Die Todesgöttin
Maschine sofort zurecht.
Mit Höchstgeschwindigkeit brausten sie in Richtung Westen und dabei dem Gebirge entgegen. Sie landeten auch noch mal zwischen und nahmen Benzin auf.
Suko hatte sich den Fallschirm schon umgeschnallt, Jim Marlowe flog ohne. Ein paarmal hatte er versucht, den Chinesen von seinem Vorhaben abzubringen, doch Suko hatte sich auf nichts eingelassen. Er kannte da kein Pardon.
Der Himmel war von einem herrlichen Dunkelblau. Ein unzählbares Sternenheer verteilte sich wie die Splitter von Diamanten auf dem dunklen Tuch.
Eine Tropennacht wie aus dem Bilderbuch. Normalerweise hätte Suko mehr als einen Blick dafür gehabt, doch seine Aufgabe war wichtiger. Er wusste nicht, ob seine Freunde noch lebten, und er wusste nicht, ob sie auch wirklich in dem Tempel der Göttin gefangen waren.
Wenn er nach unten schaute, sah er kein Licht. Aber er ahnte, dass unter ihm die dunkle und gefährliche Wand des Dschungels lag. Nach Sichtkontakt konnte Jim Marlowe nicht fliegen, er musste sich voll und ganz auf seine Elektronik verlassen, die in das Flugzeug eingebaut worden war. Mandra Korab hatte da nicht gespart, was sich jetzt als großer Vorteil herausstellte.
»Wir haben es bald!« rief Marlowe, als sie bereits an die vier Stunden unterwegs waren.
»Sagen Sie nur früh genug Bescheid, wenn ich abspringen muss«, forderte Suko.
»Klar.«
Weitere Minuten vergingen. Einmal glaubte Suko, ein sich bewegendes Licht zu sehen. Er machte Jim darauf aufmerksam, der jedoch hatte es auch schon entdeckt.
»Das müsste ein Boot sein.«
»Dann sind wir bereits dicht in der Nähe des Flusses.« Marlowe grinste.
»Genau.«
Suko kam nicht umhin, dem Piloten seine Anerkennung auszusprechen.
Marlowe winkte ab. »Das ist alles nicht mehr so schlimm wie früher, wo es kaum elektronische Hilfen gab. Da hatten wir auch keine Suchscheinwerfer wie heute. In völliger Finsternis mussten wir über den Dschungel fliegen und unser Ziel suchen. Das war vielleicht eine Schau, kann ich Ihnen sagen.«
»Trotzdem ist es eine Leistung.«
Jim grinste. »Wenn Sie das sagen.« Dann wurde sein Gesicht ernst.
»Andere Frage, Meister, wie kommen Sie wieder zurück, vorausgesetzt, Sie schaffen es wirklich.«
»Wir schlagen uns zu Fuß bis zum Fluss durch. Wie Sie es auch getan haben.«
»Ist eine ganz schöne Plackerei.«
»Wissen Sie was Besseres?«
»Nein, ehrlich nicht, denn im Dschungel kann ich leider nicht landen.«
Er nickte Suko zu. »Ich fliege jetzt eine Runde. Machen Sie sich bereit.«
»Wir sind schon da?«
»Fast. Sind Sie schon mal gesprungen?«
»Mehrere Male«, erwiderte Suko.
»Das ist gut, da brauche ich Ihnen ja nichts zu sagen, was man als Pilot so alles mitbekommt.«
»Ja, aber nur im Traum«, erklärte Suko. »Als Fallschirmspringer habe ich noch keine Lorbeeren geerntet.«
Jim Marlowe sackte in seinem Sitz zusammen. »O Gott, dann wollen Sie wirklich springen?«
»Bleibt mir eine andere Wahl?«
»Wenn Sie es so sehen, nicht.«
Suko überprüfte seine Ausrüstung. Da saß alles an der richtigen Stelle.
Die Gurte waren straff, der Schirm ordnungsgemäß gepackt. Eigentlich konnte nichts schiefgehen.
Suko drehte sich von seinem Sitz. Noch lag ein Grinsen auf seinen Lippen.
Jim grinste nicht zurück. Er machte sich Sorgen. »Und geben Sie acht, dass Sie nicht in den Kronen irgendwelcher Bäume hängenbleiben. Das kann ärgerlich werden.«
»Danke für den Rat.« Suko befand sich schon am Ausstieg. Er löste die großen Riegel von der Tür und öffnete. Die Maschine befand sich jetzt in einem ruhigen Flug. Da war kein Wind mehr, der sie schüttelte. Für Jim Marlowe war es direkt eine Erholung, so zu fliegen. Und er war hoch genug gegangen, um dem Chinesen einen guten Ausstieg zu garantieren.
Die Tür war offen. Durch die Öffnung pfiff der Wind. Er war kälter als am Boden und wühlte Sukos Haare auf. Er und Jim hatten ein Zeichen ausgemacht. Erst wenn das gegeben wurde, sollte Suko in die Tiefe springen.
Noch schaute er in Marlowes Richtung.
Das Zeichen. Den rechten Daumen stellte Jim in die Höhe und knickte ihn dann ab.
Suko verstand.
Für einen Moment schaute er in die Tiefe. Sie sah unheimlich aus, gerade weil er nichts sah. Keinen Weg, keine Straße, keinen Fluss und auch kein Licht.
Er musste ins Dunkel springen, ins Nichts…
Und Suko stieß sich ab. Instinktiv rollte er sich zusammen, wurde vom Wirbel gepackt, herumgeschleudert, als würden unsichtbare Hände an ihm zerren. Er wusste
Weitere Kostenlose Bücher