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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Salah ad-Din die Stadt von den Kreuzfahrern zurückerobert hatte.
     
    Und bald würde dieser uralte Hafen Zeuge des Aufbruchs der türkischen Armee werden, die Zypern aus den Klauen der Christen befreien und die islamische Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer festigen würde!, dachte Mustafa, als er die grob gepflasterte Straße auf das Stadttor zuritt. Er hatte alle nötigen Anweisungen erteilt, die auch die Erlaubnis für seine Männer beinhalteten, einen Zug durch die Stadt zu unternehmen, sobald ihre Pflichten erfüllt waren. Doch er hatte sie gewarnt: Sollte ihm auch nur die kleinste Beschwerde der Einwohner Latakias zu Ohren kommen, würde dies exemplarische Strafen nach sich ziehen. Sie konnten es sich nicht leisten, den Groll oder gar Hass der Bevölkerung auf sich zu ziehen, zumal deren Beziehung zu den osmanischen Oberherren ohnehin angespannt war. Zudem hatte er ausdrücklich untersagt, die Frauen der Stadt in irgendeiner Art und Weise zu belästigen. Vergewaltigungen und Schändungen würden durch Vollkastration geahndet – eine furchtbare Strafe, die kaum jemand überlebte. Plünderungen oder Überfälle auf Privathäuser, Moscheen oder Kirchen würden mit dem Abhacken einer oder beider Hände belohnt, je nach Schwere des Falles. Er war sicher, dass er sich selbst für den größten Heißsporn unter seinen Männern klar genug ausgedrückt hatte. Schließlich gab es mehr als genug Freudenhäuser entlang der Stadtmauern.
     
    „Ich bin früher schon einmal dort gewesen“, unterbrach Ismail, sein vertrauter Berater, seine Gedanken. „Es ist einfach wundervoll! Sie verfügen über die exquisiteste Inneneinrichtung, die Ihr Euch vorstellen könnt. Und die Mädchen dort …“ Er leckte sich voller Vorfreude die Lippen. Sie waren auf dem Weg zu dem besten Hamam der Stadt. Mustafas Verlangen nach einer ausgiebigen Reinigung nach all den endlosen Wochen ohne die Annehmlichkeiten der Zivilisation war dieses Mal beinahe noch ausgeprägter als nach seiner letzten Reise. Er sehnte sich nach dem Gefühl von heißen und kalten Güssen, die über seine klebrige Haut rannen. Und er konnte es kaum erwarten, seinen Körper zu enthaaren. Die drahtigen, schwarzen Haare, die inzwischen überall sprossen, gaben ihm ein stetiges Gefühl der Unreinheit – beinahe wie ein pelziges Tier. „Leider bin ich zu alt, um die anderen Dienste, die dort geboten werden, in Anspruch zu nehmen“, bemerkte Ismail trocken, wobei sich sein zahnloser Mund zu einem wehmütigen Lächeln verzog. „Ihr allerdings werdet die Mädchen äußerst hilfreich finden, denke ich.“
     
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Zypern, ein Rosengarten in der Zitadelle, März 1571
     
    „Was ist mit dir, Liebste?“ Francesco hatte den Rosengarten betreten, ohne dass Angelina es bemerkt hatte. Sie saß zusammengesunken auf einer der alten, aus knorrigen Olivenbaumstämmen zusammengezimmerten Bänke – einen Brief in der zitternden Hand. Ihr totenbleiches Gesicht war tränenüberströmt, und ihre dunklen Augen waren vom Weinen rot und geschwollen. Sie schien blind für die Pracht der Rosenbüsche, deren erste Blüten vor einigen Tagen aus den prallen Knospen hervorgebrochen waren. Und deren weiße, gelbe, rote und rosafarbene Blätter Farbtupfer in die grüne Wildnis des Gartens malten. „Angelina“, sagte er betroffen, während er sich neben sie setzte und ihr den Arm um die zuckenden Schultern legte.
     
    „Lass mich in Ruhe!“, stieß sie mit erstickter Stimme hervor und schüttelte ihn ärgerlich ab, bevor sie ihm brüsk den Rücken zukehrte. „Geh weg!“ Ohne ihn anzusehen, stieß sie ihn von sich, bemüht, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seine störende Gegenwart zu bringen – etwas, das auf der engen Bank nicht ganz einfach zu bewerkstelligen war. Verdattert starrte er auf ihren Rücken, während verletzter Zorn in ihm aufstieg. Warum stieß sie ihn zurück, wenn er ihr helfen wollte? Warum war sie nur so verdammt dickschädelig? Die Flamme seines Zorns erstickte jedoch schnell, als er sah, dass sie von verzweifeltem Schluchzen geschüttelt wurde. Der Brief, den sie in den zitternden Händen gehalten hatte, war auf den Boden gesegelt, der noch feucht war vom Morgentau. Bevor die dicken Tropfen, die sich an den Grashalmen festklammerten, das dünne Papier durchtränken und die Tinte verwischen konnten, hob Francesco ihn auf und tupfte das Wasser ab.
     
    „Du hast deinen Brief fallen lassen“, stellte er hilflos fest, nicht sicher, was er als

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