Die Todesbraut
weit denken, Brigadier?«
»Nicht wahr? Ich bat Kim, uns eine schöne Kanne heißen Tee zu servieren.« Im selben Moment öffnete sich die Tür, und der Ghurka kam mit einem Tablett herein. »Da ist er schon«, rief Ferguson. »Bedienen Sie sich, während ich mich noch eben fertig ankleide.« Damit verließ er den Raum.
Es war kurze Zeit später, als die Cessna Conquest die Rollbahn in Coldwater entlangdröhnte und sich durch die Regenwand in die Luft kämpfte. Auf dem Kopilotensitz neben sich hatte Carson eine Karte ausgebreitet. Grace hatte auf einem der Plätze im hinteren Bereich der Cessna Platz genommen und ihren Koffer zwischen die gegenüberliegenden Sitze geklemmt. Sie sah aus dem Fenster in die undurchdringlichen Regenwolken. Immer wieder bockte das Flugzeug auf und ab und wurde von heftigen Seitenwinden hin und her geschüttelt, während es sich nach oben schraubte. Nach einer Weile brachen sie durch die dichten Regenwolken, aber auch hierhin drang durch das dichte, graue Gewölbe über ihnen kein Sonnenstrahl.
Die heftigen Erschütterungen hatten aufgehört, und die Maschine flog nun gleichmäßig dahin.
»Vorhang auf«, sagte sie leise zu sich selbst. »Erster Akt.« Dann lehnte sie sich zurück und schloß die Augen.
Punkt neun Uhr startete der Learjet in Gatwick und be gann seinen Aufstieg. Ferguson und Hannah saßen nebeneinander, Dillon hatte ihnen gegenüber Platz genommen.
Als das Telefon klingelte, nahm Hannah ab. Sie hörte kurz zu, bedankte sich und legte wieder auf.
»Wer war das?« fragte Ferguson.
»Der Yard. Die Flußpolizei konnte zwar Grace Brownings Motorrad bergen, aber ihre Leiche wurde noch nicht gefunden.«
»Oh, die wird schon noch auftauchen«, meinte Ferguson lakonisch. »Dann gibt es eine wunderbare Beerdigung, und das gesamte Londoner Showbusiness kann in seine Ta schentücher schluchzen.«
»Verzeihen Sie, Sir, aber Sie klingen absolut gefühllos«, rügte ihn Hannah.
»Das mag sein«, entgegnete er ungerührt.
»Was mich betrifft, mir wäre es lieber gewesen, ich hätte sie mit eigenen Augen im Leichenschauhaus gesehen«, meinte Dillon. »Ich bin eine abergläubische Natur.«
»Und melodramatisch«, schnappte Ferguson. »Machen Sie sich lieber nützlich. Der Pilot meinte vorhin, das Wetter in Shannon sei nicht gerade berauschend. Gehen Sie und erkundigen Sie sich noch einmal. Sie sind hier schließlich der Pilot und können es beurteilen.«
Dillon löste seinen Sicherheitsgurt, während Ferguson nach der Times griff, die auf einem Stapel von Zeitungen la g, den er am Flughafen erstanden hatte.
Nach einer Weile bemerkte er: »Da steht es. Die gerichtliche Untersuchung der Todesursache von Rupert Lang ist für heute angesetzt.«
»Hätte Dillon nicht dabeisein müssen, Sir?« fragte Hannah.
»Ich habe beim Innenministerium eine Ausnahmeregelung erwirkt. Ich führte das Ermächtigungsgesetz zwecks Verteidigung des Reiches und all so etwas an, daher akzeptierte der Untersuchungsrichter Dillons schriftliche Aussage. Ich habe sie selbst verfaßt. Ausgesprochen gut gelu ngen. Dillon hat angeblich als Längs Sicherheitsbeamter agiert, Lang habe einen Motorradausflug vorgeschlagen, der dann leider tragisch endete.«
»Was ist mit diesem Schäfer, Sam Lee?«
»Der Kerl kann nicht mehr aussagen, als er mit eigenen Augen sah. Also höchstens, sie seien über den Feldweg gefahren, Lang habe die Kontrolle verloren, sei durch das Gatter gebrochen und so weiter. Die Beerdigung findet morgen in St. Margaret’s in Westminster statt.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß das ein ziemlicher Aufmarsch wird«, meinte Hannah.
»Und ob! Sie werden alle da sein. Der Premierminister und das Kabinett, der Oppositionsführer und nicht zu vergessen die Offiziere der Grenadiere und das Regiment der Fallschirmjäger. Er war schließlich trotz alledem ein Held«, meinte Ferguson. »Militärverdienstkreuz und so weiter, tapferer Offizier. Sie werden ihn mit Stil verabschieden.«
»Der lacht sich noch im Grab ins Fäustchen«, bemerkte Hannah.
»Ja, er war immer ein zynischer Knabe.«
Dillon kam zurück und schlüpfte auf seinen Platz. »Niedrige Wolkendecke, schwere Regenfälle und Turbulenzen über Shannon, das ist die Prognose für den restlichen Teil des Tages.«
»Rechnen Sie mit Schwierigkeiten?« fragte Ferguson.
»Nicht mit den beiden Kerlen im Cockpit, die dieses Ding hier
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