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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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seinem Büro in der Downing Street. Es war ein Uhr mittags, und er hatte die Gewohnheit, einen leichten Salat zum Lunch zu essen, bevor er über den Parliament Square zum Unterhaus ging. Danach konnte man ihn nicht mehr erreichen. Sein Privatsekretär nahm den Anruf von der Zentrale in Downing Street an und legte die Hand auf die Sprechmuschel.
    »Der amerikanische Präsident.«
    Die beiden Männer kannten einander gut und verstanden sich auf persönlicher Ebene. Das ist nicht unerlässlich, aber äußerst hilfreich. Beide hatten elegante Frauen und junge Familien. Sie begrüßten einander und erkundigten sich nach dem beiderseitigen Befinden. Unsichtbare Techniker in London und Washington schnitten jedes Wort mit.
    »David, ich muss Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Bitten Sie.«
    Der Präsident brauchte nicht mehr als fünf Sätze. Es war ein merkwürdiges Ersuchen, und der Premier war überrascht. Der Telefonlautsprecher war eingeschaltet, und der Kabinettssekretär, der oberste Beamte des Landes, sah seinen Chef misstrauisch an. Bürokraten hassen Überraschungen. Immer waren mögliche Konsequenzen zu bedenken. Pathfinder in einem fremden Land abzusetzen, konnte als kriegerischer Akt aufgefasst werden. Aber wer regierte denn in der somalischen Wildnis? Niemand, der die Bezeichnung Regierung verdiente. Er wackelte mahnend mit dem Zeigefinger.
    »Ich muss mit unseren Leuten reden. Ich melde mich in zwanzig Minuten wieder. Ehrenwort.«
    »Das könnte sehr gefährlich werden, Prime Minister«, sagte der Kabinettssekretär. Nicht für die beteiligten Männer, wollte er sagen, sondern was die internationalen Auswirkungen betraf.
    »Verbinden Sie mich nacheinander mit dem Verteidigungsstabschef und mit dem Direktor Six.«
    Der Militär war der Erste.
    »Ja«, sagte er, »ich kenne das Problem, und ich weiß von dem Ersuchen. Will Chamney hat mir vor einer Stunde berichtet.«
    Er ging davon aus, dass der Premierminister den Direktor der Special Forces kannte.
    »Und, können wir es machen?«
    »Natürlich. Vorausgesetzt, sie werden verdammt präzise gebrieft, bevor sie reingehen. Das ist Sache der Cousins. Aber wenn sie eine Drohne über dem Gebiet haben, sollten sie ihr Ziel glasklar erkennen können.«
    »Wo sind die Pathfinder jetzt?«
    »Über dem Jemen. Zwei Stunden von der amerikanischen Basis in Dschibuti entfernt. Da werden sie landen und auftanken. Bei der Gelegenheit werden sie umfassend gebrieft. Wenn der junge Offizier, der das Kommando hat, damit zufrieden ist, wird er Will in Albany Barracks informieren und um grünes Licht bitten. Grünes Licht kann aber nur von Ihnen kommen, Prime Minister.«
    »Das kann ich Ihnen innerhalb der nächsten Stunde geben. Das heißt, ich kann die politische Entscheidung treffen. Die technische Seite liegt bei Ihnen, den Profis. Ich habe noch zwei Telefonate zu erledigen, und dann melde ich mich wieder.«
    Der Mann vom SIS – vom MI6 oder kurz » SIX « –, den er an den Apparat bekam, war nicht der Direktor, sondern Adrian Herbert.
    »Der Chief ist außer Landes, Prime Minister. Aber ich arbeite seit ein paar Monaten mit unseren Freunden an diesem Fall. Wie kann ich helfen?«
    »Sie wissen, was die Amerikaner wollen? Sie wollen eine Pathfinder-Einheit von uns ausborgen.«
    »Ja«, sagte Herbert, »das weiß ich.«
    »Woher?«
    »Unsere Lauschaktivitäten sind umfangreich, Prime Minister.«
    »Wussten Sie, dass die Amerikaner keine Rakete einsetzen können, weil sich ein westlicher Agent im Gefolge dieses Mistkerls aufhält?«
    »Ja.«
    »Ist es einer von unseren?«
    »Nein.«
    »Gibt es sonst etwas, das ich wissen sollte?«
    »Bei Sonnenuntergang wird wahrscheinlich auch noch ein schwedischer Offizier der Handelsmarine, eine Geisel, in seiner unmittelbaren Umgebung sein.«
    »Woher, zum Teufel, wissen wir das?«
    »Es ist unser Job, so etwas zu wissen, Prime Minister«, sagte Herbert und nahm sich vor, Mrs. Bulstrode einen Bonus zu spendieren.
    »Ist es denn machbar? Beide Männer herauszuholen? Und die Zielperson zu eliminieren?«
    »Das ist eine Frage an das Militär. Solche Dinge überlassen wir denen.«
    Der britische Premierminister wäre kein Politiker gewesen, wenn er keinen scharfen Blick für Vorteile gehabt hätte. Wenn britische Pathfinder einen schwedischen Schiffsoffizier dort herausholen könnten, würden die Schweden ziemlich dankbar sein. Die Wertschätzung könnte bis hinauf zu König Carl Gustaf reichen, und der könnte es Königin Elizabeth gegenüber

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