wollte ihn unbedingt hören und hat deswegen sogar einen Streit mit meiner Mutter vom Zaun gebrochen. Dabei ging es um illegale Bespitzelungen von Mitarbeitern durch eine Detektei. Einmal angenommen, Tobias hätte auf eigene Rechnung einen solchen Auftrag durchgezogen und vielleicht Mitschnitte aus den Personalräumen zurückgehalten. Was könnte an solchen Mitschnitten so brisant sein, dass

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