Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
Vom Netzwerk:
Karavelle diese Briefe übergeben. Sie enthalten meine Berichte.“ Jago nickte und winkte einen der jungen Soldaten zu sich, die damit beschäftigt waren, die Ringmauer zu verstärken. Als dieser sich die Hände gesäubert hatte und näher getreten war, wiederholte Jago den Befehl des Generals. „Beeilt Euch, sie wollen heute Nacht noch ablegen.“ Mit zusammengekniffenen Augen registrierte Christoforo, dass es sich bei dem Burschen um Angelinas Kavalier handelte. Über diese Angelegenheit musste er dringend mit seiner Gemahlin reden. Aber in Anbetracht der Bedrohung durch die Türken würde die Sache vermutlich länger warten müssen, als ihm lieb war. Sobald der junge Mann die schmalen, hölzernen Stufen – zwei auf einmal nehmend – hinabgeeilt war, wandte der Major seine Aufmerksamkeit wieder Christoforo Moro zu. „Sollen wir zur Zitadelle zurückgehen? Es gibt da noch einige Dinge, die wir mit Marcantonio zusammen durchgehen sollten. Jetzt, wo es ihm wieder besser geht“, fügte er schnell hinzu. Christoforo nickte abwesend, während seine Augen kritisch über die reparierten Stellen glitten.
     
    *******
     
    „ Lasst uns hier entlanggehen“, schlug Jago vor und wies auf einen niedrigen Durchgang, der in den Innenhof der Zitadelle führte. „So ist es kürzer.“ Die helle Kalksteinmauer war an mehreren Stellen mit Moos überwachsen – dort, wo die schwache Wintersonne den Kampf gegen die Feuchtigkeit verloren hatte. Nun, da der Frühling gekommen war und die Temperaturen angenehmer waren als die Wochen zuvor, waren die dunkelgrünen Flecken getrocknet und hatten sich in struppige braungrüne Nester verwandelt. Die beiden Männer duckten sich unter dem Torbogen hindurch und betraten den sonnendurchfluteten Hof. Christoforo blinzelte geblendet und versuchte, die Umrisse der leeren Ställe zu ihrer Linken auszumachen, deren verfallene Holzwände von Fäulnis zerfressen waren. Um zum Hauptgebäude zu gelangen, mussten sie an den alten Ruinen vorbei und den innersten Hof durchqueren, der zu dieser Tageszeit verlassen dalag. Bis auf eine kleine Gruppe von Menschen, die bei den Kanonen stand, welche die östliche Mauer säumten. Als sich seine Augen an die gleißende Helligkeit gewöhnt hatten, erkannte Christoforo seine Gemahlin, die mit Emilia und einem Mann sprach. Dieser hatte Desdemonas Hand in der seinen und schien in ein intimes Gespräch mit ihr vertieft. Sie hing an seinen Lippen und lachte klingend. Die Locken an ihren Schläfen hüpften auf und ab, als sie amüsiert den Kopf schüttelte. Nach einigen Augenblicken hob der Mann Desdemonas Hand an den Mund und küsste sie. Dann wandte er plötzlich den Kopf in Richtung der Näherkommenden. Als er bemerkte, um wen es sich handelte, nahm er hastig sein Barett, verbeugte sich und ging in die entgegengesetzte Richtung davon.
     
    „Das gefällt mir nicht“, murmelte Jago. „Was meint Ihr?“, hakte Christoforo halbherzig nach, während sie – nach einem kurzen Gruß an die beiden Frauen – weiter auf den Eingang zur Burg zusteuerten. Irgendwie schienen ihm seine Beine nicht gehorchen zu wollen, da diese ihn in die entgegengesetzte Richtung zogen. Nur mühsam riss er den Blick von Desdemona los, die ihm lächelnd zuwinkte. Auch wenn ihn ihre Erscheinung anzog wie das Feuer die Motten, zwang Christoforo sich, nicht zu ihr zu eilen und sie an sich zu pressen. Wie unglaublich schön sie war! Er stöhnte innerlich und schalt sich einen liebeskranken Narren. Es gab wichtigere Dinge zu tun! Dinge, die ihrer aller Leben schützen würden! Er würde später Zeit haben, sich mit Desdemona zu unterhalten. Und er wollte nicht nur reden! Nach den zehn Wochen, die sie inzwischen verheiratet waren, raubte es ihm immer noch den Verstand, sie nackt zu sehen, ihre wunderbar weiche Haut zu streicheln und die geheimsten Stellen ihres Körpers mit Küssen zu bedecken. Zugegeben, er hatte sie während der vergangenen Wochen ein wenig vernachlässigt, da seine Gedanken um die osmanische Bedrohung kreisten, aber das würde sich ändern. Schließlich mussten sie weiter versuchen, den heiß ersehnten Nachwuchs zu zeugen. Er schüttelte den Gedanken an seine schöne Gemahlin ab und wiederholte mit einem Stirnrunzeln: „Was meint Ihr?“ „Nichts, Signore “, wich Jago aus und warf rasch einen Blick in die Richtung, wo Desdemona und seine eigene Gattin, Emilia, sich lachend abwandten. Christoforo folgte dem Blick, und die Furchen auf seiner Stirn vertieften sich. „War

Weitere Kostenlose Bücher