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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ihre Schilderungen? Der Strand lag gleich am Ende der Straße, und es gab einen kleinen Bach und eine Steinbrücke, wo Johannisbeeren wuchsen, die sie gepflückt und daraus Marmelade und Törtchen und …«
    »Leo, ganz so war es wohl nicht«, hatte Miranda gesagt. »Du weißt doch auch, was sie erzählt hat. Es hat die ganzen Sommerferien über geregnet. Und vermutlich waren überall Fliegen.«
    »Ja, und der Wind hat ständig geheult, und sie musste die meiste Zeit im Haus bleiben«, hatte Juliet hinzugefügt.
    »Sie hat die Ferien bei ihrer Großmutter geliebt«, hatte Leo beharrt. »Und ihr werdet das Haus auch lieben, wenn ihr es erst einmal seht.«
    »Der hat doch wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank«, hatte Miranda Juliet zugezischt, als sie allein in der Küche waren. »Mehr Geld als Verstand. Ich hatte geglaubt, der Sportwagen wäre schon Grund zur Sorge, aber das hier ist völlig irre.«
    »Lass ihn doch. Er hat das Auto doch auch wieder verkauft. Du weißt doch, wie das ist. Er wird jedes Jahr an ihrem Todestag so seltsam.«
    »Dann kann er ja nach Hobart fliegen und ihr ein Vermögen an Blumen aufs Grab legen. Aber nicht mal eben ein Haus in der Wildnis Nordirlands kaufen.«
    »Donegal gehört zur Republik Irland.«
    »Juliet, es ist mir egal, und wenn es mitten in Beirut liegt. Warum verpulvert er unser Erbe für ein Haus, in dem niemand von uns jemals wohnen wird?«
    »Weil ihm dieses Haus etwas bedeutet.«
    »Für dich ist das schön und gut. Du lebst ja nur ein, zwei Flugstunden entfernt. Was ist mit mir und Clementine und Eliza, auf der anderen Seite der Welt? Das ist doch lachhaft.«
    »Ist es nicht.« Leo war ihnen in die Küche gefolgt. »Es ist mein Geschenk an euch alle. Ich kann es mir doch leisten. Ich kann mir auch die Flugtickets für euch alle leisten. Und selbst, wenn es nur ein Mal im Jahr ist, zu einer unserer Weihnachtsfeiern. Bitte, Mädchen. Es würde mir so viel bedeuten.«
    Und so geschah es. Durch wunderbares Organisationstalent war es ihnen in den letzten fünf Jahren gelungen, sich zu einer ihrer Weihnachtsfeiern in Donegal zu versammeln. Miranda beklagte sich jedes Jahr.
    »Ein Mal, Juliet, nur ein einziges Mal möchte ich Nein sagen. Nur um zu sehen, was passiert.«
    »Er ist alt. Und unser Vater. Die Familie ist sein Ein und Alles.«
    »Und nach seinem Tod? Was dann?«
    Daran mochte Juliet nicht denken. Sie ging in die Küche und stellte die Blumen, die sie am Morgen in Killybegs gekauft hatte, in Vasen. Sie war gerade mit dem Arrangieren fertig, als ihr Handy klingelte.
    »Leo!« Seit ihrem vierzigsten Geburtstag redete sie ihren Vater mit dem Vornamen an. Ihre Schwestern hatten es ihr nachgetan. »Endlich! Wo steckst du denn?«
    »Hallo, mein Küken. Ich bin in Paris, ich steige jetzt gleich in den Tunnel-Zug.«
    »Paris? Was machst du denn da? Ich habe unzählige Nachrichten in deinem Hotel in London hinterlassen.«
    »Die habe ich eben erst bekommen. Aber ich hatte von einem wunderbaren Museum in Nordfrankreich gehört und mit dem Direktor Kontakt aufgenommen. Er hatte mich eingeladen und mir fantastische Dinge gezeigt, die sonst nicht öffentlich zu sehen sind. Wir waren bestimmt zehn Stockwerke unter der Erde, ich hätte dort Tage verbringen können. Ich brenne darauf, euch alles zu erzählen. Hast du Stift und Papier? Dann gebe ich dir meine Ankunftszeiten.«
    »Ich muss dir etwas sagen …«
    »Warte einen Augenblick, Juliet. Die Verbindung ist furchtbar schlecht. Ich muss mir einen anderen Platz suchen.«
    Juliet ging zum Fenster und schaute zu, wie eine dicke schäumende Welle auf die Bucht zurollte. Dann kam Leo wieder ans Telefon. Er wollte eine oder zwei Nächte in London bleiben, von dort aus nach Belfast fliegen und sich für die zweistündige Fahrt nach Glencolmcille ein Auto mieten. Ende der Woche wäre er bei ihr.
    »Das wird eine unserer schönsten Weihnachtsfeiern, das spüre ich in meinen alten Knochen. Wann kommen die anderen? Ist Maggie etwa schon da?«
    »Nun, nein.« Juliet verfluchte wieder einmal ihre Schwestern. Immer überließen sie es ihr, schlechte Nachrichten zu überbringen. »Leo, sie kommt nicht.«
    »Sie kommt was ?«
    »Maggie kommt nicht. Sie hat am Wochenende angerufen. Sie schickt ihre Geschenke per Express, aber sie selbst wird dieses Jahr nicht mit uns feiern.«
    »Aber sie liebt doch unsere Treffen. Vielleicht rufen wir alle gemeinsam an, wenn wir in Donegal sind? Vielleicht ist es noch nicht zu spät, um sich …«
    »Ich hab

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