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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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gewesen.
    „Wie wäre es mit einer Partie Bridge?“ fragte Ödeschär aufmunternd. „Ich glaube nicht, daß ich mich konzentrieren kann.“
    „Es wäre auch schade, wenn du dich blamiertest, wo du doch sonst so gut spielst. Ich werde nie das Spiel vergessen, wo du mit dem As die Pik-Königin gestochen hast und Pik-Bube übrigblieb. Elegant, Bram, elegant! Ich glaube, ich gehe mal rein und sehe, ob ich eine Mitspielerin finde. Das Geld juckt mir in den Fingern. So geht’s uns alten Spielschwestern eben. Wir sehen uns später!“
    Als Lis Ödeschär gegangen war, bestellte Rut Bram sich noch einen Drink. Sie dachte an Kristoffer und den Sonnenuntergang. Jetzt saß er vielleicht allein dort auf der Terrasse. Sie dachte an seinen großen, runden Bauch und spürte, wie sie zwischen den Schenkeln feucht wurde. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Müde drehte sie sich um.
    „Na, läßt du dich wieder vollaufen, du alter Suffkopp?“
    Bram starrte geradewegs in das runde, strahlende Gesicht der Rektorin Barmerud. Rut mochte Rektorin Barmerud nicht. Sie war ihr zu positiv. Ihr Patentrezept für alle Weltprobleme lautete, daß dam alles nur von der Sonnenseite zu betrachten brauche. Das erfüllte Bram mit Ekel und Widerwillen. „Guten Tag, Barmerud“, grüßte sie kurz angebunden und drehte sich wieder der Theke zu.
    Bestellst du mir auch einen?“ fragte die Barmerud, als seien sie die dicksten Freundinnen. Bram spürte den Arm von Barmerud dicht an ihrem und die Wärme ihres Körpers. Immer mußte die einem so auf die Pelle rücken. Als ob es nicht schon warm genug war. Eigentlich hegte Bram den Verdacht, daß die so eine... na ja, daß sie eben nicht ganz normal war.
    „Was willst du haben?“ fragte sie übelgelaunt.
    „Einen Whisky. Pur!“
    „Einen Whisky pur!“ rief Bram. Plötzlich sah sie ein Streichholz vor ihrer Nase aufflammen. Sie hatte ihr Zigarillo aus dem Aschenbecher genommen, und Rektorin Barmerud gab ihr dienstbeflissen Feuer. Rut nickte anerkennend, hatte aber keine Lust, sich mit ihr zu unterhalten. Diese lesbische Luzia!
    „War das nicht eine tolle Debatte heute nachmittag?“ versuchte es die Barmerud.
    „Ich habe sie nicht gesehen.“
    „Du bist wohl ziemlich beschäftigt“, sagte die Barmerud entgegenkommend.
    Rut Bram antwortete nicht und nahm aus ihrem Glas einen langen Schluck; je mehr sie trank, desto saurer wurde sie. Erst Petronius, dann Kristoffer mit seinem Sonnenuntergang, dann Lis Ödeschär, die ihre Ideen mißbilligte, und jetzt auch noch die redselige, optimistisch gestimmte Rektorin Bermerud. Sie fühlte, wie ihre Hände feucht wurden, und wandte sich ihr zu.
    „Was lernen eigentlich die Kinder in deiner Schule?“ fragte sie unvermittelt.
    Barmerud biß sofort an. „Ler... lernen?“ sagte sie verstört, als sei es etwas ganz Neues, daß dam in einer Schule etwas lernt.
    „Ja, ler-nen, ja!“ wiederholte Bram giftig. „Meine Ba, meine Tochter Ba kam neulich nach Hause und berichtete mir die merkwürdigsten Dinge.“
    „Unser Unterricht steht immer in Übereinstimmung mit den Richtlinien, die wir von der Direktorinnen-Kooperative erhalten, Direktorin Bram“, sagte sie scharf.
    „Das hast du bestimmt schon fünfhundertmal heruntergeleiert.“
    „Liebe Bram, was in aller Welt
    ,Liebe Bram’, wiederholte Bram gehässig im Geiste. Da haben wir es. Dieser schmierige, einschmeichelnde Ton. Den werden wir ihr noch austreiben. „Warum in aller Welt traust du dich nicht zu sagen ,du verdammtes Stück’, wenn du es doch so meinst?“
    „Ich weiß gar nicht, worauf du hinauswillst.“
    Bram gab sich einen Rück. Jetzt war sie richtig in Fahrt. „Das wirst du noch erfahren. Meine Tochter hat doch bei einem gewissen Herrlein Uglemose Zivilisationskunde...“
    „Ja. Herrlein Lisello Uglemose. Ja, und?“
    „Er hat ihren Kopf mit komischen Dingen vollgestopft. Er hat ihnen beigebracht, daß die Männer eigentlich stärker seien als die Frauen und das ganze Elend davon abhänge, daß die Männer das nicht einsehen, denn sonst könnten sie schon morgen die Macht an sich reißen. Was ist das für ein Schnickschnack, Rektorin Barmerud!“
    „O meine Göttin, hat er das wirklich gesagt?“ Die Rektorin begriff jetzt, daß die Direktorin zu Recht erzürnt war.
    „Ja. Er ist ausgegangen von der Maxime unserer Gründermütter, daß die Starken die Schwachen beschützen sollen und es die Aufgabe einer jeden Zivilisation sei, das Unrecht der Natur auszugleichen. So weit, so

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