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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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Sie nickte wie zur Bestätigung, erhob ihr Glas und verschwand in den Billardsalon. Ödeschär fand anerkennende Worte für Plattenberg.
    „Sie hatte heute ihren ersten Menstruationstag und war während der Debatte glänzend in Form“, sagte sie.
    Sie setzten sich an die Bar und bestellten noch zwei Drinks, Ödeschär faßte Bram um die Schulter. Sie waren alte Klassenkameradinnen.
    „Was ist mit der Röhre?“
    „Ja das ist etwas problematisch. Die muß fest wie ein Schraubstock sitzen.“
    „Wovon redest du eigentlich?“
    Bram blickte sie fest an. „Von einem PH für einen Taucheranzug für Männer“, gab sie zur Antwort.
    Ödeschär war verblüfft und nahm einen Schluck. Fassungslos starrte sie ihre Freundin an, legte das Kinn in die Hand und dachte nach. Sie nahm noch einen Schluck. Es wäre ohnehin sinnlos, ihr das ausreden zu wollen. Dafür kannte sie Bram zu gut. Sie wußte auch, daß es um Petronius ging, dem sie damit eine Freude machen wollte...
    „Ich glaube..., ich glaube, das ist ganz unmöglich.“
    Rut Bram schlug mit der geballten Faust auf die Theke, daß einige Gläser überschwappten. Der Barmann kam sofort, wischte alles weg, lächelte Bram freundlich an, die wütend zurückstarrte, und entfernte sich. „Das darf doch nicht wahr sein! Willst du mir nun helfen oder nicht?“
    „Aber Rut. Auch wenn es ginge, findest du wirklich, daß sich so etwas schickt?“
    „Schicken hin, schicken her. Männergerede. Anständige Frauen wie du und ich kümmert es wenig, was sich schickt oder nicht schickt. Wir machen es einfach. Wenn der Junge nun mal auf Tauchfahrten dabeisein will, warum, verdammt noch mal, soll er das denn nicht können?“
    Das hörte sich so, wie es gesagt wurde', ganz vernünftig an. Doch gleichzeitig wußte Lis Ödeschär, daß Bram sich vor zwanzig Jahren bei dieser Vorstellung totgelacht hätte. Doch Leute ändern sich eben, wenn sie Familie haben und für diese sorgen müssen.
    „Ich habe gesagt, wir werden sehen, was ich machen kann. Und das tue ich auch. Ich kann dir zwar nichts versprechen, werde aber alles versuchen. Petronius kann ja auf alle Fälle einmal mit rausfahren und sich ansehen, wie es ist. Es ist hart.“ Ödeschär zuckte die Schultern. Für sie war der Taucherinnenberuf ein Geschäft. Sie hatte darin nie etwas besonders Abenteuerliches oder Faszinierendes gesehen. Sie war Taucherin geworden, weil ihre Mutter Taucherin gewesen war und dam sie schon von klein an mit auf Tauchfahrten geschleppt hatte. Und als sie alt genug war und die Zeit kam, einen Hausstand zu gründen, waren Britobert und zwei andere irrsinnig in sie verliebte Männer bereit, das Kind, das sie trug, anzunehmen. Sie hatte sich für Britobert entschieden — der Vater des Kindes war ein hoffnungsloser Fall — und ihm das Vaterschaftspatronat vorgeschlagen. Nachdem er ja gesagt hatte, stellte sie fest, daß das einzige, was sie wirklich konnte, das Tauchen war. Sie hatte ihn gewarnt. Für den Mann einer Taucherin sei es ein hartes und oft einsames Leben. Doch Britobert stand nur da, mit glühenden Wangen, unendlich glücklich, und streichelte ihren dicken Leib, so als würde dessen Inhalt schon in seinen Armen liegen. Und sie hatte rausfahren müssen, um ihm und dem Kind ein ordentliches Leben bieten zu können. Dank ihrer Mutter wurde sie schnell Schiffsführerin auf dem größten Segelschiff der sechsten Abteilung.
    „Bist du sicher, daß dam dem Jungen diese Flausen nicht mehr austreiben kann? Es gibt doch soviel anderes, was ein junger Mann heutzutage machen kann. Vielleicht Friseur? Es ist heute doch so modern, sich den Bart ondulieren zu lassen.“
    „Sicher, klar. Glaubst du nicht, daß ich alles versucht habe? Aber... er ist nicht ganz... normal.“ Bram bemerkte, daß Ödeschär etwas zusammenzuckte.
    „Baldrian hat erzählt, daß sie auf dem Einführungsball viel Spaß hatten.“
    „Ja, wirklich?“
    „Ja. Und daß Petronius mit einer gut aussehenden Frau, der alle Jungen noch lange nachsahen, ziemlich schnell verschwunden ist. Ich glaube, es muß die junge Maitochter gewesen sein. Ich kannte ihre Großmutter. Eine äußerst interessante Wibsche. Hartnäckig und widerspenstig. Und unwahrscheinlich tüchtig. Die junge Maitochter kommt ganz nach ihr. Ein bißchen aufbrausend und heftig bisweilen, aber sicher und zuverlässig bei der Arbeit. Sie arbeitet in meiner Abteilung.“
    „Petronius erwähnte so etwas“, murmelte Bram. Das war ihr aber völlig unbekannt

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