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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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und Grigorievs Leiche auf die Fahrbahn geschleift, seiner eigenen Aussage nach in der Annahme, dort würde der Tote schneller gefunden. Er selbst hatte ein paar Straßen weiter ein Taxi zum Hotel genommen und war am nächsten Morgen abgereist.
    «Und die verschwundenen Ermittlungsakten? Wusste er davon?»
    «Angeblich nicht. Weißt du, warum er Elena Grigorieva geheiratet hat, seinen Worten nach?»
    «Lass mich raten: Um seine Schuld zu sühnen, als Wieder-gutmachung.»
    «Genau. Ein eigenartiger Typ, aber kein kaltblütiger Verbrecher. Ich nehme an, dass Teräsvuori irgendwie von dem Fall Grigoriev erfahren und Liikanen zur Zusammenarbeit er-presst hat. Aber das gibt Liikanen natürlich nicht zu.»
    «Hat er den Mord an Noora Nieminen gestanden?»
    «Nein. Er behauptet, er hätte Teräsvuori für den Täter gehalten.»
    «Wieso das denn?», rief ich. «Hat Teräsvuori die Tat zugegeben?»
    «Nicht direkt, aber er soll gewisse Andeutungen gemacht haben.»
    Da kam eine der Frauen des Nachbardezernats, die offensichtlich ein Auge auf Koivu geworfen hatte, an unseren Tisch und holte ihn zum Tanzen. Pihko forderte mich auf, und ich hatte meinen Spaß daran, wie sorgfältig er darauf achtete, meinen Bauch nicht zu quetschen. Wir sprachen über das Jurastudium und über die Aufstiegsmöglichkeiten, die es im Polizeidienst erschloss. Schon leicht berauscht gestand mir Pihko, er träume davon, eines Tages Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium zu werden.
    Nach dem Tanzen musste ich dringend auf die Toilette. Als ich zurückkam, fasste mich Pertti Ström am Arm und dirigier-te mich an einen freien Zweiertisch.
    «Möchtest du was trinken? Ich geb dir ein Bier aus.»
    Ströms ungewohnte Freigebigkeit war sicher darauf zu-rückzuführen, dass ich zur Zeit nur alkoholfreies Bier trank.
    Für sich selbst bestellte er Starkbier.
    «Das muss gestern ein schlimmer Tag für dich gewesen sein», sagte er, als die Getränke endlich auf dem Tisch standen. Bis dahin hatte er mir von der Hotelsauna vorgeschwärmt.
    «Der schönste meines Lebens war es sicher nicht.»
    «Da haben selbst deine viel gepriesenen sozialen Fähigkeiten versagt, als die Nieminen beschlossen hat, ihrem Exliebhaber die Gedärme aus dem Leib zu pusten. So ist das mit der Mutterliebe. Na, wenigstens weißt du, was dir bevor-steht, du werdende Mutter!»
    Ich starrte ihn sprachlos an. Es war bei uns ungeschriebenes Gesetz, niemals einem Kollegen sein Missgeschick unter die Nase zu reiben, denn jeder von uns konnte in eine ähnliche Situation geraten. Doch für Ström schien diese Regel nicht zu gelten.
    «Nun überleg doch mal, Kallio! Findest du, dass du dich gestern richtig verhalten hast? Teräsvuori könnte noch am Leben sein, wenn du verhandelt und auf Zeit gespielt hättest.
    Aber nein, du verlässt dich auf deinen persönlichen Charme und stürzt dich auf eine Tussi, die mit einem Jagdgewehr rumfuchtelt. Du hast wohl geglaubt, sie wirft die Waffe weg, wenn du sie bloß ansiehst, was?»
    Ich fand keine Antwort, und das passierte mir selten.
    «Denk doch mal nach! Die ganze Operation stand unter deinem Kommando. Und was passiert? Fehlentscheidungen.
    Ein Toter. Daraus muss man ja wohl den Schluss ziehen, dass dir die nötigen Führungsqualitäten abgehen.»
    Jetzt begann mein Gehirn wieder zu funktionieren. Ganz offensichtlich wusste Ström in der Beförderungsfrage mehr als ich.
    «Hast du Gerüchte gehört?»
    Bevor er antwortete, zündete Ström sich eine Zigarette an und blies mir den Rauch direkt ins Gesicht. Mit voller Absicht.
    «Nun ja, man hört so einiges. Zum Beispiel, dass Taskinens Ernennung fast sicher ist. Und natürlich darf der ausschei-dende Dezernatsleiter seinen kleinen Liebling auf seinen alten Posten hieven …»
    «Taskinens Ernennung fast sicher?», fragte ich ungläubig, ohne den letzten Satz zu registrieren. «Ich dachte, dieser Typ aus Turku hätte die Stelle schon in der Tasche?»
    «Nee, den wollen sie nicht mehr, seit sich herausgestellt hat, dass er einer von den Polizisten ist, die in den Immobili-enskandal verstrickt sind. Da hilft es auch nicht, dass der Polizeichef ein alter Kumpel von ihm ist. Jyrki wird noch vor Mittsommer ernannt.»
    «Woher weißt du das überhaupt?»
    «Wenn man mit den richtigen Leuten auf den Schießstand geht, erfährt man allerhand», sagte Pertti kühl. «Überleg dir, was du tust, Kallio. Wenn du dich um Taskinens Stelle be-wirbst, sorge ich dafür, dass Teräsvuoris Angehörige dir ein

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