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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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sei ich mir keiner Schuld bewusst. »Wieso bist du überhaupt hier und nicht im See?«
    »Weil mir etwas eingefallen ist, das ich noch schnell nachsehen wollte.« Er setzte sich an seinen Schreibtisch und öffnete den Laptop.
    Ich richtete den Blick wieder auf das Bild. »Wie sind eure Sitzpositionen in dem Ruderboot eigentlich zustande gekommen?«
    »Wir haben gewürfelt. So, und jetzt …«
    »Und wie ist es zu der Buchstabenreihenfolge von
BGS&R
gekommen?«
    »Auf die gleiche Weise.«
    »Warum habt ihr nicht einfach die Reihenfolge aus dem Boot übernommen? Das hätte doch eine wunderbare Symbolik ergeben.« Ich drehte mich zu ihm um.
    Seine Gesichtszüge hatten sich ein wenig entspannt. »Uns kam es nicht auf die Sitzposition an, sondern darauf, überhaupt gemeinsam in einem Boot zu sein.«
    »Und es hat nie etwas eure Partnerschaft gefährdet?«
    Er deutete auf mein Bild. »Wenn es Sturm gibt, stemmen wir uns dagegen. Gemeinsam. Das hast du schon ganz richtig eingeschätzt.«
    »Was ist mit dem Sturm, der vor mehr als drei Wochen aufgezogen ist und vielleicht immer noch anhält? Er hat immerhin vier Menschen das Leben gekostet. Carl scheint es im Moment schwerzufallen, sich gemeinsam mit euch dagegenzustemmen. Er wird sich zu Tode saufen, wenn er so weitermacht. Und er redet kryptisches Zeug.«
    »Was?«, fragte mein Vater in scharfem Ton.
    »Gestern Abend hat er zu Adrian und mir gesagt, ihr hättet alles gemacht wie immer, euch abgesichert, um ein Gleichgewicht zu schaffen. Reine Routine. Das Ganze klang so, als wäre diese Routine aus dem Ruder gelaufen. Was habt ihr nur getan, Paps?« Alles in mir sträubte sich dagegen, in meinem Vater und seinen Partnern Kriminelle zu sehen. Aber wenn sie nichts Kriminelles getan hatten, was war es dann, worüber sie so verbissen schwiegen?
    »Finja, ein für alle Mal: Du gehst jetzt hinauf, packst deine Sachen und buchst dir einen Flug. Ich werde dafür sorgen, dass du zum Flughafen gebracht wirst. Anschließend kümmere ich mich um Carl.« Allem Anschein nach ging er davon aus, dass ich seine Befehle ohne Widerworte ausführte, denn er setzte seine Lesebrille auf und vertiefte sich in das, was er auf dem Bildschirm sah.
    Ohne ein weiteres Wort rannte ich die Treppe hinauf und zog mich in Windeseile an, damit ich es schaffte, das Haus zu verlassen, solange mein Vater noch in seinem Arbeitszimmer saß. Bevor ich die Haustür hinter mir ins Schloss zog, schob ich den Alarmsender in die Hosentasche.
     
    Auf dem Weg nach Holz fuhr ich zur Hofpfisterei und kaufte Brötchen. Als auch nach dem dritten Klingeln niemand öffnete, versuchte ich es über Adrians Handy. Es dauerte nicht lange, bis er sich meldete. Seine Stimme klang seltsam gepresst.
    »Habe ich dich etwa geweckt?«, fragte ich und bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen.
    »Nein … mein Vater hatte heute Nacht einen Herzinfarkt. Er liegt auf der Intensivstation.« Adrian atmete schwer. »Ich bete, dass er es schafft.«
    »Wo bist du?«
    »In Hausham, im Krankenhaus Agatharied. Kannst du herkommen, Finja?«
    »Bin schon unterwegs«, rief ich in mein Handy und rannte zum Auto.
    Unterwegs verfluchte ich den dichten Berufsverkehr. Mehr als einmal drückte ich auf die Hupe, nur um festzustellen, dass ich dadurch auch nicht schneller vorankam. Während ich hektisch zwischen Gas und Bremse hin- und herwechselte, war es ein Gedanke, der mich nicht losließ: Wenn Carl jetzt starb, hatte Adrian seine gesamte Familie verloren.
    Zum Glück fand ich schnell einen Parkplatz und lief im Eilschritt auf das moderne Gebäude zu, das eher wie ein Wellnesshotel anmutete denn wie ein Krankenhaus. Am Empfang fragte ich nach der Intensivstation, nahm den Aufzug und schlüpfte kurz darauf in die vorgeschriebene Schutzkleidung. Auf leisen Sohlen näherte ich mich Carls Bett. Der alte Mann lag mit geschlossenen Augen da und schien zu schlafen.
    Adrians Gesicht war ebenso fahl wie das seines Vaters. Und es war voller Kummer. Wie brüchiger Fels, der durch nichts zu stabilisieren war, fiel seine Welt immer mehr in Stücke. »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte er über das Bett hinweg.
    Ich zog mir einen Stuhl zur anderen Seite und setzte mich.
    »Ich mache mir solche Vorwürfe«, flüsterte er. »Hätte ich ihn gestern nicht so aufgeregt, wäre vielleicht gar nichts passiert.« Todunglücklich und in sich zusammengesunken saß er da und starrte vor sich hin. »Wenigstens habe ich ihn rufen gehört. Sonst …«
    »Adrian, dein

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