Die Todesgöttin
noch einmal die Situation, die er zusammen mit den anderen vorgefunden hatte, als sie den Raum betreten wollten. Da war auf einmal der gefährliche Sog gewesen, der drei von ihnen gepackt und mitgerissen hatte. Wohin mitgerissen?
Suko wusste ebenso wie die anderen Mitglieder des Sinclair-Teams von sogenannten Dimensionsfallen oder transzendentalen Toren. Das waren gewisse Löcher in den Dimensionen, gewaltige Risse, so dass sich einiges verschob.
Plötzlich konnte man von der normalen, dritten Dimension in eine andere, nicht sichtbare hineintauchen. Auf diese Art und Weise gelang es einem Menschen, auch, Zeitreisen zu unternehmen.
Und so eine Zeitreise mussten John, Bill und Mandra Korab auch hinter sich haben.
Zu welchem Ziel?
Das musste Suko unbedingt herausbekommen, und Jim Marlowe sollte ihm dabei helfen.
Der Chinese ging zurück und schloss die Tür.
Jim Marlowe schaute ihn aus großen Augen an. »Nun? Haben Sie etwas erreicht?«
»Nein, wie sollte ich?«
»Aber der Tote war noch da?«
»Natürlich.«
Jim schüttelte den Kopf. »Was machen wir nun, verdammt?« schluchzte er. »Ich weiß nicht mehr weiter.«
»Zunächst einmal müssen Sie die Nerven behalten, Marlowe«, erwiderte Suko. »Ich brauche nämlich Ihre Hilfe.«
Marlowe hob den Kopf, riss beide Augen weit auf und begann bitter zu lachen. »Meine Hilfe? Habe ich richtig gehört, Mister? Wie soll ich Ihnen denn helfen? Schauen Sie mich an. Ich bin ein Versager, ein Nichts, mehr nicht.«
»Unterschätzen Sie sich mal nicht«, sagte Suko. »Sie sind genau der richtige Partner.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich erkläre es Ihnen. Allerdings nicht hier. Kommen Sie, wir setzen uns irgendwo hin.« Sie nahmen in der großen Halle Platz, die von Säulen gestützt wurde und wo dicke Teppiche den Schall der Stimmen dämpften.
Suko erkundigte sich genau danach, was Jim Marlowe erlebt hatte.
Sabra war gekommen, hatte dem Piloten den Vorschlag gemacht, und Marlowe war darauf eingegangen.
Dabei hatte er nicht einmal viel tun müssen. Nur einfach das Zimmer verlassen und fertig.
»Hat Ihnen Sabra nicht gesagt, was er vorhatte?«
»Nein.«
»Und Sie haben auch keine Ahnung, wohin meine drei Freunde verschwunden sein könnten?«
Marlowe schüttelte den Kopf.
»Aber ich«, sagte Suko.
»Sie? Wieso denn? Sie sind ja gar nicht…«
»Moment, Mr. Marlowe, lassen Sie mich ausreden. Wenn man den gesamten Fall Teil für Teil nachhält und alles genau in Betracht zieht, kann man nur zu einem Ergebnis kommen. Meine drei Freunde befinden sich dort, woher Sie geflohen sind.«
Der Pilot verstand. »Im Tempel der Göttin?« fragte er trotzdem.
»Genau.«
»Das gibt's nicht.« Jim schlug sich gegen die Stirn. »Das ist für mich unmöglich, wirklich. Ich drehe hier noch durch. Die können doch nicht einfach in dieses Zimmer hier gehen und dann ganz woanders wieder erscheinen.«
Suko nickte. »Doch, Mr. Marlowe, das können sie. Sie leben lange genug in diesem Land, um es eigentlich begreifen zu müssen. Denken Sie an die Gaukler und Gurus, an die Zauberer und Märchenerzähler sowie die Schlangenbeschwörer. Geht das vielleicht mit rechten Dingen zu?«
»Das sind Tricks.«
»Sehr richtig. Und jetzt erinnern Sie sich bitte an Ihr Abenteuer im Tempel. War das auch ein Trick?«
Jim Marlowe schüttelte den Kopf.
»Da haben wir's. Trotz des Fortschritts der Zivilisation ist Indien das Land der großen Rätsel geblieben. Aber wir werden uns dieses Fortschritts bedienen, um unsere Aufgabe zu erfüllen. Sie sind Pilot, Mr. Marlowe, und in Ihren Händen liegt es zu einem großen Teil, ob ich meine Freunde je wiedersehe. Sie wollten etwas gut machen. Jetzt können Sie es, ich nehme Ihr Angebot gerne an!«
Suko hatte sehr ernst und intensiv gesprochen. Marlowe senkte den Kopf. Er schaute auf seine Schuhspitzen und hob dann die Schultern.
»Bleibt mir eine andere Wahl?«
»Ich kann Sie nicht zwingen.«
»Und woher nehmen wir eine Maschine?«
»Soviel ich weiß, besitzt Mandra Korab ein Flugzeug. Damit können wir starten. Die Startbahn gehört zu seinem Land. Kein Problem.«
»Aber ich finde die Stelle nicht wieder. Zudem ist es dunkel. Fliegen Sie mal im Dunkeln über den Dschungel. Landen kann ich dort auch nicht.«
»Das sollen Sie auch nicht. Ich nehme mir einen Fallschirm mit!« Suko schlug dem Piloten auf die Schulter. »Kommen Sie, mein Lieber, keine Müdigkeit vortäuschen. Wir haben viel zu tun.«
»Dann packen wir es an«, erwiderte Jim Marlowe
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