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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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es hielt, davon abzuhalten, unkontrolliert zu zittern. „Er hat mit ihr geredet?“, fragte er mit kaum verhohlenem Misstrauen. „Ja. Und ihre Hand gehalten. Aber als er uns gesehen hat, ist er davongeeilt.“ Lodovico fixierte Christoforo neugierig. In einem Reflex schloss sich die Hand des Generals fester um die Klinge des Messers, und bevor ihm klar wurde, was er tat, fühlte er heißes Blut den Handballen hinabrinnen und auf sein modisch geschnittenes Wams tropfen.
     
    Ohne dass es ihm bewusst war, war er aufgesprungen – das Gesicht grau und blutleer. „Oh, mein Gott! Du hast dich verletzt!“ Als Desdemona den Blutfaden sah, der an seinem Unterarm hinablief, ließ sie ihr Besteck fallen, schob hastig den Stuhl zurück und eilte zu der Stelle, wo er – von Kopf bis Fuß bebend – wie angewurzelt dastand. Kaum berührte sie jedoch seine Finger, schien er aus der Taubheit zu erwachen und stieß sie so heftig von sich, dass sie über einen der schweren Stühle stolperte. Mit ohrenbetäubendem Getöse ging das Möbelstück zu Boden, und das Geräusch des Aufschlages hallte laut von den Wänden der Halle wider, über die sich plötzlich bleiernes Schweigen senkte. Alle Augen waren auf Christoforo Moro gerichtet, der nicht die geringsten Anstalten machte, seiner Gattin aufzuhelfen. „Entschuldigt mich“, stammelte er nach einem langen Moment der lastenden Stille und stürmte aus der Halle.
     
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    Jago rieb sich innerlich die Hände. Der Narr wandelte sich bereits unter dem Einfluss seines Giftes. Die gefährlichen Gespinste, die er ihm in den Kopf gesetzt hatte, waren Moro bereits ins Blut übergegangen, und in ihm schwelte es wie in einer Schwefelmine!
     
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    Ohne zu sehen, wo er hintrat, hastete Christoforo in den Hof der Zitadelle hinaus und rang keuchend um Atem. Was hatte er getan? Stöhnend griff er sich an den Kopf, mit dem er am liebsten gegen die Mauer gerannt wäre. Welcher Teufel war es, der ihn in letzter Zeit ritt und sogar dazu brachte, seine eigene Gemahlin dergestalt zu erniedrigen? Ihre entsetzt aufgerissenen Augen schienen ihn von überall her anzustarren. Mit einem Fluch trat er einen leeren Eimer zur Seite und verkroch sich in den tiefen Schatten zwischen zwei Wirtschaftsgebäuden. Zorn, Hilflosigkeit, Eifersucht und Selbsthass lösten sich mit solch rasender Geschwindigkeit ab, dass er vermeinte, der Boden würde ihm unter den Füßen weggezogen. Hinterging sie ihn mit Cassio? Oder war ihr Verhalten reine Höflichkeit? Der Versuch, den Zwist zwischen ihnen zu schlichten? Nutzte Cassio ihre Gutmütigkeit aus? „Cassio, Cassio, Cassio!“, zischte er, da er dem Kerl am liebsten jedes Glied einzeln ausgerissen hätte. Sein Nachfolger! Der Mann, den man in Venedig für fähiger hielt als ihn selbst! Hatte Desdemona schon vorher geahnt, dass es so weit kommen würde und sich deshalb dazu entschlossen, ihn, Moro, mit einem Jüngeren zu betrügen? Er ballte die Fäuste und hieb damit gegen den rauen Stein, bis sie anfingen zu bluten. War dieses wundervolle Geschöpf, das sein Herz in der Hand hielt wie einen zerbrechlichen Vogel, dazu in der Lage, dieses Herz einfach wegzuwerfen? Er spürte, wie ihm der Schweiß aus allen Poren trat, und biss die Zähne aufeinander. Er würde sich bei ihr für sein Verhalten entschuldigen und sie in Zukunft beobachten wie ein Habicht. Seine Augen brannten, und er blinzelte ärgerlich die Tränen beiseite. Aber er würde gleichzeitig Distanz zu ihr wahren, um sein Herz davor zu schützen, von einem Pfeil durchbohrt zu werden, der von keiner türkischen Sehne schnellte!

Kapitel 34
     
Zypern, auf den Zinnen von Famagusta, 21. Juni 1571
     
    Es konnte doch noch schlimmer werden! Obgleich Francesco gedacht hatte, dass die Nachricht von den zwei Dutzend weitreichenden Kanonen, die auf die Hafenmündung gerichtet waren, nicht mehr zu überbieten war, belehrte ihn die Explosion unter seinen Füßen eines Besseren. Der Turm der Arsenal Bastion wurde bis in die Grundfesten erschüttert, als die gewaltige Pulvermenge ein klaffendes Loch in die Mauer sprengte. Die Druckwelle und die scharfkantigen Steinsplitter, die aus dem Herzen der Explosion geschleudert wurden, rissen zahllose Soldaten nahe der Mine in Stücke. Die furchtbaren Schreie der Getroffenen erfüllten die Luft, die plötzlich schwarz war von Ruß und Staub. Augenblicklich – ehe die Venezianer sich von ihrem Schock erholen konnten – stürmten die Türken durch den Krater und setzten

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